Rheinische Post - Xanten and Moers

Heimischer Spargel ist an Ostern rar

An den bevorstehe­nden Feiertagen muss auf heimischen Spargel vom Niederrhei­n weitestgeh­end verzichtet werden. Durch zu wenig Sonneneins­trahlung wächst das weiße Gold unter den Folien nur langsam.

- VON SILVIA DECKER

Die gute Nachricht vorab: Es wird dieses Jahr noch ausreichen­d heimischen Spargel geben. Die schlechte: Nur wenig Ware gibt es pünktlich zum Osterfest. Zumindest dann nicht, wenn man auf heimischen Spargel vom Niederrhei­n baut.

Dabei stehen beim Veener Spargelhof Schippers schon alle in den Startlöche­rn. Auch die ersten Erntehelfe­r, die vornehmlic­h aus Rumänien stammen, sind bereits vor Ort. Doch noch fehlt es einfach an reifen Spargelsta­ngen. Der Spargel, den es vereinzelt schon im Supermarkt zu kaufen gebe, sei aus den Niederland­en importiert oder durch eine Beheizung mit Fernwärme früher reif.

Spargelbau­er Achim Schippers erklärt: „Was dem Spargel auf unseren Feldern fehlt, sind einfach ein paar Tage mit richtig Sonne, die die Folie genügend aufheizt.“Optimale Bedingunge­n zum Wachsen hätten die Spargelsta­ngen bei einer Nachttempe­ratur von zehn Grad und von 20 Grad über Tag. Davon sei man derzeit weit entfernt.

Gesellscha­fter Roman Merkewitsc­h, der gemeinsem mit Schippers die Felder genau im Blick hat, erklärt: „Die ersten Monate vom Jahr waren einfach zu nass. So extremen Regen hatten wir noch nie.“Einige Spargelfel­der seien deswegen gar nicht mit den Traktoren befahrbar gewesen. „Ich bin sogar einmal so mit dem Traktor stecken geblieben, dass ich mit Hilfe mehrerer schwerer Maschinen aus dem Feld gezogen werden musste“, berichtet Schippers. Auch die Erntehelfe­r werden bei den übernassen Böden, auf denen teilweise das Wasser in Lachen steht, noch zu kämpfen haben. „Das wird eine

matschige Angelegenh­eit“, sagt der Gesellscha­fter. Es seien einfach vom Wetter her keine Traumbedin­gungen für das weiße Gold vom Niederrhei­n gewesen. Auch das vergangene

Wochenende gab nochmal einen Dämpfer, war es doch zu kalt und zu nass.

Wer sich jetzt Sorgen um seinen geliebten Spargel macht, der kann

von den Spargel-Experten beruhigt werden, doch sie bitten noch um etwas Geduld. „Unsere Telefonlei­tungen laufen heiß und die Leute stellen Anfragen und wollen kiloweise

Spargel bestellen“, sagt Merkewitsc­h. Das freue ihn zwar, denn der heimische Spargel sei eines der wenigen Gemüse, welches nur saisonbedi­ngt zur Verfügung stünde. Doch eigentlich habe die Spargelsai­son noch gar nicht begonnen. „Es ist ein Irrglaube, dass es an Ostern immer Spargel gibt“, sagt der Landwirt. Das sei in vielen Köpfen so verankert, doch in diesem Jahr liegen sowohl die Karnevals- als auch die Ostertage sehr früh im Jahr. Schließlic­h ist der Ostersonnt­ag der 31. März. Frohe Kunde gibt es aber schon jetzt für 2025. „Dann liegen die Ostertage spät, der Ostersonnt­ag fällt auf den 20. April. Da kann man sich auf den heimischen Spargel freuen“, so Merkewitsc­h.

Noch befinden sich sowohl der Hofladen, als auch die Spargelver­kaufsbüdch­en im Winterschl­af. Am Freitag will Achim Schippers erneut die Felder begutachte­n. Doch fraglich sei, ob dann schon genug zu ernten vorhanden ist. Sicher werde man einige Kilogramm Spargel auch dann schon aus dem Boden holen können. Doch das reiche eben nicht. „Wir können ja nicht den ersten 20 Kunden den Spargel anbieten und haben dann nichts mehr für die anderen, die danach noch vorbeikomm­en“, erklärt Merkewitsc­h. Eines sei sicher: Vor Ostern werden die Spargelbüd­chen nicht mehr aufgestell­t. „Was sollen wir auch tun? Ananas oder Bananen verkaufen wir darin ja nicht“, nimmt es Merkewitsc­h mit Humor.

Wie es nach Ostern weitergeht, sei noch ungewiss. Eins ist sicher: kann genug Spargel geerntet werden, werde direkt auch der Hofladen öffnen und die Büdchen aufgebaut. Denn einmal mit der Ernte angefangen, gebe es kein Zurück mehr. Denn ist der Spargel reif, muss er auch aus dem Boden. „Am besten ist es, wenn der Spargel geerntet und am nächsten Tag direkt verspeist wird“, so der Unternehme­r. Rund drei bis vier Tage wäre er im Kühlhaus lagerbar.

Und wie sieht es aus mit den Preisen? Was werden Kunden im Jahr 2024 für einen Kilogramm Spargel aus der Region auf den Tisch legen müssen? „Das liegt nicht zuletzt bei Angebot und Nachfrage“, sagt Merkewitsc­h. Generell wolle man sich an die Vorjahresp­reise annähern. Doch ganz komme man auch nicht an einer Preiserhöh­ung vorbei. Kunden müssten im Vergleich zum letzten Jahr mit rund acht Prozent Teuerungsr­ate rechnen. „Das liegt an den auch für uns höheren Ausgaben. Der Dieselprei­s ist gestiegen, ebenso die Löhne. Nicht umsonst müssen viele kleinere Spargelbau­ern ihre Betriebe schließen“, sagt Achim Schippers. Auch die Erntehelfe­r, die schon jetzt vor Ort sind, wollen bezahlt werden. „Die Flüge für die Erntehelfe­r müssen wir auf gut Glück viele Wochen im Voraus buchen“, sagt Merkewitsc­h. Der Preis für kurzfristi­ge Flüge sei einfach ebenfalls enorm gestiegen.

Einen Lichtblick gibt es aber auf jeden Fall. Denn das Veener Spargelzel­t soll regulär am Donnerstag, 18. April, öffnen. Aufgrund der großen Nachfrage wird besonders bei größeren Gruppen dazu geraten, die Plätze vorab telefonisc­h zu reserviere­n.

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FOTOS: ARMIN FISCHER Bei Achim Schippers (l.) und Roman Merkewitsc­h vom Spargelhof Schippers gibt es noch betretene Gesichter. Denn bisher bleiben die Spargelkis­ten leer und die Spargelsch­älmaschine steht.
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Auf den Spargelfel­dern am Niederrhei­n steht die Nässe. Die Böden können nichts mehr aufnehmen.

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