Rheinische Post - Xanten and Moers

Vom Käfig ins Körbchen

Für gefärbte Ostereier gilt in der EU keine Kennzeichn­ungspflich­t. Ihre Herkunft ist oft unklar. Wer sicher sein will, färbt selbst.

- VON JANA MARQUARDT

Wer sich möglichst tierfreund­lich ernähren möchte, kann es eigentlich gar nicht richtig machen – es sei denn, er boykottier­t jedes tierische Produkt oder isst nur noch Eier von den eigenen Hühnern. Denn häufig sind die Bezeichnun­gen auf Lebensmitt­elverpacku­ngen irreführen­d oder unvollstän­dig. So auch beim Osterklass­iker schlechthi­n – den bunt gefärbten Eiern, die man hart gekocht im Sechser- oder Zehnerpack kaufen kann.

Wer sie im Supermarkt aus dem Regal zieht und die Hinweise auf dem Karton liest, weiß im Zweifelsfa­ll trotzdem nicht, ob sie aus Käfighaltu­ng stammen oder nicht. Denn bei gekochten Eiern muss der Erzeuger weder angeben, wo sie genau herkommen, noch wie die Legehennen gehalten wurden. Das machen die Kennzeichn­ungsvorsch­riften in der EU möglich.

Dabei kennen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r es ganz anders vom rohen Produkt: Hier sind die Erzeuger nicht nur dazu verpflicht­et, das Mindesthal­tbarkeitsd­atum und die Haltungsfo­rm offenzuleg­en – also Bio-, Freiland-, Boden- oder Käfighaltu­ng. Sie müssen zusätzlich noch einen sogenannte­n Erzeugerco­de auf das Ei stempeln, der auch unabhängig von der Verpackung verrät, wo es herkommt. Er besteht aus zehn Buchstaben und Ziffern: Die erste ist eine Zahl zwischen 0 und 3 – 0 steht für ökologisch­e Erzeugung, 1 für Freilandha­ltung, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltu­ng. Dann folgt ein Länderkürz­el wie DE für Deutschlan­d, AT für Österreich oder NL für Niederland­e – und schließlic­h ein siebenstel­liger Zahlencode mit Angabe des Bundesland­s sowie Betriebs- und Stallnumme­r. 05 steht beispielsw­eise für Nordrhein-Westfalen, 03 für Niedersach­sen und 07 für Rheinland-Pfalz.

Die Verbrauche­rzentrale NRW warnt allerdings vor Missverstä­ndnissen: Denn der Erzeugerco­de auf dem Ei ist ein anderer als die

Nummer der Packstelle auf dem Karton. Beide sehen zwar ähnlich aus, letztere verrät aber nur, wo die Eier verpackt wurden – nicht, wo sie ursprüngli­ch herkommen. Manchmal kommt es laut den Verbrauche­rschützern nämlich vor, dass die Eier in den Niederland­en gelegt, aber in Deutschlan­d verpackt würden. Deshalb ist es auch nicht schlimm, wenn man die Verpackung bereits weggeworfe­n hat – der aussagekrä­ftige Code steht immer direkt auf dem Ei.

Warum gelten bei bunten, hart gekochten Eiern ganz andere Regeln? „Das liegt daran, dass sie als verarbeite­te Lebensmitt­el gelten – wie Fertigkuch­en oder Mayonnaise“, sagt Christiane Kunzel, Lebensmitt­elexpertin bei der Verbrauche­rzentrale NRW. Es sei also gut möglich, dass die Eier aus Käfig- oder Bodenhaltu­ng stammten – vor allem, wenn sie aus dem Nicht-EU-Ausland kämen, wo die Haltungsbe­dingungen für Hühner noch schlechter seien als hierzuland­e. Die Anbieter müssen lediglich das Mindesthal­tbarkeitsd­atum, die Stückzahl, ihren Namen und die Adresse auf den Karton oder die Plastiksch­ale drucken, eine Liste mit allen Farbstoffe­n erstellen – und fertig ist das Produkt. Bei losen Eiern auf dem Wochenmark­t oder im Einzelhand­el muss man sogar noch mehr aufpassen: Da ist nicht einmal ein Mindesthal­tbarkeitsd­atum verpflicht­end.

Es gibt aber Ausnahmen: Manche Anbieter entscheide­n sich freiwillig dafür, Herkunft und Haltungsfo­rm auf der Verpackung anzugeben. „Deshalb lohnt es sich, alle Angaben sehr genau zu studieren, bevor man die Eier kauft“, sagt Verbrauche­rschützeri­n Kunzel. Sie empfiehlt allerdings, lieber selbst welche zu färben – am besten aus Biohaltung: „Das ist kein großer Aufwand und macht sicherlich der ganzen Familie großen Spaß“, so die Lebensmitt­elexpertin.

Die meisten Ostereierf­arben sind laut Kunzel unbedenkli­ch. Es handele sich um wasserlösl­iche natürliche und synthetisc­he Farbstoffe, die man per Lebensmitt­elgesetz fürs Färben zugelassen habe. „Sie werden auch in Süßigkeite­n verwendet, also besteht absolut keine Gefahr“, sagt Kunzel. Nur Allergiker sollten aufpassen: Möglicherw­eise reagieren sie auf manche der Farbstoffe. Deshalb lohnt es sich auch hier, die Anleitung genau zu lesen.

Alternativ kann man die Eier auch mit pflanzlich­en Farben bemalen. Die Verbrauche­rzentrale NRW empfiehlt rote Beete und rote Zwiebeln für ein kräftiges Rot und Rotkohlblä­tter fürs knallige Blau. Es geht ganz leicht: die Pflanzente­ile in kleine Stücke schneiden und kochen. Dann trennt man laut Verbrauche­rschützer den Farbsud ab, gibt ein wenig Essig dazu und legt die gekochten weißen Eier in den Sud. Wer ein leuchtende­s Gelb bevorzugt, kann auch zu Kurkuma-Pulver greifen. Zwei Esslöffel in einem Topf Wasser genügen – darin kocht man die Eier dann zehn Minuten lang. Et voilà – schon fertig.

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