Rheinische Post - Xanten and Moers
Vodafone streicht noch mehr Stellen
Mit einem „Transformationsprogramm“will das Unternehmen binnen zwei Jahren die Kosten um 400 Millionen Euro reduzieren. Dabei sollen rund 2000 Arbeitsplätze „eingespart und verlagert“werden, erklärte der Telefonkonzern.
Bei manchen Beschäftigten des Düsseldorfer Telekommunikationskonzerns Vodafone dürfte nach der Ankündigung, das Unternehmen wolle rund 2000 Stellen in Deutschland streichen oder verlagern, die Sorge vor dem Jobverlust umgehen. Vodafone kündigte am Dienstag an, die Pläne sollten sozialverträglich umgesetzt werden. Durch das Transformationsprogramm, wie der Konzern den Plan nennt, sollen insgesamt 400 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren eingespart werden. Etwas weniger als 150 Millionen Euro davon werden dem Vernehmen nach auf den Personalabbau entfallen. Wo genau in Deutschland wie viele Stellen wegfallen, steht offensichtlich noch nicht fest. Insgesamt hat Vodafone Deutschland etwa 15.000 Beschäftigte, davon rund 5000 in Düsseldorf.
Bereits im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass das Unternehmen 1300 Stellen in Deutschland streichen wollte. Unter dem Strich haben 900 Menschen das Unternehmen verlassen, dazu gab es annähernd 400 Umbesetzungen im Unternehmen. Mit fast allen Betroffenen seien sozialverträgliche Lösungen gefunden worden, hatte Vorstandschef Philipp Rogge im Februar im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.
Vodafone selbst teilte am Dienstag mit, es sollten Sach-, Betriebs und Personalkosten verringert werden. Manuelle Tätigkeiten sollten künftig durch verstärkte Automatisierung ausgeübt werden, hieß es in einer Mitteilung auf der Webseite des Unternehmens. Kosten sollten vor allem durch den Abbau komplexer Strukturen sowie durch die Modernisierung von Netzelementen und IT-Systemen reduziert werden. Das bedeutet unter anderem, dass bislang getrennte Kundenbetreuungssysteme beispielsweise für den Kabelanschluss und den Mobilfunk zusammengeführt werden, wodurch der Kundenservice verbessert und beschleunigt werden soll. Wachstumsfelder wie das Cloud-Geschäft sowie „kundennahe Positionen vor allem im Firmenkundenbereich“sollten mit Experten gestärkt werden, hieß es. Das könnte auch hier vor allem
durch Umbesetzungen erfolgen, allerdings wären hier auch externe Dienstleister denkbar, verlautet aus dem Umfeld des Unternehmens.
Der Konzern sieht sich offensichtlich unter erheblichem Druck: „Vodafone hat im vergangenen Jahr bei den Festnetzanschlüssen über 400.000 Kunden verloren“, sagte Andreas Walter, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsinstituts Dialog Consult, unserer Redaktion. „Das Problem ist nicht die Wirtschaftlichkeit. Die Finanzzahlen waren zuletzt gar nicht so dramatisch, aber der Rückgang bei den Festnetzanschlüssen war es“, so Walter.
Im Juli droht vor allem dann bei den Kabel-TV-Kunden ein weiterer Aderlass. Dann fällt nämlich das Nebenkostenprivileg weg, das es
Vermietern bis dahin erlaubte, die Kabelgebühren über die Nebenkostenabrechnung an die Mieter weiterzugeben. Danach könnten viele bisherige Kabelnutzer beispielsweise auf das TV-Angebot des Konkurrenten Telekom, auf Waipu. Tv oder Zattoo umsteigen, Fernsehen über Satellit empfangen oder Streamingdienste nutzen. Gingen dann tatsächlich wie spekuliert mehr als acht Millionen Kunden verloren, könnte das mit einem hohen dreistelligen Millionenminus beim Umsatz verbunden sein. Aktuell bemüht sich Vodafone darum, über neue Verträge einen Teil der Kunden zu halten. Gleichzeitig verlautet aus dem Unternehmen, die Entscheidung über den Wegfall des Nebenkostenprivilegs sei ja schon längere Zeit bekannt; mit den aktuellen Umbauplänen bei Vodafone habe das nichts zu tun.
Das sogenannte Transformationsprogramm bei Vodafone hat vor rund zwei Jahren begonnen. Damals hatte es Philipp Rogge als Vorstandsvorsitzender verkündet, der in wenigen Tagen selbst seinen Platz an der Unternehmensspitze räumen wird. „Vodafone hat begonnen, sich neu auszurichten – und ist mit verbesserten Netzen und Angeboten in den vergangenen Quartalen wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Den eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung geht das Unternehmen nun konsequent weiter. Vodafone will sich deshalb in den kommenden zwei Jahren noch einfacher, schneller, schlanker und damit schlagkräftiger aufstellen“, erklärte das Unternehmen am Dienstag.