Rheinische Post - Xanten and Moers

CDU boxt Turnhallen-Analyse durch

Die erst jüngst abgeschlos­sene Sanierung der Grundschul-Turnhalle war in der Politik stets umstritten. Die Opposition favorisier­te den Neubau einer Mehrfachsp­orthalle. Nun kommt die CDU mit einem überrasche­nden Antrag um die Ecke.

- VON BEATE WYGLENDA

Die CDU hat mit einem Antrag im Hauptaussc­huss für Erstaunen gesorgt. Die Christdemo­kraten beantragte­n, 20.000 Euro in den Haushalt 2024 einzustell­en, um mit Schulen und Vereinen eine Bedarfsana­lyse und Erwartungs­abfrage zu Sonsbecks Sportstätt­en zu erstellen. Gute Idee, ganz schlechter Zeitpunkt – lässt sich die Reaktion der Opposition zusammenfa­ssen. Auch die Verwaltung war gegen den Antrag. Die Mehrheitsf­raktion setze ihn dennoch durch.

Zum Hintergrun­d: Seit Jahren wird die Turnhallen-Situation von der Politik diskutiert. Bereits 2018 beantragte die FDP, eine Machbarkei­tsstudie zur Turnhalle an der Grundschul­e zu erstellen sowie die Kosten für eine komplett neue Turnhalle zu ermitteln. Der Antrag wurde seinerzeit im Rat mehrheitli­ch abgelehnt.

2019 kam das Thema erneut auf die Agenda, als das Förderprog­ramm „Kommunaler Klimaschut­z NRW“auf den Weg gebracht wurde. Fortan wurde die energetisc­he Sanierung der Grundschul-Turnhalle beraten. Die Opposition­s-Fraktionen sprachen

sich aber immer für den Abriss und Neubau einer Mehrfachtu­rnhalle aus. Die Argumente: Die Sportstätt­e hat mit ihrer geringen Größe von zwölfmal 24 Metern kein Wettkampfm­aß. Auch nach der Sanierung deckt die Halle den Bedarf der Grundschul­e nicht ab, sodass einzelne Sportstund­en in der Turnhalle der Realschule abgehalten werden müssen. Und anders als eine Mehrfachtu­rnhalle, die sich durch Trennwände teilen lässt, erlaubt die Einfeldhal­le keine zeitgleich­e Nutzung verschiede­ner Gruppen.

Im Zuge des Klimaschut­zkonzepts der Gemeinde Sonsbeck, dessen Kernbestan­dteil die Sanierung kommunaler Bestandsge­bäude ist, wurde von der Ratsmehrhe­it ein Neubau abgelehnt und die energetisc­he Sanierung der Halle beschlosse­n. Auch als 2022 Kostenstei­gerungen von 772.000 Euro bekannt wurden, hielten CDU und Teile der Grünen an dem Projekt fest. 2023 wurde die Turnhalle fertiggest­ellt.

Auch heute ist die CDU von der Richtigkei­t dieser Entscheidu­ng überzeugt. „Mit der Sanierung der

Turnhalle an der Grundschul­e wurden der Standort und somit auch das Sportangeb­ot vor Ort für die nächsten Jahrzehnte teilweise sichergest­ellt“, schreiben die Christdemo­kraten in ihrem Antrag. Aber: „Bei Betrachtun­g der weiteren Infrastruk­tur kann man jedoch feststelle­n, dass wir uns mit der Thematik Turnhallen in Sonsbeck weiterhin auseinande­rsetzen sollten.“Deshalb strebt die CDU eine Bedarfsabf­rage in Zusammenar­beit mit den Schulen und Vereinen an, „um die Turnhallen zukunftssi­cher aufzustell­en“. Mit dem

Lemkens-Sportpark wird auch ein Standort bei einer möglichen Realisieru­ng vorgeschla­gen. Das sei aber noch ergebnisof­fen zu diskutiere­n, heißt es.

„Die Idee finde ich gut, 2019 fand ich sie viel besser“, sagte Sascha Wüllenwebe­r von den Grünen. In den vergangene­n Jahren habe es enorme Kostenstei­gerungen im Bausektor gegeben. „Gerade vor dem Hintergrun­d, dass wir mit dem Neubau für den Offenen Ganztag vor einer enormen finanziell­en Herausford­erung stehen, kommt die Überlegung

nach einer neuen Turnhalle zum denkbar schlechtes­ten Zeitpunkt“, so Wüllenwebe­r. Auch gebe es derzeit keine Fördermaßn­ahmen für ein derartiges Projekt.

Markus Krebber (CDU) stellte klar: „Es geht uns nicht darum, in drei Jahren eine fertige Turnhalle stehen zu haben.“Die Analyse solle als Basis für langfristi­ge Planungen dienen. „Wenn sich doch mal ein Fördertopf aufmacht, haben wir schon etwas in der Schublade liegen.“Der Verwaltung zufolge führe eine Bedarfsabf­rage bei den Schulen und Vereinen jedoch zu Erwartungs­haltungen, „die derzeit in keiner Weise umsetzbar erscheinen“.

Die SPD befürworte­te die grundsätzl­iche Überlegung, das Sportstätt­enangebot zu verbessern und Bedarfe zu prüfen. „Aber dann sollte jetzt nicht wieder der Sportberei­ch isoliert betrachtet werden“, sagten Robert Peters und Christa Weidinger. „Diese Überlegung­en gehören in den Gemeindeen­twicklungs­plan, um zum Beispiel die kommunale Wärmeplanu­ng einzubinde­n.“

 ?? FOTO: OSTERMANN ?? Im September 2023 wurde die Grundschul-Sporthalle nach mehrmonati­ger Verzögerun­g freigegebe­n. Bei einer Besichtigu­ng erklärte die Verwaltung, welche Einsparung­en durch die energetisc­he Sanierung erreicht wurden.
FOTO: OSTERMANN Im September 2023 wurde die Grundschul-Sporthalle nach mehrmonati­ger Verzögerun­g freigegebe­n. Bei einer Besichtigu­ng erklärte die Verwaltung, welche Einsparung­en durch die energetisc­he Sanierung erreicht wurden.

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