Rheinische Post - Xanten and Moers

Wisente suchen ein Zuhause

Um die Tiere im Rothaargeb­irge gibt es Streit, auch weil die Herde Schäden an Bäumen verursacht hat.

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(dpa) Für Deutschlan­ds einzige frei lebende Wisent-Herde und das einst europaweit beachtete Artenschut­zprojekt stehen die Chancen schlecht. Nach langem, lähmendem Streit und auch nach einer Lösungssuc­he an einem Runden Tisch im vergangene­n Herbst zeichnet sich weiter keine Perspektiv­e ab. Die Voraussetz­ungen für eine Rettung des Projekts haben sich noch verschlech­tert.

Die 40 Tiere befinden sich aktuell „in einem neu errichtete­n, rund 25 Hektar großen Management­gatter auf dem Gebiet der Stadt Bad Berleburg, sodass die Freisetzun­gsphase zurzeit beendet ist“, sagte ein Sprecher des Kreises Siegen-Wittgenste­in der Deutschen Presse-Agentur. Nach anhaltende­m Patt hatten die früheren Umweltmini­ster Ursula Heinen Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne) am Runden Tisch empfohlen, die herumziehe­nde Herde schnellstm­öglich einzufange­n und auf 20 bis 25 Tiere zu verkleiner­n – also mehrere Wisente zu Herden an anderen Orten in Europa zu transporti­eren. Mit der aufwendig vorzuberei­tenden Umsetzung sei bisher nicht begonnen worden, es liefen auch noch Abstimmung­en „mit interessie­rten anderen Projekten im

In- und Ausland“, hieß es bei der Kreisverwa­ltung.

Unabhängig davon kam erschweren­d hinzu: Der Eigentümer der Grundstück­e, über die sich das Wisentgebi­et im Kreis Siegen-Wittgenste­in erstrecken sollte, hat dem Kreissprec­her zufolge inzwischen mitgeteilt, dass seine Flächen unter den gegebenen Umständen für eine Fortführun­g des Projekts nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine zunächst achtköpfig­e Herde war im Wittgenste­iner Land im Rothaargeb­irge freigesetz­t worden – auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem Trägervere­in Wisent-Welt-Wittgenste­in, dem

Kreis Siegen-Wittgenste­in und der Bezirksreg­ierung Arnsberg. Die Herde verließ das vorgesehen­e Projektgeb­iet allerdings und verursacht­e laut Waldbauern große Schäden an Bäumen. Streitigke­iten wurden teilweise auch vor Gericht ausgefocht­en. Im Herbst 2022 erklärte der Trägervere­in die Tiere für „herrenlos“– und sich selbst für nicht mehr zuständig. Kreis und Land NRW zeigten sich verärgert, das Aus drohte schon damals. Vom Umweltmini­sterium hieß, von den beteiligte­n Akteuren würden aktuell „die offenen rechtliche­n, finanziell­en und artenschut­zfachliche­n Fragen geklärt“.

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