Rheinische Post - Xanten and Moers
Mit mehr Mathe zum Erfolg
Ein besserer Unterricht in dem Fach kann auch beim Thema Integration helfen.
In Berlin hat man ein Demokratiefördergesetz verabschiedet. Mit Hunderten Millionen Euro will man langfristig Organisationen fördern, die sich „für Demokratie, Vielfalt und gegen Menschenfeindlichkeit“einsetzen. Eine Investition in die politische Meinungsbildung Erwachsener. Aber sollte das viele Geld – und noch mehr Geld – nicht besser in die Bildung von Kindern investiert werden? Die AfD, deren Einfluss mit der großen Geldspritze bekämpft werden soll, gedeiht nur aus einem Grund: Viele sind mit der Migrationspolitik der Regierung unzufrieden. Nicht aus Fremdenhass. Die Wirtschaft braucht Zuwanderung, und die meisten schätzen die positiven Seiten der neuen kulturellen Vielfalt. Doch wenn die Zuwanderung nicht besser gesteuert wird, sind die marode Infrastruktur und insbesondere auch die Schulen überfordert. Darunter leiden auch die Kinder der Flüchtlinge. Ihre Chancen, in Deutschland glücklich zu werden und sich nützlich zu machen, hängen von ihren Bildungschancen ab.
Viele syrische Kinder träumen davon, Arzt zu werden. Doch wegen des besonders harten Numerus clausus für das Medizinstudium ist das sehr schwer. (Warum den NC nicht durch Eignungstests ersetzen?) Auch ein Ingenieurstudium, traditionell der Königsweg für soziale Aufsteiger, ist heute schwer zu schaffen. Die Hochschulen kämpfen mit mangelnder Nachfrage und hohen Abbrecherquoten in den Ingenieurwissenschaften, die oft über 60 Prozent liegen. Die Ursachen liegen in mangelnden Mathematikkenntnissen
– die Folge eines mangelhaften Mathematikunterrichts, der, wenn er nicht ausfällt, mitunter so langweilig ist, dass man ihm kaum folgen kann.
Was die Schulen versäumen, können die Hochschulen nicht mehr aufholen. Wir benötigen mehr Mathematikunterricht – und besseren. Kindern aus schwierigen Verhältnissen und mit Migrationshintergrund den sozialen Aufstieg zu ermöglichen, wäre vielleicht die erfolgreichste Strategie für eine „offene und vielfältige Gesellschaft“.