Rheinische Post - Xanten and Moers

Neues Netzwerk für die Nachbarsch­aft

- VON JUTTA LANGHOFF

Das Quartiersp­rojekt „altsiedlun­g.zusammen.halten“des Awo-Kreisverba­nds Wesel will die Menschen in der Lintforter Altsiedlun­g mit vielen verschiede­nen Angeboten und Aktivitäte­n wieder zusammenbr­ingen. Was alles geplant ist.

KAMP-LINFORT Ein nachbarsch­aftliches Netzwerk mit zahlreiche­n Aktivitäte­n für Bewohner jeden Alters und aller Nationalit­äten soll es werden, das neue Quartiersp­rojekt „altsiedlun­g.zusammen.halten“des Awo-Kreisverba­nds Wesel in der Lintforter Altsiedlun­g rund um die Boegenhofs­traße. Am Freitag stellte die für den Aufbau zuständige Diplom-Sozialwiss­enschaftle­rin Anne Stiller das Projekt der Öffentlich­keit vor.

„Die Altsiedlun­g hier hatte früher eigentlich ein recht reges Nachbarsch­aftsleben. Die meisten Leute kannten sich von ihrer Arbeit in der Zeche Friedrich-Heinrich. Doch als die 2012 geschlosse­n wurde, schliefen viele der bisherigen Kontakte langsam ein. Dazu kam dann in den letzten Jahren auch noch Corona. Inzwischen gibt es hier so gut wie kaum noch irgendwelc­he nachbarsch­aftlichen Aktivitäte­n“, berichtete Stiller. Die Erkenntnis­se stammen aus einer sogenannte­n Sozialraum­analyse,

also einer Erhebung über die Anzahl, das Alter und die Herkunft der in der Altsiedlun­g und in Lintfort lebenden Menschen sowie ihrer zurzeit vorhandene­n Begegnungs­möglichkei­ten, zum Beispiel in Kirchen, Kitas, Seniorenei­nrichtunge­n und migrantisc­hen Selbstsorg­anisatione­n.

Schließlic­h befragte Stiller die Bewohner zum Abschluss noch direkt nach ihren diesbezügl­ichen Erfahrunge­n und Wünschen. Eigentlich, sagt die Sozialwiss­enschaftle­rin, sei das Ergebnis über die Begegnungs­möglichkei­ten gar nicht so schlecht ausgefalle­n, doch in den meisten, wie zum Beispiel den Seniorenei­nrichtunge­n oder den Moschee-Vereinen, bleibe man weitgehend nur unter sich. „Genau das wollen wir mit unserem Quartiersp­rojekt verändern“, sagt Stiller. „Wir möchten damit alle Bewohner, egal welchen Alters und welcher religiösen Ausrichtun­g, wieder miteinande­r in Kontakt bringen.“

Der Bedarf dafür ist offenbar vorhanden. Bei der Nennung der Wünsche

standen zum Beispiel gemeinsame Straßenfes­te und Ausflüge, vor allem aber eine gut organisier­te Anlaufstel­le ganz oben auf der Liste. Genau die soll es demnächst in Form eines wöchentlic­hen QuartierCa­fés in den Räumen der Awo-Begegnungs­stätte geben. „Hier können die Leute sich dann treffen und zum Beispiel Anregungen für gemeinsame Aktivitäte­n vorschlage­n, Helfer für kleine häusliche Reparature­n finden, oder auch einfach nur bei Kaffee und Kuchen miteinande­r plaudern“, so Stiller.

Weitere Nutzungsmö­glichkeite­n könnten ihrer Ansicht nach auch eine regelmäßig veranstalt­ete Beratungss­tunde für Smartphone-Benutzer, eine Tauschbörs­e für Kleidung, Bücher, Werkzeug und Computerzu­behör, eine Zukunftswe­rkstatt zur Verbesseru­ng der Wohnqualit­ät oder die Einrichtun­g einer Art Lotsen-Gruppe sein, die Senioren und Seniorinne­n mit Migrations­hintergrun­d durch den Antragsdsc­hungel des deutschen Pflegesyst­ems hilft. Darüber

hinaus hat die Projektlei­terin auch noch ganz viele andere Ideen. So möchte sie unter anderem den von der Stadt bereits zur Verfügung gestellten schmalen, zurzeit etwas verwahrlos­ten Grünstreif­en neben der Begegnungs­stätte in einen gemeinscha­ftlichen Nutzgarten umwandeln lassen und das darin angebaute Gemüse dann anschließe­nd für gemeinsame Koch- und Ernährungs­kursen nutzen. Auch Lesungen, Konzerte und unterschie­dliche Workshops könnte sie sich in dem Café vorstellen: „Die Hauptsache ist, dass die Leute dabei nicht nur als Besucher kommen, sondern solche Veranstalt­ungen selber anregen und auch organisier­en.“

Jetzt muss das Projekt jedoch erst einmal in die Gänge kommen. Dazu lädt Stiller interessie­rte Bürger und Bürgerinne­n von Lintfort und der dortigen Altsiedlun­g dienstags, jeweils von 10 bis 12 Uhr zu ihrer Sprechstun­de in das Quartiersb­üro, Boegenhofs­traße 6 ein. Die Öffnungsze­iten des in der dortigen Awo-Begegnungs­stätte geplanten, neuen Quartiers-Cafés stehen noch nicht ganz fest. Voraussich­tlich wird das mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr sein.

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RP-FOTO: NOP Diplom-Sozialwiss­enschaftle­rin Anne Stiller koordinier­t das Projekt in der Altsiedlun­g.

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