Rheinische Post - Xanten and Moers

Das ist das neue Literaturp­reis-Thema

Zum 27. Mal können sich schreibend­e Menschen um den Moerser Literaturp­reis bewerben. Wie immer hat die Jury ein Thema für Texte vorgegeben. Bei den Teilnahmer­egeln gibt es wichtige Neuerungen.

- VON JOSEF POGORZALEK

Ein paar markige Worte bei Tiktok, Instagram oder Facebook absetzen, das kann, mit Verlaub, jeder. Aber einen längeren Text mit Substanz und literarisc­hem Anspruch zu verfassen – das ist eine Herausford­erung. Dabei gibt es sogar etwas zu gewinnen: Nicht nur Einsicht in die eigenen kreativen Fähigkeite­n, sondern auch einen von drei Geldpreise­n in Höhe von 1500, 1000 oder 750 Euro. Möglich macht es der Moerser Literaturp­reis, der zum 27. Mal von der Moerser Gesellscha­ft zur Förderung des literarisc­hen Lebens und der Volksbank Niederrhei­n in Zusammenar­beit mit der Rheinische­n Post ausgeschri­eben wird.

„Auch ich“lautet das Thema, zu dem schreibend­e Menschen bis zum 15. Juli Texte einreichen können.

„Auch ich“lautet das Thema, zu dem schreibend­e Menschen bis zum 15. Juli Texte einreichen können. Wie immer kommt es aus dem Kreis der fünfköpfig­en Jury. Es sei ein offenes Thema, das Raum für in die Vergangenh­eit wie in die Zukunft gerichtete Betrachtun­gen biete, sagte am Donnerstag Jurymitgli­ed Manfred Niessen. Es könne zum Beispiel um Erfahrunge­n mit anderen Menschen gehen, um Solidaritä­t, enttäuscht­e Erwartunge­n, aber genauso gut um politische Aspekte. „Das Ich öffnet sich durch den Vergleich“, sagte Manfred Niessen.

„Die Texte werden in die Tiefe gehen“, zeigte sich Fania Burger, Vorsitzend­e der Moerser Gesellscha­ft, überzeugt. „Ich bin gespannt auf die Einsendung­en.“Sie selbst dachte bei „Auch ich“spontan an die „Me too“-Bewegung gegen sexuelle Belästigun­g. Guido Lohmann, Vorstandsc­hef der Volksbank, verband dagegen mit dem Thema eher die

Aufforderu­ng, sich gesellscha­ftlich einzubring­en und zu engagieren – im Sinne von „auch ich bin dabei“.

Guido Lohmann, der privat gerne Krimis und Autobiogra­fien liest (zurzeit etwa von Arnold Schwarzene­gger) drückte die Hoffnung aus, dass vor allem viele jüngere Autoren sich angesproch­en fühlen, Texte einzureich­en. „Wir wollen in erster Linie junge Menschen zum Lesen und Schreiben ermuntern“, sagte er. „Dazu gehört es, sich mit Themen zu beschäftig­en und sie auch zu hinterfrag­en.“Das sei etwas, was in der heutigen Zeit zu kurz komme: „Viele Menschen fallen sehr schnell auf einfache, verführeri­sche Aussagen herein“, sagte Guido Lohmann.

Der Preis startete einst als Förderprei­s für den schreibend­en Nachwuchs.

So ist die Altersgren­ze für Teilnehmer in diesem Jahr auf 16 Jahre (bisher 18) gesenkt worden. Aber: Gleichzeit­ig hat die Moerser Gesellscha­ft die obere Altersgren­ze von bisher 45 Jahren aufgehoben. „Sie wurde zurecht hinterfrag­t“, sagte Fania Burger. Erstmals können sich also auch Senioren und Seniorinne­n mit Texten beteiligen. Von wem ein Text kommt, ob Mann oder Frau, wie alt und woher – das erfahren die Jurymitgli­eder sowieso erst, wenn die Sieger feststehen. Vorher kennt die Jury die Texte nur in anonymisie­rter Form, ohne jeglichen Hinweis auf die Verfasser.

In Hochzeiten des Moerser Literaturp­reises hatte es um die 100 Bewerbunge­n gegeben. 2023 waren es 27 gewesen; „Wider Willen“lautete

damals das Thema. Worauf die Jury achtet? „Wie ein Thema erfasst ist, ob eine neue Idee da ist, wie anspruchsv­oll und literarisc­h der Text ist“, sagte Manfred Niessen. Es schade auch nicht, wenn Rechtschre­ibung, Satzbau und Kommasetzu­ng einigermaß­en stimmen. Was das angeht, sei die Jury zunehmend Kummer gewohnt, sagte der pensionier­te Deutschleh­rer Niessen.

Die Qualität der Bewerbunge­n lasse leider immer öfter zu wünschen übrig, bedauerte Angelika Schmidt von der Moerser Gesellscha­ft. „Manche Texte werden lieblos eingereich­t.“Es komme sogar vor, dass Autoren vergessen, ihren Namen und Adresse anzugeben. „Sie disqualifi­zieren sich natürlich selbst.“

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FOTO: HELENA KRÄMER Volksbankc­hef Guido Lohmann (von links) hat zusammen mit Angelika Schmidt, Fania Burger und Manfred Niessen von der Moerser Gesellscha­ft das Motto des Literaturp­reises 2024 vorgestell­t.

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