Rheinische Post - Xanten and Moers
Guide Michelin kürt 52 Sterne-Lokale
Der Restaurantführer zeichnet auch in der Region vorzügliche Küchen aus. In Düsseldorf gibt es zwei Neulinge, Köln ist stark vertreten.
Etwa zwei Dutzend Experten haben in den vergangenen Wochen wieder anonym Restaurants in Deutschland getestet, um die besten Lokale zu finden. Die begehrten Sterne wurden am Dienstagabend in Hamburg vergeben. In Nordrhein-Westfalen dürfen sich nun 52 Restaurants zur kulinarischen Spitzenklasse zählen. Im vergangenen Jahr waren es noch 56 Häuser. Insgesamt 49 Lokale erkochten sich einen Stern, dreimal vergaben die Tester zwei Sterne. Ein Drei-Sterne-Gourmet-Tempel ist in NRW nicht vertreten.
Die Auszeichnung ist begehrt, es gibt allerdings auch ein Restaurant, das gern auf den Stern verzichtet hätte – und zwar das Le Moissonnier in Köln. Inhaber Vincent Moissonnier hat im vergangenen Jahr sein Sterne-Restaurant in ein kleines, französisches Bistro umgewandelt. 15 Jahre lang hatte das Le Moissonnier zuvor konstant zwei Michelin-Sterne erhalten. Es war das am höchsten dekorierte Restaurant in Köln. Doch Moissonnier verkündete, er sei ausgebrannt, und machte erst einmal zu, bis er einige Monate später das Bistro eröffnete. Der Michelin-Führer nahm aber auch das Bistro in seine Liste auf. Und das bekam nun „mit neuem anspruchsvollem Bistro-Konzept“direkt wieder einen Stern.
Dabei hatte Vincent Moissonnier sich sogar mit einer langen E-Mail an den Guide Michelin gewandt, wie er erzählt. „Ich habe die Chefredaktion angeschrieben und darum gebeten, zu respektieren, dass wir keinen Stern möchten, auch aus gesundheitlichen Gründen“, sagt er: „Ich habe mir gewünscht, dass sie sich um die jüngere Generation kümmern, die brauchen das dringend – für uns ist es kein Ziel mehr.“
Moissonier betont, dass er die Arbeit des Guides schätzt, weil er gut und neutral arbeite. „Aber wir haben uns verabschiedet, die Sterne-Gastro ist nicht mehr unsere Welt“, sagt der 63-Jährige: „Junge Kolleginnen und Kollegen, die viel bewegen, intelligent arbeiten und Jahr für Jahr auf diese Anerkennung warten, sollten sie bekommen.“Moissonnier ist glücklich mit seinem Bistro, bietet auch ganze Menüs zum Abholen und Versand an.
Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr das Jae und das Zwanzig23 by Lukas Jakobi in Düsseldorf. Sichtlich aufgeregt nahm Jakobi in Hamburg die Auszeichnung für seinen ersten Stern für sein Restaurant entgegen. „Wir haben nicht einmal ein halbes Jahr auf, das ist schon krass“, sagte Jakobi. Er bewirbt sein Lokal auf der Internetseite als ein Fine-Dining-Restaurant der anderen Art. Und weiter: „Leute erwarten ein gewisses Umfeld und einen entsprechenden Umgang, wenn man in einem Fine Dining Restaurant essen geht. Bei uns sieht das Ganze etwas anders aus.“In Hamburg erläuterte er seine Devise. „Lockerheit hat nichts mit Qualität zu tun“, sagte Jakobi: „Bei uns hat jeder Gast Spaß, darf laut lachen. So soll das sein.“
Jörg Wissmann hat sich mit dem Jae in Düsseldorf 2022 den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Bis auf einen Abstecher ins Vendôme in Bergisch Gladbach ist er der Landeshauptstadt immer treu geblieben. Als Küchenchef führte er schon das Agata’s Restaurant zu seinem ersten Stern, nun hat er auch mit seinem eigenen Restaurant einen.
Insgesamt gibt es in NRW in sämtlichen Regionen Küche auf Spitzenniveau. In der Liga der Zwei-SterneHäuser bleiben das Vendôme, das Ox & Klee in Köln und das Coeur D’Artichaut in Münster. Das Vendôme hatte den lange geführten dritten Stern im vergangenen Jahr abgeben müssen. Der Restaurantführer
lobte die deutsche Gastronomie insgesamt: „Ihrer Ausdauer, ihrem Ideenreichtum und ihrem unermüdlichen Tatendrang ist es zu verdanken, dass die Gastronomie überall im Land nach wie vor ein beständig hohes Niveau zeigt.“
Köln und Düsseldorf haben besonders viele Gourmet-Tempel. Köln kann zwölf Häuser mit Stern vorweisen, Düsseldorf kommt auf neun. In Münster und in Essen kann man in jeweils drei Restaurants auf Sterne-Niveau essen. In Aachen, Bonn oder Dortmund gibt es jeweils zwei Häuser der Spitzenklasse.
Drei NRW-Fernsehköche behalten ihre Auszeichnungen: Die Schote von Nelson Müller in Essen sowie in Dorsten die Restaurants Goldener Anker von Björn Freitag und Rosin von Frank Rosin wurden wieder ausgezeichnet. Bundesweit wurden 340 Restaurants mit mindestens einem Stern gekürt – so viele wie noch nie. Neu im SterneOlymp dabei ist das oberbayerische Restaurant Essenz von Edip Sigl in Grassau, das erst vor zwei Jahren mit zwei Sternen ausgezeichnet wurde. Die neun anderen Drei-Sterne-Restaurants finden sich Berlin (Rutz), Baden-Württemberg (Bareiss sowie Schwarzwaldstube in Baiersbronn), Bayern ( Jan in München), Hamburg (The Table), Niedersachsen („Aqua“in Wolfsburg), RheinlandPfalz (Waldhotel Sonnora in Dreis, Schanz Restaurant in Piesport) sowie im Saarland (Victor‘s Fine Dining by Christian Bau in Perl).