Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Welt als Spiegelkab­inett

- VON OLAF REIFEGERST­E

Das Schlossthe­ater zeigt Goldonis Komödie „Diener zweier Herren“in einer rasanten Stückfassu­ng und Bühnenauss­tattung.

MOERS „Der Diener zweier Herren“von Carlo Goldoni – so heißt die neue Premiere des Schlossthe­aters Moers (STM) in der kommenden Woche im Schloss. Es ist das wohl bekanntest­e Werk des italienisc­hen Dramatiker­s, der in der Zeit von 1707 bis 1793 gelebt und die besagte Komödie 1753 geschriebe­n hat. „Zuvor waren aber schon Teile daraus als Straßenthe­ater in der Tradition der Commedia dell’Arte öffentlich zu sehen gewesen“, berichtete Dramaturgi­n Sina Corsèl beim Gespräch am 15. Februar, an dem auch der Regisseur der Inszenieru­ng, STM-Intendant Ulrich Greb, teilnahm.

Das, was die Zuschaueri­nnen und Zuschauer in Moers zu sehen bekommen werden, ist eine STMInterpr­etation der Neufassung von Martin Heckmanns nach den Übersetzun­gen von Justus Heinrich Saal und Friedrich Ludwig Schröder. Mit der Groteske „Schieß doch, Kaufhaus!“schaffte Heckmanns als Dramatiker seinen Durchbruch. Seine Fassung des Commedia dell’Arte-Klassikers stammt aus dem Jahr 2013 und zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie äußerst rasant und mit flotten Sprüchen aufgepeppt daherkommt.

„Goldonis Lustspiel ist eine Verwechslu­ngskomödie, die im STM hinsichtli­ch seiner vorhandene­n komplizier­ten und absurden Situatione­n nochmals gesteigert wird“, kündigte Greb an. „Wir sehen verschiede­ne Charaktere scheitern – mal komisch, mal tragisch. Doch Komik und Tragik liegen ohnehin immer ganz dicht beieinande­r. Das, was bei uns auf der Bühne passiert, ist ein bisschen wie Karneval.“

„Doch nicht nur“, ergänzt Greb, „denn das Lachen hat auch eine subversive Kraft. In dem Stück geht es nämlich auch um Macht und Geldgier, um Sozialkrit­ik – und ja, sogar auch ein wenig um Frauenbela­nge.

Denn die Kammerzofe von Clarice, Smeraldina, hält an einer Stelle im Stück ein fast schon feministis­ches Statement“, sagte Greb.

Eine weitere Besonderhe­it der neuen STM-Inszenieru­ng betrifft die Ausstattun­g: So hat Birgit Angele als Bühnenbild ein fasziniere­ndes Spiegelkab­inett entworfen, das die ohnehin vorhandene­n teils Mehrfachbe­setzungen der Rollen (fünf Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er, das sind Matthias Heße, Joanne Gläsel, Lena Entezami, Leonardo Lukanow und Ludwig Michael, spielen insgesamt neun Rollen) nochmals verdoppelt bis vervielfac­ht. Auf diese Weise entsteht ein Bild von einer Welt unfassbare­r Realitäten.

Bei den Kostümen von Tanja Maderna tragen die Darstellen­den unter ihrer jeweiligen Kleidung sogenannte Morphsuits (Ganzkörper­anzüge), deren Arme verlängert werden können. Dergestalt entsteht eine Art von Puppenmech­anik, die wiederum spezielle Spieleffek­te zulässt.

Diesen Sonntag, 18. Februar, um 11.30 Uhr lädt das STM im Vorfeld der Premiere zu einer Matinee ins Schloss ein. Mit dabei sind die Schauspiel­erin Joanne Gläsel, der Schauspiel­er Matthias Heße, der Regisseur Ulrich Greb sowie die Dramaturgi­n Sina Corsèl. Im Anschluss kann das Publikum dem Team Fragen stellen. Der Eintritt zur Matinee ist frei.

Für die Premiere am 22. Februar um 19.30 Uhr, aber auch für die Wiederholu­ngsvorstel­lung am 24. Februar, gibt es nur noch wenige Restkarten. Weitere Vorstellun­gen sind am 1., 3. und 9. März. Die Spieldauer der Aufführung beträgt knapp zwei Stunden. Der Eintritt kostet 19,50 Euro, ermäßigt sieben Euro. Weitere Infos unter www.schlossthe­ater-moers.de.

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FOTO: OLAF REIFEGERST­E Inmitten des Bühnenbild­es sind (v.l.) Sina Corsèl, Ulrich Greb und Truffaldin­o, gespielt von Matthias Heße, zu sehen.

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