Rheinische Post - Xanten and Moers
Das ist das neue Literaturpreis-Thema
Zum 27. Mal können sich schreibende Menschen um den Moerser Literaturpreis bewerben. Wie immer hat die Jury ein Thema für Texte vorgegeben. Bei den Teilnahmeregeln gibt es wichtige Neuerungen.
Ein paar markige Worte bei Tiktok, Instagram oder Facebook absetzen, das kann, mit Verlaub, jeder. Aber einen längeren Text mit Substanz und literarischem Anspruch zu verfassen – das ist eine Herausforderung. Dabei gibt es sogar etwas zu gewinnen: Nicht nur Einsicht in die eigenen kreativen Fähigkeiten, sondern auch einen von drei Geldpreisen in Höhe von 1500, 1000 oder 750 Euro. Möglich macht es der Moerser Literaturpreis, der zum 27. Mal von der Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens und der Volksbank Niederrhein in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Post ausgeschrieben wird.
„Auch ich“lautet das Thema, zu dem schreibende Menschen bis zum 15. Juli Texte einreichen können.
„Auch ich“lautet das Thema, zu dem schreibende Menschen bis zum 15. Juli Texte einreichen können. Wie immer kommt es aus dem Kreis der fünfköpfigen Jury. Es sei ein offenes Thema, das Raum für in die Vergangenheit wie in die Zukunft gerichtete Betrachtungen biete, sagte am Donnerstag Jurymitglied Manfred Niessen. Es könne zum Beispiel um Erfahrungen mit anderen Menschen gehen, um Solidarität, enttäuschte Erwartungen, aber genauso gut um politische Aspekte. „Das Ich öffnet sich durch den Vergleich“, sagte Manfred Niessen.
„Die Texte werden in die Tiefe gehen“, zeigte sich Fania Burger, Vorsitzende der Moerser Gesellschaft, überzeugt. „Ich bin gespannt auf die Einsendungen.“Sie selbst dachte bei „Auch ich“spontan an die „Me too“-Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Guido Lohmann, Vorstandschef der Volksbank, verband dagegen mit dem Thema eher die
Aufforderung, sich gesellschaftlich einzubringen und zu engagieren – im Sinne von „auch ich bin dabei“.
Guido Lohmann, der privat gerne Krimis und Autobiografien liest (zurzeit etwa von Arnold Schwarzenegger) drückte die Hoffnung aus, dass vor allem viele jüngere Autoren sich angesprochen fühlen, Texte einzureichen. „Wir wollen in erster Linie junge Menschen zum Lesen und Schreiben ermuntern“, sagte er. „Dazu gehört es, sich mit Themen zu beschäftigen und sie auch zu hinterfragen.“Das sei etwas, was in der heutigen Zeit zu kurz komme: „Viele Menschen fallen sehr schnell auf einfache, verführerische Aussagen herein“, sagte Guido Lohmann.
Der Preis startete einst als Förderpreis für den schreibenden Nachwuchs.
So ist die Altersgrenze für Teilnehmer in diesem Jahr auf 16 Jahre (bisher 18) gesenkt worden. Aber: Gleichzeitig hat die Moerser Gesellschaft die obere Altersgrenze von bisher 45 Jahren aufgehoben. „Sie wurde zurecht hinterfragt“, sagte Fania Burger. Erstmals können sich also auch Senioren und Seniorinnen mit Texten beteiligen. Von wem ein Text kommt, ob Mann oder Frau, wie alt und woher – das erfahren die Jurymitglieder sowieso erst, wenn die Sieger feststehen. Vorher kennt die Jury die Texte nur in anonymisierter Form, ohne jeglichen Hinweis auf die Verfasser.
In Hochzeiten des Moerser Literaturpreises hatte es um die 100 Bewerbungen gegeben. 2023 waren es 27 gewesen; „Wider Willen“lautete
damals das Thema. Worauf die Jury achtet? „Wie ein Thema erfasst ist, ob eine neue Idee da ist, wie anspruchsvoll und literarisch der Text ist“, sagte Manfred Niessen. Es schade auch nicht, wenn Rechtschreibung, Satzbau und Kommasetzung einigermaßen stimmen. Was das angeht, sei die Jury zunehmend Kummer gewohnt, sagte der pensionierte Deutschlehrer Niessen.
Die Qualität der Bewerbungen lasse leider immer öfter zu wünschen übrig, bedauerte Angelika Schmidt von der Moerser Gesellschaft. „Manche Texte werden lieblos eingereicht.“Es komme sogar vor, dass Autoren vergessen, ihren Namen und Adresse anzugeben. „Sie disqualifizieren sich natürlich selbst.“