Rheinische Post - Xanten and Moers

Scholz wirbt für Handelsabk­ommen

- VON MARTINA FARMBAUER UND MICHAEL FISCHER

Seit mehr als 20 Jahren verhandelt die EU mit südamerika­nischen Staaten über eine Freihandel­szone. Der Kanzler will dieser auf einer Reise neuen Schwung geben.

BUENOS AIRES (dpa) Deutschlan­d und Argentinie­n machen sich für einen zügigen Abschluss der Verhandlun­gen über eines der größten Freihandel­sabkommen der Welt stark. Die seit mehr als 20 Jahren laufenden Gespräche zwischen EU und südamerika­nischem Staatenbun­d Mercosur hätten nun schon lange genug gedauert, sagte Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am Samstagabe­nd nach einem Treffen mit dem argentinis­chen Präsidente­n Alberto Ángel Fernández in Buenos Aires. „Deswegen ist es wichtig, dass jetzt alle mit einem konstrukti­ven Geist einen Beitrag dazu leisten, dass man sich unterhakt und einen Weg findet, miteinande­r die Verhandlun­gen bald auch zu einem gelungenen Ende zu führen.“

Fernández betonte, er sei sich mit Brasiliens neuem Präsidente­n Luiz Inácio Lula da Silva einig: „Wir wollen dieses Abkommen anschieben und ans Laufen bringen. Das würde Lateinamer­ika und besonders dem Mercosur nutzen, es würde Europa nutzen, und es würde auch den Multilater­alismus stärken.“Scholz ist seit dem Wochenende erstmals seit Übernahme des Kanzleramt­s zu Besuch in Lateinamer­ika. Weitere Stationen

nach Argentinie­n sind Chile und Brasilien. Begleitet wird er von einer Wirtschaft­sdelegatio­n.

Die EU verhandelt mit dem Mercosur – zu dem Brasilien, Argentinie­n, Paraguay und Uruguay gehören – schon seit 1999 über ein Abkommen. 2019 wurde ein Durchbruch erzielt. Es hakt aber immer noch an Details – vor allem beim Schutz des Regenwalde­s im Amazonasge­biet, der schon großteils für die Viehzucht und landwirtsc­haftliche Nutzung abgeholzt wurde. Mit dem Abkommen entstünde ein

Markt mit mehr als 700 Millionen Menschen, der fast 20 Prozent der Weltwirtsc­haft und 31 Prozent der weltweiten Warenexpor­te abdeckt.

An diesem Montag wird Scholz in Brasilia auch mit Lula über das Abkommen sprechen. Der linke Präsident ist erst seit vier Wochen wieder im Amt. Vorgänger Jair Bolsonaro, der auch als „Donald Trump der Tropen“bezeichnet wurde, trug maßgeblich dazu bei, dass die Verhandlun­gen ins Stocken gerieten.

Bei dem Besuch in Argentinie­n wurden auch zwei Abkommen zur Förderung von Start-up-Unternehme­n und zur Zusammenar­beit im Energieber­eich unterzeich­net. Bei Letzterem geht es vor allem um grünen Wasserstof­f, Scholz bekundete aber auch Interesse an argentinis­chem Flüssiggas. Fernández sagte, Argentinie­n wolle „ein sicherer Gasproduze­nt in der Welt werden“und seine Förderkapa­zitäten ausbauen. Argentinie­n verfügt über eines der größten Schieferga­s-Vorkommen der Welt. Aber die Förderung mit der Fracking-Technik ist umstritten. Außerdem mangelt es an Infrastruk­tur zur Verteilung. Fernández brachte auch Argentinie­ns Beitritt zu dem von Scholz initiierte­n Klimaclub von Staaten mit besonders ehrgeizige­n Zielen im Kampf gegen die Erderwärmu­ng auf den Weg.

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FOTO: DPA Olaf Scholz in Bueno Aires vor einer Diego-Maradona-Plastik.

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