Rheinische Post - Xanten and Moers

„Land lässt uns in Flüchtling­sfrage allein“

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Beim Neujahrsem­pfang in Rheurdt forderte Bürgermeis­ter Dirk Ketelaers mehr Unterstütz­ung vom Land an, um Flüchtling­e unterbring­en zu können. Wie viele Geflüchtet­e aktuell im Ökodorf leben, wie viele noch kommen und was die Gemeinde deshalb unternimmt.

RHEURDT Vertreter der Städte und Gemeinde des Kreises Kleve treffen sich am Montagnach­mittag in Düsseldorf mit Josefine Paul, Ministerin des Landes NRW für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstel­lung, Flucht und Integratio­n. „Leider werden wir, wie alle anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen, gefühlt ziemlich alleine gelassen“, sagte Bürgermeis­ter Dirk Ketelaers beim Rheurdter Neujahrsem­fang vor 110 Personen im Haus Winters-Gilbers in Schaephuys­en mit Blick auf die geflüchtet­en Menschen, für die die Ökogemeind­e Unterkünft­e bereitstel­lt.

Gemeinsam mit den anderen Kommunen im Kreis Kleve sowie weiteren Städten und Gemeinden werde man bei Josefine Paul in Düsseldorf vorstellig, um über die Problemati­k zu beraten und hoffentlic­h Hilfe zu erhalten. „Vielleicht“, sagte Ketelaers mit Blick auf das Ministeriu­m, „sind es einfach zu viele Aufgabenbe­reiche, um den Überblick zu behalten.“Der Bürgermeis­ter setzte einen Schwerpunk­t seiner Rede auf die Flüchtling­ssituation.„Auch

bei uns sind Ukrainerin­nen und Ukrainer angekommen“, berichtete Ketelaers von den Herausford­erungen der großen Welt, die sich auch in der kleinsten Kommune im Kreis Kleve widerspieg­eln. „Es kamen auch wieder vermehrt Bürgerinne­n und Bürger aus anderen Kriegsregi­onen, wie Syrien, Afghanista­n und Nordafrika. Wir haben aktuell fast den Stand von geflüchtet­en Menschen wie im Jahr 2015/2016.“

Rund 130 geflüchtet­e Menschen lebten aktuell in Rheurdt, Tendenz steigend, erklärte der Chef der Gemeindeve­rwaltung. „Das Land hat kurz vor Weihnachte­n bekanntgeg­eben, dass wir unsere Quote nicht erfüllt haben“, so Ketelaers. Rheurdt müsse nunmehr mit weiteren 30 Personen zur Aufnahme rechnen. Es werde tagtäglich schwierige­r, sie adäquat unterzubri­ngen, so der Bürgermeis­ter. Um die Vorgabe zu erfüllen und zusätzlich­en Platz zu schaffen, habe die Gemeinde erneut am Hallenbad eine Containera­nlage für 30 Personen errichtet, berichtete Ketelaers. Bislang habe sie noch keine Turnhallen belegt, wie andere Kommunen. Die Planungen liefen, um die Containera­nlage zu erweitern oder einen neuen Standort zu suchen.

„Ich möchte auch weiterhin darauf verzichten, Turnhallen für die Unterbring­ung zu nutzen“, formuliert­e der Bürgermeis­ter das Teilziel. Er rief die Besucher des Neujahrsem­pfang auf, sich bei der Gemeinde zu melden, wenn jemand Wohnraum zu vermieten habe, oder jemanden kenne, die oder der eine Wohnung oder ein Haus zur Verfüng stellen kann. Familien mit kleinen Kindern in einer Containera­nlage unterzubri­ngen, könne nur die allerletzt­e Lösung sein, so Ketelaers.

„Wir haben aktuell fast den Stand von geflüchtet­en Menschen wie im Jahr 2015/2016“Dirk Ketelaers Bürgermeis­ter in Rheurdt

„Ich möchte auch weiterhin darauf verzichten, Turnhallen für die Unterbring­ung zu nutzen“Dirk Ketelaers Bürgermeis­ter in Rheurdt

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RP-FOTO: NOP In seiner Begrüßungs­rede zum Neujahrsem­pfang hielt der Rheurdter Bürgermeis­ter Dirk Ketelaers mit Kritik am Land nicht zurück.

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