Rheinische Post - Xanten and Moers
Kita-Träger empört über Ministerin
Mit Unverständnis reagieren einige Kita-Träger aus dem Kreis Wesel auf die jüngsten Aussagen von Familienministerin Josefine Paul. Die Politerkin rief die Träger dazu auf, neben Fachkräften auch mehr Ergänzungskräfte einzustellen.
(acf) Das Personal in Kindertagesstätten ist wegen Krankheit und Fachkräftemangel am Limit, Eltern sind über Ausfallzeiten frustriert, der finanzielle Druck ist aufgrund der Tarifsteigerungen hoch: In dieser Gemengelage haben Äußerungen aus dem NRWFamilienministerium für Ärger gesorgt. „Die breiten Möglichkeiten des Personaleinsatzes werden nicht hinreichend genutzt und es wird trägerseitig deutlich auf den Einsatz von Fachkräften gesetzt“, heißt es in einem Bericht an den Familienausschuss. Familienministerin Josefine Paul ruft Träger dazu auf, neben Fachkräften auch mehr Hilfskräfte einzustellen. Grundlage hierfür ist ein Gutachten des Unternehmens Prognos, das sich mit der Evaluation des reformbedürftigen Kibiz-Gesetzes auseinandersetzt. Dabei erlaube das Gesetz auf Assistenzkräfte und einen Personalmix zu setzen. Zu viel Fokus auf Fachkräfte? Eine Kritik am Personalmanagement?
Bei der Awo im Kreis Wesel ist diese Bestandsaufnahme der Landesregierung zur Personalsituation in der vergangenen Woche nicht gut angekommen. Der Kreisverband als Träger von 24 Kindertageseinrichtungen
im Kreisgebiet zeigt sich in einer Pressemitteilung empört und bezieht Stellung: „Die jüngsten Aussagen von NRW-Familienministerin Josefine Paul sind enttäuschend. Wir als Träger von Kindertageseinrichtungen sind bestürzt und können nicht tatenlos zusehen, wie die schwarz-grüne Landesregierung die leider vorhandenen Probleme in Kitas als Managementproblem in der Stellenbesetzung abtut“, wird der
Vorsitzende Jochen Gottke zitiert. Die Ministerin formuliere schwerwiegende Probleme in den Kitas auf eine Weise, die nicht nur die Qualität der Kinderbetreuung, sondern auch die Würde und den Wert der Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern in Frage stelle.
Man nutze bei der Awo die Möglichkeiten der Personalverordnung, „gleichzeitig sind wir bei der Zahlung tariflich gebunden“, äußert sich Benjamin Walch, Vorstandsvertreter des Verbands für den Bereich Kinder und Jugend. „Ich finde es einen regelrechten Skandal, den Fokus darauf zu legen, noch mehr auf geringer qualifizierte Assistenzkräfte zu setzen, anstatt die notwendige bessere finanzielle Ausstattung der Kitas und eine Aufwertung des Erzieherberufes in Erwägung zu ziehen. Diese ist meiner Meinung nach mehr als gefragt und dringend.“
Karl-Hermann Hecheltjen ist Geschäftsführer des Kindergartenvereins Brünen. Die Behauptung, dass nicht genügend Ergänzungskräfte beschäftigt werden, kann er kaum nachvollziehen. „Der Fachkräftemangel ist auch durch das Ministerium hausgemacht“, denn bei der schulischen Ausbildung erhalten die angehenden Erzieher keine Vergütung, sagt er. Hier sieht er die Möglichkeit, einen Anreiz zu schaffen, seit Jahren müsse eigentlich längst gegengesteuert werden, so seine Kritik.
„Wir setzen auf das AlltagshelferProgramm“, es schaffe Erleichterung, sagt Michael van Meerbeck, Caritasdirektor für die Dekanate Dinslaken und Wesel mit Kitas im rechtsrheinischen Kreis. Auch van Meerbeck betont, auf das Thema Personalmix angesprochen, die Bedeutung von Fachkräften: „Die Anforderungen an die Kitas werden immer größer“, verweist er auf die Themen Integration und Inklusion, das müsse entsprechend fachlich begleitet werden. Er wünsche sich gesamtgesellschaftlich mehr Wertschätzung für die Arbeit dieser Menschen: „Kinder sind es auch wert.“