Rheinische Post - Xanten and Moers
Vom Käfig ins Körbchen
Für gefärbte Ostereier gilt in der EU keine Kennzeichnungspflicht. Ihre Herkunft ist oft unklar. Wer sicher sein will, färbt selbst.
Wer sich möglichst tierfreundlich ernähren möchte, kann es eigentlich gar nicht richtig machen – es sei denn, er boykottiert jedes tierische Produkt oder isst nur noch Eier von den eigenen Hühnern. Denn häufig sind die Bezeichnungen auf Lebensmittelverpackungen irreführend oder unvollständig. So auch beim Osterklassiker schlechthin – den bunt gefärbten Eiern, die man hart gekocht im Sechser- oder Zehnerpack kaufen kann.
Wer sie im Supermarkt aus dem Regal zieht und die Hinweise auf dem Karton liest, weiß im Zweifelsfall trotzdem nicht, ob sie aus Käfighaltung stammen oder nicht. Denn bei gekochten Eiern muss der Erzeuger weder angeben, wo sie genau herkommen, noch wie die Legehennen gehalten wurden. Das machen die Kennzeichnungsvorschriften in der EU möglich.
Dabei kennen Verbraucherinnen und Verbraucher es ganz anders vom rohen Produkt: Hier sind die Erzeuger nicht nur dazu verpflichtet, das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Haltungsform offenzulegen – also Bio-, Freiland-, Boden- oder Käfighaltung. Sie müssen zusätzlich noch einen sogenannten Erzeugercode auf das Ei stempeln, der auch unabhängig von der Verpackung verrät, wo es herkommt. Er besteht aus zehn Buchstaben und Ziffern: Die erste ist eine Zahl zwischen 0 und 3 – 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freilandhaltung, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Dann folgt ein Länderkürzel wie DE für Deutschland, AT für Österreich oder NL für Niederlande – und schließlich ein siebenstelliger Zahlencode mit Angabe des Bundeslands sowie Betriebs- und Stallnummer. 05 steht beispielsweise für Nordrhein-Westfalen, 03 für Niedersachsen und 07 für Rheinland-Pfalz.
Die Verbraucherzentrale NRW warnt allerdings vor Missverständnissen: Denn der Erzeugercode auf dem Ei ist ein anderer als die
Nummer der Packstelle auf dem Karton. Beide sehen zwar ähnlich aus, letztere verrät aber nur, wo die Eier verpackt wurden – nicht, wo sie ursprünglich herkommen. Manchmal kommt es laut den Verbraucherschützern nämlich vor, dass die Eier in den Niederlanden gelegt, aber in Deutschland verpackt würden. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn man die Verpackung bereits weggeworfen hat – der aussagekräftige Code steht immer direkt auf dem Ei.
Warum gelten bei bunten, hart gekochten Eiern ganz andere Regeln? „Das liegt daran, dass sie als verarbeitete Lebensmittel gelten – wie Fertigkuchen oder Mayonnaise“, sagt Christiane Kunzel, Lebensmittelexpertin bei der Verbraucherzentrale NRW. Es sei also gut möglich, dass die Eier aus Käfig- oder Bodenhaltung stammten – vor allem, wenn sie aus dem Nicht-EU-Ausland kämen, wo die Haltungsbedingungen für Hühner noch schlechter seien als hierzulande. Die Anbieter müssen lediglich das Mindesthaltbarkeitsdatum, die Stückzahl, ihren Namen und die Adresse auf den Karton oder die Plastikschale drucken, eine Liste mit allen Farbstoffen erstellen – und fertig ist das Produkt. Bei losen Eiern auf dem Wochenmarkt oder im Einzelhandel muss man sogar noch mehr aufpassen: Da ist nicht einmal ein Mindesthaltbarkeitsdatum verpflichtend.
Es gibt aber Ausnahmen: Manche Anbieter entscheiden sich freiwillig dafür, Herkunft und Haltungsform auf der Verpackung anzugeben. „Deshalb lohnt es sich, alle Angaben sehr genau zu studieren, bevor man die Eier kauft“, sagt Verbraucherschützerin Kunzel. Sie empfiehlt allerdings, lieber selbst welche zu färben – am besten aus Biohaltung: „Das ist kein großer Aufwand und macht sicherlich der ganzen Familie großen Spaß“, so die Lebensmittelexpertin.
Die meisten Ostereierfarben sind laut Kunzel unbedenklich. Es handele sich um wasserlösliche natürliche und synthetische Farbstoffe, die man per Lebensmittelgesetz fürs Färben zugelassen habe. „Sie werden auch in Süßigkeiten verwendet, also besteht absolut keine Gefahr“, sagt Kunzel. Nur Allergiker sollten aufpassen: Möglicherweise reagieren sie auf manche der Farbstoffe. Deshalb lohnt es sich auch hier, die Anleitung genau zu lesen.
Alternativ kann man die Eier auch mit pflanzlichen Farben bemalen. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt rote Beete und rote Zwiebeln für ein kräftiges Rot und Rotkohlblätter fürs knallige Blau. Es geht ganz leicht: die Pflanzenteile in kleine Stücke schneiden und kochen. Dann trennt man laut Verbraucherschützer den Farbsud ab, gibt ein wenig Essig dazu und legt die gekochten weißen Eier in den Sud. Wer ein leuchtendes Gelb bevorzugt, kann auch zu Kurkuma-Pulver greifen. Zwei Esslöffel in einem Topf Wasser genügen – darin kocht man die Eier dann zehn Minuten lang. Et voilà – schon fertig.