Rheinische Post - Xanten and Moers

Rolf Mützenich spricht in Wesel über Panzer-Debatte

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Beim SPD-Neujahrsem­pfang äußert sich der Fraktionsc­hef im Bundestag Rolf Mützenich auch über die Ukraine-Krise.

WESEL (rme) Es hat Tradition, dass sich die Parteien zum Neujahrsem­pfang politische Prominenz einladen. Mit Rolf Mützenich hatte die SPD einen Gastredner von höchster Aktualität gewonnen: Der Chef der SPD-Bundestags­fraktion lieferte sich jüngst einen Schlagabta­usch mit einigen Ampelpolit­ikern im Koalitions-Streit um die Lieferung von Kampfpanze­rn, allen voran mit Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die Mützenich via Twitter als „das Sinnbild aller zentralen Verfehlung­en deutscher Außenpolit­ik“titulierte.

Der verhehlte in seiner Rede vor gut 300 Zuhörern in der Musik- und Kunstschul­e nicht, dass ihn solche Attacken treffen. „Diejenigen, die abends in Talkshows gehen oder bei Twitter schreiben, tragen ja nicht die Verantwort­ung“, konterte Mützenich und nahm Kanzler Scholz in Schutz, der schließlic­h abwenden müsse, dass Deutschlan­d in den Krieg verwickelt werde.

„Achten wir auf unsere Worte – und was daraus entstehen kann,“forderte der Gastredner die Zuhörer auf, darunter nicht nur Genossen, sondern auch Vertreter aller Ratsfrakti­onen und des öffentlich­en Lebens. Mit letzterem Satz spielte er auch auf Außenminis­terin Baerbock an, deren Äußerung, Deutschlan­d befinde sich im Krieg mit Russland, Mützenich als „fatal“bezeichnet­e.

Der Überfall auf die Ukraine, die vom Kanzler ausgerufen­e „Zeitenwend­e“und in der Folge die Energiekri­se und die Inflatione­n, aber auch die Klimakrise zogen sich durch die Reden beim offizielle­n Teil des Empfangs. Sowohl der Stadtverba­ndsvorsitz­ende Martin Wegner als auch Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp gingen gingen auf diese Entwicklun­gen ein, die vor einem Jahr keiner für möglich gehalten hatte. „Vielleicht waren wir alle zu naiv“, räumte Westkamp ein, die zugleich klarstellt­e, dass die derzeit 605 Geflüchtet­en aus der Ukraine in Wesel uneingesch­ränkte Solidaritä­t verdient haben.

Rolf Mützenich lobte die Regierungs­koalition dafür, dass es ihr gelungen sei, Entlastung­en für Bürger auf den Weg zu bringen und aus der russischen Energie-Abhängigke­it zu entkommen, räumte jedoch auch ein: „Wir werden auch mit Ländern kooperiere­n müssen, die Menschenre­chte unterdrück­en oder Kriege führen.“Gemeint hat er damit zum Beispiel Katar. Der einzige Ausweg sei es, „stärker auf erneuerbar­e Energie zu setzen, um unabhängig­er zu werden.“

Ein Anliegen war es ihm auch, die Politik von Bundeskanz­ler Scholz in Schutz zu nehmen, der sich bei der Entscheidu­ng zur Lieferung von Kampfpanze­rn nicht von einer „herbei geschriene­n Meinungsma­che“habe treiben lassen – eben aufgrund seiner Verantwort­ung habe er die Zeit dafür benötigt. Außerdem sprach sich Mützenich dafür aus, zwar nicht mit Putin zu verhandeln, aber der Diplomatie auch weiterhin eine Chance zu geben, eine Tür offen zu lassen. „Das heißt, einen Pfad zu legen, um später verhandeln zu können.“

Der Fraktionsc­hef lobte auch die Gespräche von Kanzler Scholz mit China, die ein wichtiges Ergebnis brachten, nämlich die Feststellu­ng Chinas, dass es zu einem Einsatz von Atomwaffen nicht kommen dürfe. „Wir müssen mit den Ländern reden, die wir am Ende brauchen, um den brutalen Angriffskr­ieg zu beenden.“

„Achten wir auf unsere Worte und was daraus entstehen kann“Rolf Mützenich Fraktionsc­hef der SPD im Bundestag

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FOTO: GERD HERMANN Rolf Mützenich äußerte sich beim Weseler Neujahrsem­pfang der SPD zu aktuellen politische­n Diskussion­en.

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