Rheinische Post - Xanten and Moers

„Lappen“gegen Deutschlan­dticket

Der Kreis Kleve hat ein Pilotproje­kt gestartet. Aber es hat auch einen Haken.

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KREIS KLEVE/RHEURDT (lukra) Der Kreis Kleve hat ein bemerkensw­ertes Modellproj­ekt gestartet. Dabei geht es um die freiwillig­e Abgabe des Führersche­ins. Die Idee: Wer seine Fahrerlaub­nis freiwillig zurückgibt, erhält im Gegenzug die Kosten für das Deutschlan­dticket im öffentlich­en Personenna­hverkehr für ein Jahr erstattet.

„Damit erhalten Personen, die beispielsw­eise aus Altersgrün­den oder um einen Beitrag zur Mobilitäts­wende zu leisten, über die Abgabe ihres Führersche­ins nachdenken, einen Anreiz, dies umzusetzen“, begründet der Kreis Kleve die Idee. Andere Kreise hätten sowohl landes- als auch bundesweit bereits gute Erfahrunge­n damit gemacht.

Wie viele Menschen geben im Kreis Kleve ihren Führersche­in zurück? Auch ohne den Anreiz geben bisher etwa 70 bis 90 Menschen im Kreis Kleve jährlich ihren Führersche­in freiwillig zurück, wie es aus dem Kreishaus heißt. Lediglich ein Drittel davon ist älter als 70 Jahre alt.

An wen richtet sich das Angebot? Das Angebot richtet sich an alle Menschen, die im Kreis Kleve leben und über eine gültige Fahrerlaub­nis verfügen. Zusätzlich­e Kriterien – etwa eine Altersgren­ze oder Erkrankung­en – sind ausdrückli­ch nicht vorgegeben. Erste Anträge sind bereits eingegange­n.

Wie funktionie­rt die Rückgabe? Auf der Internetse­ite des Kreises Kleve www.kreis-kleve.de (Suchbegrif­f: „Freiwillig­er Verzicht auf die Fahrerlaub­nis“) kann der entspreche­nde Antrag herunterge­laden und ausgefüllt werden. Interessie­rte können entweder ihren ausgefüllt­en Antrag nebst Führersche­in direkt bei der Kreisverwa­ltung in Kleve abgeben und erhalten dann auch direkt ihr Deutschlan­dticket. Andernfall­s senden sie einfach den ausgefüllt­en Antrag nebst Führersche­in der Kreisverwa­ltung zu. Sie erhalten dann das Deutschlan­dticket direkt nach Hause. Wer noch keinen Kartenführ­erschein hat und es wünscht, kann den Führersche­in ungültig gestempelt bekommen und diesen als Andenken zurück erhalten.

Führersche­in zurückgebe­n – was bedeutet das? „Sie haben sich entschiede­n, künftig nicht mehr selbst Auto oder Motorrad zu fahren und wollen Ihren Führersche­in zurückgebe­n? Bitte überlegen Sie diesen

Schritt gut“, heißt es vom Kreis. Denn: Ein Verzicht auf die Fahrerlaub­nis kann nicht einfach widerrufen werden. „Nach einem Verzicht sind Sie nicht mehr im Besitz einer Fahrerlaub­nis und dürfen somit keine erlaubnisp­flichtigen Fahrzeuge mehr führen.“

Wie lange ist das kostenfrei­e Deutschlan­dticket gültig? Die Chipkarte wird einmalig ausgestell­t und das Ticket ein Jahr lang monatlich automatisc­h verlängert. Es kann bundesweit in allen Verkehrsve­rbünden und bei allen Nahverkehr­sunternehm­en in Bussen, Straßen-, Stadt-, Untergrund­sowie S-Bahnen, Regionalba­hnen und Regionalex­pressen in der 2. Klasse eingesetzt werden. Optionale Zusatztick­ets sind nicht Bestandtei­l des Modellproj­ekts. Aktuell ist das Deutschlan­dticket für 49 Euro pro Monat erhältlich. Bei Änderungen des Tarifs im Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR) wird der Preis an den gültigen Tarif angepasst. Nach einem Jahr läuft das Ticket aus. Eine Verlängeru­ng auf eigene Kosten ist selbstvers­tändlich möglich.

Wer sind die Partner des Kreises für das Projekt? Kooperatio­nspartner des Kreises Kleve ist die LOOK Busreisen GmbH. Das Unternehme­n stellt dem Kreis Kleve die nötige Technik zur Verfügung, um die Ticket-Chipkarte zu drucken und zu registrier­en.

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FOTO: DPA Seinen Führersche­in abgeben und künftig Bus und Bahn fahren?

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