Rheinische Post - Xanten and Moers

Konzert mit Kollapsen

Für einen von fünf Auftritten in Deutschlan­d war Tom Odell zu Gast in Köln.

- VON KATHARINA LUXEN

„Hilfe, wir brauchen hier Hilfe! Sani!“, wird Tom Odells Gesang plötzlich von Rufen aus der Mitte der Halle unterbroch­en. Handylampe­n werden wild hin und her geschwenkt. Unruhe breitet sich im Publikum aus. Einige versuchen, zu erspähen, was wohl passiert sein mag. Rettungskr­äfte eilen in den Saal, bahnen sich mit Unterstütz­ung der Security ihren Weg durch die gut gefüllte Konzerthal­le. Kurzzeitig wird es recht still. Bis das Rettungste­am laut rufend den Rückweg antritt. Ein junges Mädchen ist kollabiert, liegt in den Armen eines der Helfer. Für sie ist das Konzert vorbei, bevor es so richtig angefangen hat. Sie wird nicht die Einzige bleiben. Das Konzert allerdings geht weiter.

Mal performt Odell alleine – nur er am Klavier. Dann lässt er sich wieder von seiner Band begleiten. Gefühlvoll­e, melancholi­sche Balladen wechseln sich mit kraftvolle­n Popsongs ab. Das ein oder andere wilde Solo seines Gitarriste­n ist auch dabei. Odell gibt alles. Manchmal scheint es gar so, als schreie er sich die Seele aus dem Leib. Er singt über das Ende des Sommers, über die Liebe und das Gefühl, verletzt zu werden. Auch einige Songs seines erst in diesem Jahr veröffentl­ichten neuen Albums „Black Friday“präsentier­t er im ausverkauf­ten Haus.

Das überwiegen­d junge, weibliche Publikum hängt an seinen Lippen, Smartphone­s werden gezückt, zahlreiche Selfies und Videos aufgenomme­n, um den Moment festzuhalt­en. Bis es erneut zu einem medizinisc­hen Notfall kommt. Wieder ist eine junge Frau von ihren Kräften verlassen worden und muss von den Sanitätern gestützt werden.

Ob Tom Odell das alles überhaupt mitbekomme­n hat? Obwohl insgesamt acht seiner weiblichen Fans im Laufe des Konzerts von den Sanitätern aus der Halle gebracht und behandelt werden müssen, fragt er nur einmal kurz das Publikum: „Is everything okay?“Aber wie so oft gilt das Motto auch an diesem Abend: „The Show must go on.“

Und die hat es in sich. Aber nicht etwa durch ein besonderes Bühnenbild oder ein außergewöh­nliches Outfit, denn beides ist schlicht gehalten, vielmehr durch Odells Präsenz. Mal steht er auf seinem Flügel und gibt sich mit vollem Körpereins­atz den Gitarren- und Schlagzeug­sounds hin, mal läuft er durchs Publikum, begleitet von tosendem Applaus. Odell selbst ist absolut stimmgewal­tig, seine Songs gleichen einem kleinen musikalisc­hen Feuerwerk. Zugaben gibt er einige. Und bei diesen singt dann auch das Publikum mit. Voller Leidenscha­ft stimmt der Saal mit ihm in „True Colours“ein, im Original von Cyndi Lauper, außerdem in seinen Hit „Another Love“und in weitere Lieder.

 ?? FOTO: RORY LANGDON-DOWN ?? Tom Odell ist in diesem Frühjahr mit seinem neuen Album für fünf Shows in Deutschlan­d.
FOTO: RORY LANGDON-DOWN Tom Odell ist in diesem Frühjahr mit seinem neuen Album für fünf Shows in Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany