Rheinische Post - Xanten and Moers
Konzert mit Kollapsen
Für einen von fünf Auftritten in Deutschland war Tom Odell zu Gast in Köln.
„Hilfe, wir brauchen hier Hilfe! Sani!“, wird Tom Odells Gesang plötzlich von Rufen aus der Mitte der Halle unterbrochen. Handylampen werden wild hin und her geschwenkt. Unruhe breitet sich im Publikum aus. Einige versuchen, zu erspähen, was wohl passiert sein mag. Rettungskräfte eilen in den Saal, bahnen sich mit Unterstützung der Security ihren Weg durch die gut gefüllte Konzerthalle. Kurzzeitig wird es recht still. Bis das Rettungsteam laut rufend den Rückweg antritt. Ein junges Mädchen ist kollabiert, liegt in den Armen eines der Helfer. Für sie ist das Konzert vorbei, bevor es so richtig angefangen hat. Sie wird nicht die Einzige bleiben. Das Konzert allerdings geht weiter.
Mal performt Odell alleine – nur er am Klavier. Dann lässt er sich wieder von seiner Band begleiten. Gefühlvolle, melancholische Balladen wechseln sich mit kraftvollen Popsongs ab. Das ein oder andere wilde Solo seines Gitarristen ist auch dabei. Odell gibt alles. Manchmal scheint es gar so, als schreie er sich die Seele aus dem Leib. Er singt über das Ende des Sommers, über die Liebe und das Gefühl, verletzt zu werden. Auch einige Songs seines erst in diesem Jahr veröffentlichten neuen Albums „Black Friday“präsentiert er im ausverkauften Haus.
Das überwiegend junge, weibliche Publikum hängt an seinen Lippen, Smartphones werden gezückt, zahlreiche Selfies und Videos aufgenommen, um den Moment festzuhalten. Bis es erneut zu einem medizinischen Notfall kommt. Wieder ist eine junge Frau von ihren Kräften verlassen worden und muss von den Sanitätern gestützt werden.
Ob Tom Odell das alles überhaupt mitbekommen hat? Obwohl insgesamt acht seiner weiblichen Fans im Laufe des Konzerts von den Sanitätern aus der Halle gebracht und behandelt werden müssen, fragt er nur einmal kurz das Publikum: „Is everything okay?“Aber wie so oft gilt das Motto auch an diesem Abend: „The Show must go on.“
Und die hat es in sich. Aber nicht etwa durch ein besonderes Bühnenbild oder ein außergewöhnliches Outfit, denn beides ist schlicht gehalten, vielmehr durch Odells Präsenz. Mal steht er auf seinem Flügel und gibt sich mit vollem Körpereinsatz den Gitarren- und Schlagzeugsounds hin, mal läuft er durchs Publikum, begleitet von tosendem Applaus. Odell selbst ist absolut stimmgewaltig, seine Songs gleichen einem kleinen musikalischen Feuerwerk. Zugaben gibt er einige. Und bei diesen singt dann auch das Publikum mit. Voller Leidenschaft stimmt der Saal mit ihm in „True Colours“ein, im Original von Cyndi Lauper, außerdem in seinen Hit „Another Love“und in weitere Lieder.