Rheinische Post - Xanten and Moers
Den Verbrauchern fehlt die Zuversicht
Das Konsumklima hat sich etwas aufgehellt. Viele Menschen halten sich aber mit Anschaffungen zurück.
(dpa/rtr) Das Konsumklima in Deutschland hat sich im März leicht aufgehellt. Die Konjunkturund Einkommenserwartungen seien etwas gestiegen, die Anschaffungsneigung sei minimal gesunken, teilten die Marktforschungsinstitute GfK und das Nürnberg-Institut für Marktentscheidungen (NIM) in Nürnberg mit. Das Barometer für das Konsumklima im April stieg den zweiten Monat in Folge – und zwar um 1,4 auf minus 27,4 Punkte, wie die GfK und NIM am Dienstag mitteilten.
„Die Erholung des Konsumklimas kommt langsam und nur sehr schleppend voran“, sagte Konsumforscher Rolf Bürkl. Reale Einkommenszuwächse und ein stabiler Arbeitsmarkt seien an sich sehr gute Voraussetzungen. Aber die Verbraucher seien stark verunsichert und hätten wenig Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Damit fehle eine wichtige Voraussetzung für größere Anschaffungen. Die Konsumforscher hatten zwischen 29. Februar und 11. März rund 2000 Verbraucher befragt.
Dabei gebe es an sich ein gutes Fundament für eine rasche Erholung: „Aber den Konsumenten fehlt es immer noch an Planungssicherheit und Zukunftsoptimismus.“Die starke Verunsicherung der Verbraucher „in Zeiten multipler Krisen“, gepaart mit wenig Zuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung, hemme die Konsumneigung.
Die führenden Forschungsinstitute rechnen laut Insidern für dieses Jahr nur mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent in Deutschland. Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der Institute soll an diesem Mittwoch offiziell in Berlin vorgestellt werden. Darin rechnen die Wirtschaftsforscher den Angaben zufolge mit einer nachlassenden Inflation. In diesem Jahr soll die Teuerungsrate demnach auf 2,3 Prozent fallen, 2025 dann auf 1,8 Prozent.
Zuletzt war die Inflation hierzulande auf dem Rückmarsch. Die Verbraucherpreise kletterten im Februar nur noch um 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat, nach einem Preisauftrieb von 2,9 Prozent im Januar. Nach Einschätzung der GfK-Konsumforscher ist ein weiterer Rückgang der Inflation und eine klare Strategie der Politik zur weiteren Entwicklung des Landes in den kommenden Jahren Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung der deutschen Wirtschaft.
Für Konsum-Optimismus sei das Nürnberger Barometer noch viel zu niedrig, meint Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck-Aufhäuser-Lampe: „Zurückhaltung und Vorsicht dürften bestenfalls langsam aus den Köpfen weichen.“Allerdings haben sich die Einkommenserwartungen erneut verbessert: Der Indikator stieg im März um 3,3 Punkte auf minus 1,5 Zähler. Ein besserer Wert wurde zuletzt vor Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 gemessen.
Der vorsichtig steigende Einkommensoptimismus liegt laut den Konsumforschern in erster Linie in der Lohn- und Gehaltsentwicklung begründet: „Die tariflichen Lohn- und Gehaltserhöhungen waren und werden auch in den kommenden Monaten sehr ansehnlich sein. Das gilt ebenfalls für die Renten, die sich an der Lohnentwicklung orientieren.“