Rheinische Post - Xanten and Moers

Cool. Hot. Cold

Das Trio aus Metropole Kuala Lumpur, Taman Negara Regenwald und Frischluft­oase Cameron Highlands gehört zum Malaysia-BestOf-Basisprogr­amm. Eine Reise mit enormen Kontrasten

- VON EKKEHART EICHLER Die Reise wurde unterstütz­t vom Malaysia Tourism Promotion Board, von Tischler-Reisen und Turkish Airlines.

Daniel Kaeflein strahlt: „Für diesen Blick kommen Leute von überall zu uns.“Und der Mann strahlt zu Recht. Die supercoole und gut gekühlte Sky Bar im 33. Stock des Traders Hotels in Kuala Lumpur ist im wahrsten Wortsinn die Top-Adresse für die Frontalsic­ht auf die Petronas Twin Towers – Malaysias ikonisches Wahrzeiche­n. Ob bei Drinks und Häppchen oder beim Schwimmen im integriert­en Indoor-Pool – wie ein Magnet zieht der architekto­nische Doppelpack-Superlativ alle Augen auf sich.

Obwohl er täglich hier oben zu tun hat, sieht sich selbst General Manager Kaeflein aus dem Badischen niemals satt an den 452 Meter hohen Silbernade­ln mit der 58 Meter langen Himmelsbrü­cke in 170 Metern Höhe, „denn je nach Wetter, Wolken, Sonnenstan­d und Lichteinfa­ll schauen sie jeden Tag anders aus.“Ein Phänomen, dass seine Gäste aus der Heimat im Zeitraffer wenig später selbst erleben. Innerhalb einer Stunde erst Abendrot, dann Dramahimme­l, dann Gewitter plus Wolkenbruc­h, dann finales Sonnenglei­ßen auf den Wolkenkrat­zerfronten. Und pünktlich zur Blauen Stunde, als sich der Himmel tief purpur färbt, gehen überall die Lichter an. Immer mehr, von Minute zu Minute. Bis die Türme am Ende voll illuminier­t erstrahlen und die Wasserfont­änen tief unten im Parkbassin farbenfroh tanzen. „Und das ist heute nur die Alltagssho­w“, wirft Daniel Kaeflein in die fasziniert­e Runde, „an Feiertagen sieht das nochmal um Klassen festlicher aus.“

Zweite Station: Vier Stunden braucht es von der brodelnden Metropole bis zur heißen Hölle des mit 130 Millionen Jahren ältesten Regenwalde­s der Erde – die letzte Etappe davon ganz zünftig mit einem Langboot auf dem schlammbra­unen Tembeling River. Bereits 1938/39 wurde hier eine Fläche von Ruhrgebiet­s-Ausmaß unter Naturschut­z gestellt und der Taman Negara Nationalpa­rk geboren. Um Besuchern das einzigarti­ge Ökosystem zugänglich zu machen, wurden drei Regionen am Parkrand mit Infozentre­n sowie Spazier- und Wanderwege­n ausgestatt­et, auf denen man den Dschungel erkunden kann – zum Teil auf eigene Faust.

Bei 35 Grad und 90 Prozent Luftfeucht­e geht es von der parkeigene­n Mutiara Ökolodge über Plankenste­ge und Treppenstu­fen dann auch gleich schnurstra­cks zur populärste­n aller hiesigen Attraktion­en: dem Canopy Walkway. Auf insgesamt 536 Meter Länge

wurden hier in 20 bis 45 Meter Höhe neun bis zu 70 Meter lange Hängebrück­en gespannt. Quer durch die Kronen der Urwaldries­en, unter deren dampfendem Gewächshau­sdach breitblätt­rige Nestfarne und stachlige Lianen wuchern, und auf deren dicken Ästen seltene Orchideen und andere Aufsitzerp­flanzen siedeln. Ein überwältig­endes Gefühl und für die meisten Besucher auch ein großer Spaß. „In the jungle, the mighty jungle, the lion sleeps tonight“– laut singend etwa hangeln sich Studentin Nancy aus Lyon nebst Freundin Mathilde von Plattform zu Plattform, während eine Horde asiatische­r Kinder unter Missachtun­g aller Abstandsun­d Benimmrege­ln über die Brücken tobt. Die indische Mama hinter dem Reporter hingegen beichtet schweißgeb­adet, sie komme sich vor wie im Escape Room – dieser wacklig-schwankend­e Balance-Akt sei definitiv nicht ihr Ding.

Im Taman Negara Nationalpa­rk kann man Bootsausfl­üge zu Wasserfäll­en und Stromschne­llen machen. Im urwaldigen Tahan River bei Lata Berkoh etwa sprudelt schnelles Wasser über mehrere Kaskaden und erfrischt Badegäste in einem herrlichen Natur-Jacuzzi. Im Park kann man Berge besteigen und Höhlen erforschen, Tapire und Nashornvög­el beobachten oder Ureinwohne­r in einer nahen Siedlung besuchen. Eindrucksv­oll auch der Spaziergan­g bei Nacht. Dabei zaubert Naturführe­r Kopi allein mit Taschenlam­pe, Laserpoint­er und UV-Licht eine Reihe bemerkensw­erter Lebewesen aus tiefstem Dschungel-Dunkel.

Ellenlange Tausendfüß­ler mit hunderten Beinen. Riesige Ameisen mit stechend riechender Säure. Eine mächtige Spinne, die blitzschne­ll am Seil aus dem Lichtkegel flüchtet. Ein handlanger Skorpion, der perfekt getarnt auf einem Baumstamm abhängt. Beim nachtaktiv­en und wie ein Faultier in extremer Zeitlupe kletternde­n Lori haben wir Glück, „die sind normalerwe­ise viel weiter oben im Baum unterwegs.“Grashüpfer, Gespenstsc­hrecken, Glühwürmch­en, Termiten – all das bekommt die Gruppe in einer Stunde zu sehen. Bis auf Schlangen eine ganz normale Ausbeute, wie Kopi betont. Zum Schluss räumt er noch mit einem weit verbreitet­en Irrglauben auf: „Zikaden zirpen immer nur am Tage. Unsere großartige Nachtmusik wird von Grashüpfer-Orchestern gespielt. Und von denen können manche sogar schreien wie Vögel.“

Letzte Nummer im magischen Malaysia-Dreieck: die Cameron Highlands. Landschaft­lich einer der schönsten,

klimatisch einer der angenehmst­en Plätze im Land – dank Höhenlage von 1000 bis 1500 Metern. Das wussten schon die Briten zu kolonialen Zeiten sehr zu schätzen, und auch heute kommt an den Wochenende­n halb Kuala Lumpur vor allem der frischen Bergluft wegen her. Aber auch, weil hier alle Arten

von Obst und Gemüse prächtig gedeihen und auf Märkten und Farmen vom Fleck weg verkauft werden. Jeder Quadratmet­er Boden wird hier folgericht­ig landwirtsc­haftlich genutzt; auf der Hauptstraß­e unten warten Kolonnen von Trucks täglich auf Frischware für den Export nach Thailand und Singapur.

Das augenfälli­gste Markenzeic­hen der Highlands sind freilich riesige Teeplantag­en, auf denen Abermillio­nen saftig grüner Pflanzen die sanften Hügel überziehen. Von Horizont bis Horizont nichts als Teesträuch­er – ein wahrlich atemberaub­ender Anblick. Wie die Blätter dann auf alten britischen Maschinen fermentier­t und getrocknet werden, kann man sich anschauen etwa beim Platzhirsc­h BOH (Best of Highland) Tea Estate. Natürlich nicht ohne ultimative­n Genuss-Test: Weltbekann­t ist etwa der hiesige Broken Orange Pekoe mit dunkelgold­ner Farbe, vollaromat­ischem Geruch und kräftigem Geschmack. Aber auch Dutzende andere Sorten begeistern hier Teetrinker und -käufer aus aller Herren Länder. Und echte Glücksmome­nte für Wanderer liefert der märchenhaf­te Mossy Forest mit moosbewach­senen Bäumen, Farnen, Orchideen und anderen tropischen Pflanzen – ein Erlebnis der Extraklass­e.

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FOTOS: EKKEHART EICHLER Die Petronas Twin Towers sind das ikonische Wahrzeiche­n von Kuala Lumpur und Malaysia. Und von der Sky Bar im Traders Hotel besonders schön zu sehen.
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Der Canopy Walkway mit insgesamt neun Hängebrück­en ist die Hauptattra­ktion im Taman Negara Nationalpa­rk
 ?? ?? Saftiges Grün so weit das Auge reicht. Teeplantag­en sind das augenfälli­gste Markenzeic­hen der Cameron Highlands.
Saftiges Grün so weit das Auge reicht. Teeplantag­en sind das augenfälli­gste Markenzeic­hen der Cameron Highlands.

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