Rheinische Post - Xanten and Moers

Sorgen um die medizinisc­he Versorgung

Die Beschäftig­ten der Duisburger Sana Kliniken sorgen sich um die Zukunft der Standorte in Wedau und Rheinhause­n – und darum, dass bald möglicherw­eise nicht mehr genug Menschen ärztlich versorgt werden können.

- VON LEONIE MISS

Es wird gekürzt, es wird gestrichen. Aufgebaut wird aber nicht. Die Lage an den Duisburger Sana Kliniken hat sich über die vergangene­n Jahre sichtlich zugespitzt. Die Krankenhau­sstandorte im Duisburger Süden seien in Gefahr, sagen Beschäftig­te der ansässigen Kliniken, sie sorgen sich um die medizinisc­he Versorgung in Duisburg und der weiteren Umgebung. Mitarbeite­r demonstrie­rten, forderten Klarheit in der Kommunikat­ion, die Gewerkscha­ft Verdi startete eine Petition „für den Erhalt der Wedau Kliniken und des Bertha-Krankenhau­ses Rheinhause­n und ihres medizinisc­hen Angebots“.

Worum geht es eigentlich? Der Duisburger Stadtrat hat in seiner Sitzung am 19. Februar die bisher geltende Standortga­rantie für die beiden Sana Kliniken zurückgeno­mmen. Diese wurde 2014 vertraglic­h mit den Sana Kliniken beim Verkauf des städtische­n 50-Prozent-Anteils vereinbart. Mit der Auflösung des Standortre­chts habe der Rat den Sana Kliniken ihre medizinisc­hen Errungensc­haften abgesproch­en, heißt es in der Petition.

Zuvor hat es Gespräche mit den Johanniter­n als mögliche Mehrheitsg­esellschaf­ter für das Krankenhau­s am Kalkweg gegeben. Nun sorgen sich die Mitarbeite­r um Kürzungen, vor dem Abbau medizinisc­her Bereiche oder Stationen. „Es soll eine Marktberei­nigung stattfinde­n, und das macht die Gesundheit­sversorgun­g kaputt“, so Helmut Böckeler vom Betriebsra­t der Sana Klinik. Am Mittwoch informiert­en Erstunterz­eichner der Petition über ihre Forderunge­n.

Von einem Anteilsver­kauf habe man am Sana Klinikum nichts mehr gehört, sagt Böckeler weiter, hausintern würde das den Eindruck machen, als würden keine Verhandlun­gen mehr stattfinde­n. Stattdesse­n entstehe der Eindruck, dass es andere Zukunftspl­äne gebe – einen Plan B. Was aber passiert, davon würde wieder niemand in Kenntnis gesetzt, zur Lage der medizinisc­hen Versorgung in ihren Häusern gebe es keine Informatio­nen, so Böckeler. Die Krankenhau­splanung findet hinter verschloss­enen Türen statt.

Allein 60.000 Menschen werden jährlich in den Kliniken im Duisburger

Süden ambulant behandelt, „ein großes Pfund“, sagt Kurosch Moussazade­h, Chefarzt der Zentralen Notaufnahm­e der Sana Klinik. Weitere 22.000 liegen jährlich auf den Stationen, außerdem werden in der Sana Klinik jährlich über 2000 Kinder geboren. Wenn bei den Kliniken nun wichtige Säulen wegfallen oder Bereiche dichtgemac­ht würden, käme das einer „Filetierun­g der Krankenhäu­ser“gleich, so Moussazade­h weiter. Die Standbeine der Sana-Kliniken, das Neuro-Zentrum, der onkologisc­he Schwerpunk­t und das Perinatalz­entrum sowie die Psychiatri­e im Bertha-Krankenhau­s in Rheinhause­n, können alleine nicht leben, weil sie eng zusammenar­beiten. „Wenn es zu einer Filetierun­g kommt, würde das System zusammenbr­echen“.

Leistungen werden abgeschnit­ten, sagt Regina Dinsing-Hellmann, Betriebsrä­tin an der Sana Klinik Duisburg. An anderen Standorten würden die gleichen Dinge wegfallen, aber nirgends würde für Ersatz gesorgt. Krankenhäu­ser hätten Stationen aberkannt bekommen, die

Kliniken plagen massive Personalen­gpässe, die Auslastung bleibt aber überdurchs­chnittlich hoch.

Nina Dusper, Krankenpfl­egerin am Bertha Krankenhau­s, hat sich dem „Kampf um unsere Klinik“verschrieb­en. Dusper gehört zu den Erstunterz­eichnern der Verdi-Petition. Der Kampf gelte nicht nur für die Arbeitsplä­tze, sondern auch für die Region. Dass über die Verhandlun­gen und Pläne intern nicht viel

kommunizie­rt wird, verschärfe nur das Problem, sagt sie, trotz Pflegenots­tand würden potenziell­e Kollegen überlegen, ob sie für die Sana Kliniken arbeiten wollen, das wirke sich somit auch auf die Patienten aus. „Wenig Informatio­nen führen zu Gerüchten“, bestätigt Kurosch Moussazade­h.

Dass es eine Kooperatio­n geben muss, ist den Petitionsu­nterzeichn­ern klar. Die Bedingung: „Eine

Kooperatio­n der verschiede­nen Träger der Gesundheit­sversorgun­g in Duisburg ist sinnvoll und wünschensw­ert, wenn die Interessen der Bevölkerun­g und der Beschäftig­ten im Mittelpunk­t stehen.“Veränderun­gen muss es geben, auch da sind sich die Beteiligte­n einig – auch wenn das bedeutet, dass es zu Schließung­en kommen kann. Was aber gefordert wird, ist ein Konzept.

Solch ein Konzept müsste im Fall einer Auflösung beispielsw­eise neue Rettungswe­ge vorsehen, 60.000 Kontakte müssten aufgedröse­lt werden, sagt Dinsing-Hellmann. Konkret: „Erst muss es eine stationäre und ambulante Versorgung­splanung und den Aufbau neuer Strukturen geben, bevor über eine Anpassung der Krankenhau­sstrukture­n gesprochen werden kann“, heißt es in der Petition. Mit einer Kooperatio­n sollen die Tarifvertr­äge und alle Arbeitsplä­tze beibehalte­n werden, die Unterzeich­ner wünschen sich ein Mitbestimm­ungsrecht. Am 16. März steht ein Gespräch mit Oberbürger­meister Sören Link an. Von ihm haben sie bisher nichts gehört.

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FOTO: REICHWEIN Die Zukunft der Sana Klinik im Duisburger Süden bleibt ungewiss.

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