Rheinische Post - Xanten and Moers
Heimischer Spargel ist an Ostern rar
An den bevorstehenden Feiertagen muss auf heimischen Spargel vom Niederrhein weitestgehend verzichtet werden. Durch zu wenig Sonneneinstrahlung wächst das weiße Gold unter den Folien nur langsam.
Die gute Nachricht vorab: Es wird dieses Jahr noch ausreichend heimischen Spargel geben. Die schlechte: Nur wenig Ware gibt es pünktlich zum Osterfest. Zumindest dann nicht, wenn man auf heimischen Spargel vom Niederrhein baut.
Dabei stehen beim Veener Spargelhof Schippers schon alle in den Startlöchern. Auch die ersten Erntehelfer, die vornehmlich aus Rumänien stammen, sind bereits vor Ort. Doch noch fehlt es einfach an reifen Spargelstangen. Der Spargel, den es vereinzelt schon im Supermarkt zu kaufen gebe, sei aus den Niederlanden importiert oder durch eine Beheizung mit Fernwärme früher reif.
Spargelbauer Achim Schippers erklärt: „Was dem Spargel auf unseren Feldern fehlt, sind einfach ein paar Tage mit richtig Sonne, die die Folie genügend aufheizt.“Optimale Bedingungen zum Wachsen hätten die Spargelstangen bei einer Nachttemperatur von zehn Grad und von 20 Grad über Tag. Davon sei man derzeit weit entfernt.
Gesellschafter Roman Merkewitsch, der gemeinsem mit Schippers die Felder genau im Blick hat, erklärt: „Die ersten Monate vom Jahr waren einfach zu nass. So extremen Regen hatten wir noch nie.“Einige Spargelfelder seien deswegen gar nicht mit den Traktoren befahrbar gewesen. „Ich bin sogar einmal so mit dem Traktor stecken geblieben, dass ich mit Hilfe mehrerer schwerer Maschinen aus dem Feld gezogen werden musste“, berichtet Schippers. Auch die Erntehelfer werden bei den übernassen Böden, auf denen teilweise das Wasser in Lachen steht, noch zu kämpfen haben. „Das wird eine
matschige Angelegenheit“, sagt der Gesellschafter. Es seien einfach vom Wetter her keine Traumbedingungen für das weiße Gold vom Niederrhein gewesen. Auch das vergangene
Wochenende gab nochmal einen Dämpfer, war es doch zu kalt und zu nass.
Wer sich jetzt Sorgen um seinen geliebten Spargel macht, der kann
von den Spargel-Experten beruhigt werden, doch sie bitten noch um etwas Geduld. „Unsere Telefonleitungen laufen heiß und die Leute stellen Anfragen und wollen kiloweise
Spargel bestellen“, sagt Merkewitsch. Das freue ihn zwar, denn der heimische Spargel sei eines der wenigen Gemüse, welches nur saisonbedingt zur Verfügung stünde. Doch eigentlich habe die Spargelsaison noch gar nicht begonnen. „Es ist ein Irrglaube, dass es an Ostern immer Spargel gibt“, sagt der Landwirt. Das sei in vielen Köpfen so verankert, doch in diesem Jahr liegen sowohl die Karnevals- als auch die Ostertage sehr früh im Jahr. Schließlich ist der Ostersonntag der 31. März. Frohe Kunde gibt es aber schon jetzt für 2025. „Dann liegen die Ostertage spät, der Ostersonntag fällt auf den 20. April. Da kann man sich auf den heimischen Spargel freuen“, so Merkewitsch.
Noch befinden sich sowohl der Hofladen, als auch die Spargelverkaufsbüdchen im Winterschlaf. Am Freitag will Achim Schippers erneut die Felder begutachten. Doch fraglich sei, ob dann schon genug zu ernten vorhanden ist. Sicher werde man einige Kilogramm Spargel auch dann schon aus dem Boden holen können. Doch das reiche eben nicht. „Wir können ja nicht den ersten 20 Kunden den Spargel anbieten und haben dann nichts mehr für die anderen, die danach noch vorbeikommen“, erklärt Merkewitsch. Eines sei sicher: Vor Ostern werden die Spargelbüdchen nicht mehr aufgestellt. „Was sollen wir auch tun? Ananas oder Bananen verkaufen wir darin ja nicht“, nimmt es Merkewitsch mit Humor.
Wie es nach Ostern weitergeht, sei noch ungewiss. Eins ist sicher: kann genug Spargel geerntet werden, werde direkt auch der Hofladen öffnen und die Büdchen aufgebaut. Denn einmal mit der Ernte angefangen, gebe es kein Zurück mehr. Denn ist der Spargel reif, muss er auch aus dem Boden. „Am besten ist es, wenn der Spargel geerntet und am nächsten Tag direkt verspeist wird“, so der Unternehmer. Rund drei bis vier Tage wäre er im Kühlhaus lagerbar.
Und wie sieht es aus mit den Preisen? Was werden Kunden im Jahr 2024 für einen Kilogramm Spargel aus der Region auf den Tisch legen müssen? „Das liegt nicht zuletzt bei Angebot und Nachfrage“, sagt Merkewitsch. Generell wolle man sich an die Vorjahrespreise annähern. Doch ganz komme man auch nicht an einer Preiserhöhung vorbei. Kunden müssten im Vergleich zum letzten Jahr mit rund acht Prozent Teuerungsrate rechnen. „Das liegt an den auch für uns höheren Ausgaben. Der Dieselpreis ist gestiegen, ebenso die Löhne. Nicht umsonst müssen viele kleinere Spargelbauern ihre Betriebe schließen“, sagt Achim Schippers. Auch die Erntehelfer, die schon jetzt vor Ort sind, wollen bezahlt werden. „Die Flüge für die Erntehelfer müssen wir auf gut Glück viele Wochen im Voraus buchen“, sagt Merkewitsch. Der Preis für kurzfristige Flüge sei einfach ebenfalls enorm gestiegen.
Einen Lichtblick gibt es aber auf jeden Fall. Denn das Veener Spargelzelt soll regulär am Donnerstag, 18. April, öffnen. Aufgrund der großen Nachfrage wird besonders bei größeren Gruppen dazu geraten, die Plätze vorab telefonisch zu reservieren.