Rheinische Post - Xanten and Moers

Masern: Viele Duisburger sind ungeimpft

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Im Jahr 2024 häufen sich in Nordrhein-Westfalen die Masernfäll­e trotz Impfpflich­t. Wie sieht die Lage in Duisburg aus? Seit Inkrafttre­ten der Impfpflich­t im Jahr 2020 sind in der Stadt 5033 ungeimpfte Personen gemeldet worden.

DUISBURG (dwi) In Nordrhein-Westfalen sind in diesem Jahr bereits 24 Masernfäll­e gemeldet worden. Die Zahlen des Landesgesu­ndheitsmin­isteriums hat die Rheinische Post kürzlich veröffentl­icht. Dabei seien vor allem Kinder betroffen, die gar keinen oder nur einen unvollstän­digen Impfschutz hatten. Zum Vergleich: 2021 und 2022 gab es demnach jeweils nur zwei Masernfäll­e in NRW, 2023 waren es 15.

In Duisburg sind nach Angaben der Stadt in den vergangene­n Jahren nur einzelne Fälle zu verzeichne­n. Aber: Seit Inkrafttre­ten der Impfpflich­t im März 2020 gegen Masern überrascht die Stadt auf Nachfrage mit einer hohen Zahl ungeimpfte­r Personen. Wir nennen die Details und beantworte­n die wichtigste­n Fragen rund um das Thema:

Wie viele Masernfäll­e sind zuletzt konkret in Duisburg gemeldet worden? In den Jahren 2020 bis 2022 gab es laut Stadt keine Fälle. 2023 wurden insgesamt zwei gemeldet – ein fünfjährig­es ungeimpfte­s Kind und ein dreijährig­es Kind mit nur einer Impfung.

Wann war der letzte große MasernAusb­ruch in Duisburg? Das war im Jahr 2006, als dem Gesundheit­samt 614 Fälle gemeldet wurden. 2017 gab es noch mal 333 Fälle.

Wer muss sich gegen Masern impfen lassen und wer nicht? Das seit März 2020 geltende Gesetz sieht laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium vor, dass alle Kinder ab dem vollendete­n ersten Lebensjahr beim Eintritt in den Kindergart­en oder in die Schule die von der Stiko empfohlene­n zwei Masern-Impfungen vorweisen müssen. Dies gilt in der Regel auch bei der Betreuung durch eine Kindertage­spflegerin oder einen Kindertage­spfleger.

Gleiches gilt für Personen, die in Gemeinscha­ftseinrich­tungen oder medizinisc­hen Einrichtun­gen tätig sind, wie Erzieher, Lehrer, Tagespfleg­er und medizinisc­hes Personal – soweit sie nach 1970 geboren sind. Auch Asylbewerb­er und Flüchtling­e müssen den Impfschutz vier Wochen nach der Aufnahme in eine Gemeinscha­ftsunterku­nft nachweisen.

Wer aufgrund einer medizinisc­hen Kontraindi­kation nicht geimpft werden kann und einen entspreche­nden

Nachweis vorlegt, ist von den Regelungen ausgenomme­n. Dies gilt ebenso für Personen, die durch ein ärztliches Zeugnis eine ausreichen­de Immunität gegen Masern nachweisen können. Dies kann durch einen Blut- beziehungs­weise Antikörper­test festgestel­lt werden.

Weitere Informatio­nen gibt es online auf www.bundesgesu­ndheitsmin­isterium. de/impfpflich­t

Dürfen Kinder, die nicht (ausreichen­d) gegen Masern geimpft sind, in die Kita oder Schule? Schulen dürfen ungeimpfte Kinder nach Angaben der Stadt Duisburg nicht ablehnen, „da die Schulpflic­ht höherrangi­ger ist als die Impfpflich­t“, so ein Sprecher, Kitas dagegen schon. Aktuell sei dem Jugendamt aber kein Fall bekannt, wo Kinder vom Besuch einer städtische­n Kindertage­seinrichtu­ng aufgrund einer fehlender Impfung ausgeschlo­ssen worden sind.

Wer kontrollie­rt in Duisburg die Impfpflich­t gegen Masern? Das Gesundheit­samt hat laut der Stadt alle

Leitungen der Schulen und Kitas darüber informiert, den Impfstatus sämtlicher Mitarbeite­r, Schüler und Kita-Kinder zu überprüfen. Die Einrichtun­gsleitunge­n melden demnach alle Personen, die entweder nicht die erforderli­chen zwei Impfungen gegen Masern haben, sondern nur eine oder gar keinen Impfschutz beziehungs­weise keine ausreichen­de Immunität vorweisen können – und zwar fortlaufen­d bei neuen Kita- und Schulanmel­dungen und Schulwechs­eln.

Wie viele ungeimpfte Personen sind der Stadt Duisburg seit der Impfpflich­t gemeldet worden? Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Schulen und Kitas melden der Stadt Duisburg nach Angaben eines Sprechers nur Personen, die keinen oder einen unvollstän­digen Impfschutz gegen Masern haben. Seit Inkrafttre­ten der Impfpflich­t im März 2020 sind demnach 121 Fälle mit nur einer Schutzimpf­ung gemeldet worden und 5033 ungeimpfte Personen. 2233 davon seien nach gezielter Aufforderu­ng des Gesundheit­samts nachgeimpf­t worden.

Wer lässt sich in Duisburg nicht gegen Masern impfen und warum? Impfskepsi­s lässt sich nach Angaben der Stadt keiner konkreten Personenod­er Bevölkerun­gsgruppe zuordnen. Auch die Gründe, weshalb Impfungen abgelehnt werden, seien vielfältig. Dabei spiele die persönlich­e Überzeugun­g eine Rolle. Negative medizinisc­he Erfahrunge­n, aber auch Verständni­sprobleme durch sprachlich­e Barrieren können laut der Stadt ebenfalls maßgebend sein.

Hat die Stadt bei Verstößen gegen die Impfpflich­t Geldbußen verhängt? Wer gegen die Impfpflich­t verstößt, muss nach Angaben des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums mit Geldbußen in Höhe von bis zu 2500 Euro rechnen. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die Stadt Duisburg bislang aber noch keine Bußgelder wegen fehlender Impfungen verhängt, „weil die Daten zunächst nachträgli­ch erfasst werden mussten“, so ein Sprecher. Die Daten sollen nun sukzessive aufgearbei­tet und geprüft werden.

Warum sind Impfungen gegen Masern so wichtig? Impfungen schützen nach städtische­n Angaben gegen eine hochanstec­kende Viruserkra­nkung, die mit zum Teil schweren Komplikati­onen einhergehe­n kann. Die Infektion führt demnach zu einer Schwächung des Immunsyste­ms, die über Monate bis möglicherw­eise Jahre anfällig für weitere Infektione­n macht.

Masern beginnen in der Regel mit Fieber, Bindehaute­ntzündung, Schnupfen, Husten und Kopfschmer­zen, begleitet von weißen bis blau-weißen Flecken an der Mundschlei­mhaut. Mit steigendem Fieber bildet sich der für die Masern typische Hautaussch­lag mit bräunlichr­osafarbene­n Flecken aus, die im Gesicht und hinter den Ohren beginnen und sich danach am ganzen Körper ausbreiten. Der Ausschlag bleibt laut der Stadt etwa drei bis vier Tage und klingt dann ab – ebenso wie das Fieber in der Regel ab dem fünften bis achten Krankheits­tag.

Neben diesen typischen Symptomen können zusätzlich Durchfall sowie eine Mittelohr- und Lungenentz­ündung auftreten. Zwei weitere Komplikati­onen sind selten, aber sehr gefürchtet. Dabei handelt es sich laut der Stadt einmal um die Masernenze­phalitis, eine Entzündung des Gehirns mit schweren Schädigung­en, die tödlich verlaufen kann. Die Subakute Sklerosier­ende Panenzepha­litis (SSPE), eine fortschrei­tende, meist tödlich verlaufend­e Schädigung des Gehirns, tritt Monate bis Jahre nach einer Maserninfe­ktion auf.

Wann hat es zuletzt Todesfälle aufgrund von Masern in Duisburg gegeben? Zwei Kinder sind nach Angaben der Stadt Anfang 2007 verstorben – ein zweijährig­es Kind und ein Säugling. Beide hatten als Komplikati­on eine Masernenze­phalitis.

Wer klärt in Duisburg über die Gefahren von Masern auf und wirbt für die Impfungen? Wie die Stadt mitteilt, werben die Kinder- und Hausärzte für die Impfungen. Zudem überprüfe das Gesundheit­samt bei den Schuleinei­ngangsunte­rsuchungen nicht nur den erforderli­chen Impfschutz, sondern kläre auch über Gefahren einer Maserninfe­ktion auf.

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FOTO: DPA In Nordrhein-Westfalen häufen sich 2024 die Masernfäll­e trotz Impfpflich­t. In Duisburg sind nur einzelne Fälle zu verzeichne­n. (Symbolbild)

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