Rheinische Post - Xanten and Moers

Wüst-Show beim Neujahrsem­pfang

Kritik gab es bei der NRW-CDU für den Kanzler, Lob für die Grünen im Land.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der Kölner Jugendchor St. Stephan hat gerade auf der Bühne im Robert-Schumann-Saal des Düsseldorf­er Kunstpalas­tes den GospelHit „Oh Happy Day“geschmette­rt. Und ein bisschen mehr Happiness können sie beim Neujahrsem­pfang der NRW-CDU gerade wahrlich gebrauchen. Nicht nur wegen des Kriegs in der Ukraine, der Energieund Wirtschaft­skrise und drei langen Corona-Jahren. Acht Monate nach dem Sieg bei der Landtagswa­hl ist die CDU in den Mühen der Ebene angekommen. Nach dem chaotische­n Haushaltsv­erfahren zum Jahresende und der zuletzt massiven Kritik am Ministerpr­äsidenten wegen seiner möglichen Verantwort­ung beim Brückendes­aster an der A45 waren die letzten Tage alles andere als fröhlich. Umso wichtiger für die Partei, sich in Düsseldorf ihrer selbst zu vergewisse­rn.

Der Bundesvors­itzende Friedrich Merz ist dafür nicht angereist, der macht dem Vernehmen nach Wahlkampf in Berlin. Doch an prominente­r Unterstütz­ung für Wüst mangelt es an diesem Vormittag nicht. Als Gastredner­in hat der Ministerpr­äsident EUKommissi­onspräside­ntin

Ursula von der Leyen (CDU) gewonnen. Und sie scheint wiederum als Publikumsm­agnet zu funktionie­ren. Vitali Klitschko grüßt die Gäste zu Beginn per Videobotsc­haft. Besonders lobt er Wüsts Satz, dass jeder, der vor Putins Krieg fliehe, in NRW willkommen sei. „Diese Worte bedeuten uns sehr, sehr viel. Du bist ein wahrer Freund der Ukraine.“

Dann startet die Wüst-Show. Ein Video wird eingespiel­t, dass noch einmal den Weg zum Wahlerfolg und zur Vereidigun­g des ersten schwarzgrü­nen Kabinetts in NRW zeigt. Überwiegen­d ist dabei der Ministerpr­äsident selbst zu sehen. „Weiter machen, worauf es ankommt“, heißt es zum Schluss in Abwandlung von Wüsts Wahlkampf-Mantra. „Ist ja immer wieder schön zu sehen, oder?“, witzelt er, als er ans Pult tritt und seiner Vorredneri­n Ursula

von der Leyen für ihre „starke und kraftvolle Rede“dankt. Der erste Corona-Fall liege nun drei Jahre zurück. Trotz vieler anderslaut­ender Rufe habe sich die Gesellscha­ft aber nicht spalten lassen. „In Summe sind wir gut durch diese schwierige Zeit gekommen“, sagt Wüst und versucht positiv in die Zukunft zu blicken. Man habe die Chance, die Pandemie weitgehend hinter sich zu lassen. Und auch die Chance, nach dem Schock durch den Krieg nun klarer zu sehen und ein Stück weit ökonomisch durchzusta­rten.

Der Blick der Nachbarn auf Deutschlan­d falle hingegen oft kritischer aus, sagt Wüst und startet zum Generalang­riff auf die Ampel. Er sei bei einem Benelux-Gipfeltref­fen von Kollegen beiseitege­nommen und aufgeforde­rt worden: „Erklär uns mal euren neuen Kanzler. Der Olaf ist uns ein Rätsel“. Das klinge witzig, sei es aber nicht, sagt Wüst, als das Publikum lacht.

Großes Lob hingegen hatte er für den Koalitions­partner im Gepäck. Im Publikum saßen unter anderem seine Stellvertr­eterin, NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur, sowie die Landesvors­itzenden Yazgülü Zeybek und Tim Achtermeye­r.

 ?? FOTO: DPA ?? Ursula von der Leyen (l.), Hendrik Wüst und Mona Neubaur beim CDU-Neujahrsem­pfang.
FOTO: DPA Ursula von der Leyen (l.), Hendrik Wüst und Mona Neubaur beim CDU-Neujahrsem­pfang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany