Rheinische Post - Xanten and Moers
Geld verdienen mit dem eigenen Elektroauto
Unternehmen müssen Treibhausgas einsparen. Gelingt das nicht, müssen sie zahlen. Hier kommen die E-Fahrzeugbesitzer ins Spiel.
DÜSSELDORF Der Trend zum Elektroauto hält an. Im Dezember wurden erstmals mehr als 100.000 neue EFahrzeuge in Deutschland zugelassen. Obwohl die Anschaffungskosten häufig über denen von Verbrennern liegen, lässt sich mit ihnen langfristig Geld sparen. Nicht nur durch das Stromtanken, sondern auch durch verschiedene Prämien wie die THGQuote. Wir erklären, wie das funktioniert.
Was genau ist die THG-Quote? Die Treibhausgasminderungsquote, oder kurz THGQuote, soll dazu beitragen, Treibhausgase zu reduzieren. Sie steigt jährlich und gibt vor, wie hoch die KohlendioxidEinsparungen im Verkehrssektor sein müssen. Für Kraftstoffprodukte von Mineralölkonzernen liegt die Quote in diesem Jahr bei acht Prozent, 2030 sollen es schon 25 Prozent sein – die Einhaltung ist gesetzlich vorgeschrieben. Doch nicht alle Unternehmen schaffen das. Sie haben zwei Optionen: eine Strafe zahlen oder Emissionsrechte nachkaufen. Von Letzterem können EAutoHalter, die CO2Emissionen einsparen, finanziell profitieren.
Was kann ein E-Fahrzeughalter überhaupt verkaufen? Konkret handelt es sich dabei um die eingesparte Strombeziehungsweise CO2Menge. Hier kommt es nicht auf individuelle gefahrene Kilometer oder die geladene Strommenge an, sondern es wird ein pauschaler Schätzwert angerechnet. Zuständig ist das Umweltbundesamt. Die Emissionsrechte kann der EAutohalter dann verkaufen lassen.
Wie funktioniert der Verkauf? Um bürokratische Hürden zu vereinfachen, kommen Dienstleister in Form von Zwischenhändlern ins Spiel. Diese sind online leicht zu finden. Für den Verkauf der eingesparten Treibhausgase können sich 4541 7114 12.156
Verbraucher auf der jeweiligen Website registrieren und ihren Fahrzeugschein hochladen – ein Handyfoto reicht oftmals. Der Zwischenhändler prüft die Unterlagen und reicht beim Umweltbundesamt einen Antrag zur Zertifizierung der eingesparten CO2Emissionen ein. Im Anschluss werden die Unterlagen an den Zoll übergeben. Der Zwischenhändler verkauft die Zertifikate danach in größeren Bündeln an quotenpflichtige Mineralölkonzerne.
Wie viel Geld können Verbraucher verdienen? Viele Dienstleister werben mit Prämien bis zu 360 Euro. 18.948 25.502 34.022
Den genauen Betrag, der erzielt wurde, erfahren Privatpersonen aber erst nach dem Verkauf. Grund dafür sind die schwankenden Preise am Markt. Pro Fahrzeug kann die Prämie jährlich ausgezahlt werden. Viele Anbieter nehmen bis zum 28. Februar sogar noch rückwirkend für 2022 Anträge entgegen.
Für welche E-Fahrzeuge gilt die Regelung? Für die Prämie kommen sowohl EPkw als auch Zweiräder wie beispielsweise ERoller oder leichte ENutzfahrzeuge infrage. Die Regelung gilt ausschließlich für vollelektrische Fahrzeuge. Auch Besitzer 53.861 83.175 136.617 einer eingetragenen Ladestation können die Prämie beziehen.
Worauf müssen Verbraucher achten? Die Prämie ist unabhängig von Umweltbonus und Innovationsprämien. Sie muss nicht versteuert werden. Bei Gebrauchtwagen kann es aber vorkommen, dass der Vorbesitzer das Fahrzeug bereits registriert und die Prämie bezogen hat. Neubesitzer können diese dann erst ab dem folgenden Kalenderjahr beantragen.
Wie viel Umweltschutz steckt in der Regelung? Durch den Erwerb der Emissionsrechte von Privatleu309.083 840.645 ten können Mineralölkonzerne sich das Recht erkaufen, mehr CO2 in die Umwelt auszustoßen, als gesetzlich erlaubt. Was der EAutohalter also eingespart hat, wird an andere Stelle negativ kompensiert. Greenpeace äußert Bedenken. „Wir sehen diese Regelungen kritisch, weil sie die Hauptverantwortlichen für die Verschmutzung aus der Verantwortung nehmen, schnell umzustellen“, sagt Benjamin Stephan von Greenpeace. Deutlich problematischer seien aber die Quoten für Agrosprit. Auch diese könnten sich Mineralölkonzerne anrechnen lassen, obwohl dafür Nahrungsmittel im Tank landen und ihre
Emissionseinsparungen umstritten sind.
Heißt das also, private E-Auto-Halter sollten ihre Zertifikate nicht verkaufen? Wer moralische Bedenken gegenüber dieser Praxis hat, könnte gewillt sein, seine Quote nicht zu verkaufen. Auf Mineralölkonzerne dürfte das jedoch wenige Auswirkungen haben. „Wenn Privatleute zu wenige Verschmutzungsrechte verkaufen, werden die verbleibenden eingezogen und weiterveräußert“, so Greenpeace. „Die Logik, nicht zu verkaufen, damit Ölkonzerne nicht die Quote bekommen, funktioniert also nicht – weil diese dann von staatlicher Seite weitergegeben werden kann.“Zumindest in der Theorie. Laut Umweltbundesamt stimmt es, dass die Bundesregierung das Recht zur Auktionierung hätte. Davon wurde aber bisher kein Gebrauch gemacht. Unterm Strich passiert bei einem NichtVerkauf also nichts.