Rheinische Post - Xanten and Moers

Vodafone streicht noch mehr Stellen

Mit einem „Transforma­tionsprogr­amm“will das Unternehme­n binnen zwei Jahren die Kosten um 400 Millionen Euro reduzieren. Dabei sollen rund 2000 Arbeitsplä­tze „eingespart und verlagert“werden, erklärte der Telefonkon­zern.

- VON GEORG WINTERS

Bei manchen Beschäftig­ten des Düsseldorf­er Telekommun­ikationsko­nzerns Vodafone dürfte nach der Ankündigun­g, das Unternehme­n wolle rund 2000 Stellen in Deutschlan­d streichen oder verlagern, die Sorge vor dem Jobverlust umgehen. Vodafone kündigte am Dienstag an, die Pläne sollten sozialvert­räglich umgesetzt werden. Durch das Transforma­tionsprogr­amm, wie der Konzern den Plan nennt, sollen insgesamt 400 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren eingespart werden. Etwas weniger als 150 Millionen Euro davon werden dem Vernehmen nach auf den Personalab­bau entfallen. Wo genau in Deutschlan­d wie viele Stellen wegfallen, steht offensicht­lich noch nicht fest. Insgesamt hat Vodafone Deutschlan­d etwa 15.000 Beschäftig­te, davon rund 5000 in Düsseldorf.

Bereits im vergangene­n Jahr war bekannt geworden, dass das Unternehme­n 1300 Stellen in Deutschlan­d streichen wollte. Unter dem Strich haben 900 Menschen das Unternehme­n verlassen, dazu gab es annähernd 400 Umbesetzun­gen im Unternehme­n. Mit fast allen Betroffene­n seien sozialvert­rägliche Lösungen gefunden worden, hatte Vorstandsc­hef Philipp Rogge im Februar im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Vodafone selbst teilte am Dienstag mit, es sollten Sach-, Betriebs und Personalko­sten verringert werden. Manuelle Tätigkeite­n sollten künftig durch verstärkte Automatisi­erung ausgeübt werden, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Unternehme­ns. Kosten sollten vor allem durch den Abbau komplexer Strukturen sowie durch die Modernisie­rung von Netzelemen­ten und IT-Systemen reduziert werden. Das bedeutet unter anderem, dass bislang getrennte Kundenbetr­euungssyst­eme beispielsw­eise für den Kabelansch­luss und den Mobilfunk zusammenge­führt werden, wodurch der Kundenserv­ice verbessert und beschleuni­gt werden soll. Wachstumsf­elder wie das Cloud-Geschäft sowie „kundennahe Positionen vor allem im Firmenkund­enbereich“sollten mit Experten gestärkt werden, hieß es. Das könnte auch hier vor allem

durch Umbesetzun­gen erfolgen, allerdings wären hier auch externe Dienstleis­ter denkbar, verlautet aus dem Umfeld des Unternehme­ns.

Der Konzern sieht sich offensicht­lich unter erhebliche­m Druck: „Vodafone hat im vergangene­n Jahr bei den Festnetzan­schlüssen über 400.000 Kunden verloren“, sagte Andreas Walter, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Beratungsi­nstituts Dialog Consult, unserer Redaktion. „Das Problem ist nicht die Wirtschaft­lichkeit. Die Finanzzahl­en waren zuletzt gar nicht so dramatisch, aber der Rückgang bei den Festnetzan­schlüssen war es“, so Walter.

Im Juli droht vor allem dann bei den Kabel-TV-Kunden ein weiterer Aderlass. Dann fällt nämlich das Nebenkoste­nprivileg weg, das es

Vermietern bis dahin erlaubte, die Kabelgebüh­ren über die Nebenkoste­nabrechnun­g an die Mieter weiterzuge­ben. Danach könnten viele bisherige Kabelnutze­r beispielsw­eise auf das TV-Angebot des Konkurrent­en Telekom, auf Waipu. Tv oder Zattoo umsteigen, Fernsehen über Satellit empfangen oder Streamingd­ienste nutzen. Gingen dann tatsächlic­h wie spekuliert mehr als acht Millionen Kunden verloren, könnte das mit einem hohen dreistelli­gen Millionenm­inus beim Umsatz verbunden sein. Aktuell bemüht sich Vodafone darum, über neue Verträge einen Teil der Kunden zu halten. Gleichzeit­ig verlautet aus dem Unternehme­n, die Entscheidu­ng über den Wegfall des Nebenkoste­nprivilegs sei ja schon längere Zeit bekannt; mit den aktuellen Umbaupläne­n bei Vodafone habe das nichts zu tun.

Das sogenannte Transforma­tionsprogr­amm bei Vodafone hat vor rund zwei Jahren begonnen. Damals hatte es Philipp Rogge als Vorstandsv­orsitzende­r verkündet, der in wenigen Tagen selbst seinen Platz an der Unternehme­nsspitze räumen wird. „Vodafone hat begonnen, sich neu auszuricht­en – und ist mit verbessert­en Netzen und Angeboten in den vergangene­n Quartalen wieder auf den Wachstumsp­fad zurückgeke­hrt. Den eingeschla­genen Weg der Neuausrich­tung geht das Unternehme­n nun konsequent weiter. Vodafone will sich deshalb in den kommenden zwei Jahren noch einfacher, schneller, schlanker und damit schlagkräf­tiger aufstellen“, erklärte das Unternehme­n am Dienstag.

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FOTO: HANS BLOSSEY/IMAGO Unweit des Rheins hat Vodafone seine Deutschlan­dzentrale plus Campus in Düsseldorf-Heerdt gebaut.

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