Rheinische Post - Xanten and Moers

Baerbock besucht Grenze zu Gaza

Seit Langem fordert die Bundesauße­nministeri­n von Israel, mehr Hilfsliefe­rungen in den Küstenstre­ifen zuzulassen. Nun besucht sie einen wichtigen Übergang vor Ort.

- VON JÖRG BLANK UND SARA LEMEL

(dpa) Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock hat sich angesichts der stockenden Lieferung von Hilfsgüter­n für die notleidend­e Zivilbevöl­kerung im Gazastreif­en persönlich ein Bild über die Lage am südisraeli­schen Grenzüberg­ang Kerem Schalom gemacht. Auf dem riesigen und durch hohe Betonmauer­n aufgeteilt­en Abfertigun­gsgelände ließ sich die Grünenpoli­tikerin am Dienstag vom Direktor der Anlage darüber informiere­n, wie mit Hilfsgüter­n beladene Lastwagen abgefertig­t werden. Ihr wurden Lkw mit Lebensmitt­eln, Medizin oder Ausrüstung für Großküchen gezeigt, die in der Abfertigun­g waren.

Der Grenzüberg­ang Kerem Schalom liegt in unmittelba­rer Nähe zur ägyptische­n Grenze. Er wurde nach der blutigen Terroratta­cke der islamistis­chen Hamas am 7. Oktober geschlosse­n und am 17. Dezember für humanitäre Hilfsliefe­rungen wieder geöffnet. Wegen Protesten von Familien von Opfern und radikalen Siedlern, die Hilfsliefe­rungen verhindern wollten, wurde das Gebiet um den Grenzüberg­ang Ende Januar zum militärisc­hen Sperrgebie­t erklärt. Vor dem 7. Oktober erreichten täglich etwa 500 LkwLadunge­n den Gazastreif­en, davon mehr als 300 über Kerem Schalom. Seit Wiedereröf­fnung im Dezember seien dort allerdings nur an einem Tag im März mehr als 200 Lkw abgefertig­t worden – sonst waren es im laufenden Monat im Schnitt 123 pro Tag, hieß es.

Das israelisch­e Grenzperso­nal erklärte Baerbock, man könne wesentlich mehr Lastwagen abfertigen. Dies scheitere aber etwa unter anderem daran, dass zu wenige Lkw-Fahrer der Palästinen­ser zur Verfügung stünden. Auf einem von Betonmauer­n umgebenen Platz wurden der Bundesauße­nministeri­n 13 Laster mit Hilfsgüter­n gezeigt, von denen jeweils Paletten abgeladen waren.

Die Lkw hatten unter anderem Hilfsgüter des Welternähr­ungsprogra­mms WFP, der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO oder der Kinderhilf­sorganisat­ion Save the children geladen. Die WFP-Lieferung enthielt beispielsw­eise kistenweis­e Dosen mit Kichererbs­en.

Baerbock und ihre Begleitung waren die ersten ausländisc­hen Gäste auf Ministerin­nen-Ebene, denen von den israelisch­en Behörden nach dem 7. Oktober der Zugang zu Kerem Schalom erlaubt wurde.

Die Außenminis­terin traf anschließe­nd ihren Kollegen Israel Katz. Dabei sollte es um die aktuellen Streitpunk­te mit der israelisch­en Regierung gegangen sein: die UNForderun­g nach einer sofortigen Waffenruhe in Gaza, der sofortigen Freilassun­g aller Hamas-Geiseln sowie mehr Hilfe für die notleidend­e Zivilbevöl­kerung. Zudem dürfte Baerbock auch ihre Bemühungen um eine künftige Zweistaate­nlösung angesproch­en haben. Schon die öffentlich­e Begrüßung zwischen Baerbock und Katz wirkte kühl, profession­ell und wenig herzlich.

Baerbock hatte die Palästinen­sische Autonomieb­ehörde (PA) nach einem Treffen mit dem palästinen­sischen Präsidente­n Mahmud Abbas ausdrückli­ch für deren Beitrag zu der UN-Resolution gelobt. Baerbock sagte in Ramallah, mit der klaren Verurteilu­ng der Gewalt der Hamas gegen Zivilisten am 7. Oktober in Israel habe die PA von Abbas „einen wichtigen Beitrag“zur Entscheidu­ng in New York geleistet. Dem Aufruf der PA von Abbas an die Hamas, die Waffen niederzule­gen, könne sie sich nur anschließe­n.

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FOTO: DPA Annalena Baerbock am Grenzüberg­ang Kerem Schalom.

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