Rheinische Post - Xanten and Moers
Absturz eines Weltkonzerns
In seiner Hochzeit hat der britische Mobilfunkkonzern Vodafone IT-Riesen wie Microsoft oder Apple herausgefordert. Es ging um die Deutungshoheit im Markt der digitalen Kommunikation. Durch die Übernahme von Mannesmann mit eigenen Aktien schuf Vodafone einen Konzern mit einem Marktwert von 360 Milliarden Euro, dem eine glänzende Zukunft bevorstehen sollte.
Es kam anders. Heute ist Vodafone gerade noch knapp 22 Milliarden Euro wert. Das Unternehmen ist noch immer der größte Mobilfunkkonzern Europas, aber das Geschäft ist mühsam geworden. Die Briten haben es nicht geschafft, einer der großen Plattformanbieter zu werden. Stattdessen wurden sie zu einem biederen Netzwerkversorger, dessen Produkte obendrein viele Kunden enttäuschten. Die Verbindung von TV, Telefonnetz und Internet gelang nie so richtig. Jetzt muss der Konzern mehr denn je Kosten senken, IT-Systeme ertüchtigen und Kundenvertrauen zurückgewinnen. Der deutsche Konkurrent Telekom enteilt uneinholbar.
Der Abbau von 2000 Stellen allein bei der deutschen Tochter in Düsseldorf zeigt das ganze Ausmaß der Schieflage, selbst wenn die Streichungen sozialverträglich erfolgen sollen. Während der Bonner Wettbewerber einen Chef seit 2014 hat, verschliss Vodafone im gleichen Zeitraum drei Top-Manager in Düsseldorf. In der Landeshauptstadt stellen die Briten nach Mercedes-Benz und Henkel den drittgrößten privatwirtschaftlichen Arbeitgeber. Diese herausragende Stellung ist nicht gesichert. Schon jetzt gilt der prestigeträchtige Campus im Stadtteil Heerdt, auf dessen Fläche einst die teuerste Übernahmeschlacht der globalen Wirtschaftsgeschichte stattfand, nicht mehr als erste Adresse unter IT-affinen Beschäftigten. Man kann nur hoffen, dass der neue Chef Marcel de Groot Düsseldorf wieder zur Kommunikationsstadt Nummer eins in Deutschland macht – zum Wohl des Unternehmens und der Beschäftigten.