Rheinische Post - Xanten and Moers
Wenn die Keller voll Wasser laufen
„Im Torfgrund“am Geisbruchdreieck und an der Kirchhoffstraße in Kamperbrück hinterlassen Regen und hoher Grundwasserstand Schäden. Die Lineg fördert aktuell mehr Wasser als geplant.
„Unser Keller ist nass“, schimpften mehrere Hauseigentümer auf einer Info-Veranstaltung mit Vertretern der Lineg. Besonders verärgert zeigten sich diejenigen, die einen Schaden gemeldet hatten, und bei denen „innerhalb von zwei Wochen der Ablehnungsbescheid da war“, wie eine Eigentümerin berichtete, also der Bescheid der Lineg, dass das Wasser im Keller nicht ursächlich durch die Genossenschaft verursacht sei.
„Wir wollen Kümmerer für die Bürgerinnen und Bürger sein“, hatte Norbert Thiele die Besucher als Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion begrüßt, die zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen hatte. „Der extreme Dauerregen, der seit November niedergeht, führte auch im Stadtgebiet von Kamp-Lintfort zu hohen bis sehr hohen Grundwasserständen. Die Böden sind gesättigt und zum Teil übersättigt. In der Folge blieb Wasser auf landwirtschaftlichen Flächen stehen und wurden Keller nass. Die Ausnahmesituation wirft Fragen auf. So sind Anwohner mit der Bitte um Antworten an uns herangetreten“, berichtete er.
30 von diesen kamen zur Informationsveranstaltung in die Aula der Europaschule. Damit waren sie knapp einen Kilometer von der Straße „Im Torfgrund“am Geisbruchdreieck entfernt. Aus dieser Straße erschienen die meisten Anwohner, gefolgt von der Kirchhoffstraße in Kamperbrück und
der Fackelstraße in Hoerstgen. 43 Kamp-Lintforter sollen sich bei der Lineg gemeldet haben, um prüfen zu lassen, ob ihre feuchten Keller primär mit dem hohen Grundwasserspiegel zusammenhängen. Dieser wird von der Genossenschaft reguliert, um Bergsenkungen auszugleichen. Im Gesamtgebiet der Lineg, das fast deckungsgleich mit dem Altkreis Moers ist, waren es 300 Meldungen. „Von Anfang November bis Mitte März ist 60 Prozent mehr Niederschlag gefallen als sonst“, berichtete Gesa Amstutz, Leiterin des Lineg-Geschäftsbereichs Wasserwirtschaft, die mit Lineg-Vorstand
Volker Kraska und Planungsingenieur Ralf Kempken referierte.
„Seit 1910 zeichnen die Lineg und ihr Vorgängerverein Niederschlagsmengen und Grundwasserstände auf. Es hat noch nie so viel geregnet wie diesmal. Wir fördern zurzeit mehr Wasser als geplant, an manchen Stellen doppelt oder dreimal so viel wie sonst. Einige Pumpen laufen Tag und Nacht. Das dient der Gefahrenabwehr, obwohl wir gesetzlich gar nicht so viel Grundwasser abpumpen dürfen, erklärte sie.
Sie hatte auch Zahlen für die Straßen parat, die besonders betroffen sind. Sie nannte ein Beispiel aus
dem „Torfgrund“. Bei einem Objekt liege der aktuelle Grundwasserstand bei 22,40 über Normallnull. Das seien 0,80 Meter weniger als der Wert von 23,20 Meter, der der höchste zu erwartende Stand gemäß Grundwasserauskunft sei. Die tiefste Stelle dieses Gebäudes, die Bodenplatte unter einem Keller, hätte seit 1982 nur tiefer als dieser Höchstwert gebaut werden dürfen, wenn diese besonders abgedichtet gewesen sei.
„Allerdings hält eine Abdichtung nicht ewig“, stellte die Leiterin der Wasserwirtschaft fest. Sie fügte hinzu: „Diese Zahlen gelten nur für dieses
eine Objekt. Schon für das Nachbarhaus gelten andere Zahlen.“Warum das so ist, erklärte sie den Zuhörern mit einem Vergleich: „Sie dürfen sich den Grundwasserspiegel nicht als einen See im Untergrund mit einem glatten Wasserspiegel vorstellen, sondern eher als eine schwankende Linie.“Deshalb präsentierte die Lineg jeweils Beispielwerte für die einzelnen Stadtteile wie Kamperbrück oder Hoerstgen.
Auch hier seien die Abstände zum Grundwasser gemessen von der Geländeoberkante in diesem Winter höher als vor den bergbaulichen Einwirkungen gewesen. Die Lineg habe in ihrem Verbandsgebiet über 2000 Messstellen für das Grundwasser. Wer wissen wolle, welcher höchste Grundwasserstand für sein Haus zu erwarten sei, könne eine kostenpflichtige Anfrage bei der Lineg stellen. Eine Standardauskunft koste rund 70 Euro.
Lineg-Vorstand Volker Kraska betonte, die Genossenschaft baue seit Jahren Gewässer naturnah aus, auch um Platz für Regenwasser zu schaffen. Das sei ein Baustein, um sich an den Klimawandel anzupassen, der durch längere Trockenphasen und längere Regenphasen für alle spürbar sei.