Rheinische Post - Xanten and Moers
Sorgen um die medizinische Versorgung
Die Beschäftigten der Duisburger Sana Kliniken sorgen sich um die Zukunft der Standorte in Wedau und Rheinhausen – und darum, dass bald möglicherweise nicht mehr genug Menschen ärztlich versorgt werden können.
Es wird gekürzt, es wird gestrichen. Aufgebaut wird aber nicht. Die Lage an den Duisburger Sana Kliniken hat sich über die vergangenen Jahre sichtlich zugespitzt. Die Krankenhausstandorte im Duisburger Süden seien in Gefahr, sagen Beschäftigte der ansässigen Kliniken, sie sorgen sich um die medizinische Versorgung in Duisburg und der weiteren Umgebung. Mitarbeiter demonstrierten, forderten Klarheit in der Kommunikation, die Gewerkschaft Verdi startete eine Petition „für den Erhalt der Wedau Kliniken und des Bertha-Krankenhauses Rheinhausen und ihres medizinischen Angebots“.
Worum geht es eigentlich? Der Duisburger Stadtrat hat in seiner Sitzung am 19. Februar die bisher geltende Standortgarantie für die beiden Sana Kliniken zurückgenommen. Diese wurde 2014 vertraglich mit den Sana Kliniken beim Verkauf des städtischen 50-Prozent-Anteils vereinbart. Mit der Auflösung des Standortrechts habe der Rat den Sana Kliniken ihre medizinischen Errungenschaften abgesprochen, heißt es in der Petition.
Zuvor hat es Gespräche mit den Johannitern als mögliche Mehrheitsgesellschafter für das Krankenhaus am Kalkweg gegeben. Nun sorgen sich die Mitarbeiter um Kürzungen, vor dem Abbau medizinischer Bereiche oder Stationen. „Es soll eine Marktbereinigung stattfinden, und das macht die Gesundheitsversorgung kaputt“, so Helmut Böckeler vom Betriebsrat der Sana Klinik. Am Mittwoch informierten Erstunterzeichner der Petition über ihre Forderungen.
Von einem Anteilsverkauf habe man am Sana Klinikum nichts mehr gehört, sagt Böckeler weiter, hausintern würde das den Eindruck machen, als würden keine Verhandlungen mehr stattfinden. Stattdessen entstehe der Eindruck, dass es andere Zukunftspläne gebe – einen Plan B. Was aber passiert, davon würde wieder niemand in Kenntnis gesetzt, zur Lage der medizinischen Versorgung in ihren Häusern gebe es keine Informationen, so Böckeler. Die Krankenhausplanung findet hinter verschlossenen Türen statt.
Allein 60.000 Menschen werden jährlich in den Kliniken im Duisburger
Süden ambulant behandelt, „ein großes Pfund“, sagt Kurosch Moussazadeh, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme der Sana Klinik. Weitere 22.000 liegen jährlich auf den Stationen, außerdem werden in der Sana Klinik jährlich über 2000 Kinder geboren. Wenn bei den Kliniken nun wichtige Säulen wegfallen oder Bereiche dichtgemacht würden, käme das einer „Filetierung der Krankenhäuser“gleich, so Moussazadeh weiter. Die Standbeine der Sana-Kliniken, das Neuro-Zentrum, der onkologische Schwerpunkt und das Perinatalzentrum sowie die Psychiatrie im Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen, können alleine nicht leben, weil sie eng zusammenarbeiten. „Wenn es zu einer Filetierung kommt, würde das System zusammenbrechen“.
Leistungen werden abgeschnitten, sagt Regina Dinsing-Hellmann, Betriebsrätin an der Sana Klinik Duisburg. An anderen Standorten würden die gleichen Dinge wegfallen, aber nirgends würde für Ersatz gesorgt. Krankenhäuser hätten Stationen aberkannt bekommen, die
Kliniken plagen massive Personalengpässe, die Auslastung bleibt aber überdurchschnittlich hoch.
Nina Dusper, Krankenpflegerin am Bertha Krankenhaus, hat sich dem „Kampf um unsere Klinik“verschrieben. Dusper gehört zu den Erstunterzeichnern der Verdi-Petition. Der Kampf gelte nicht nur für die Arbeitsplätze, sondern auch für die Region. Dass über die Verhandlungen und Pläne intern nicht viel
kommuniziert wird, verschärfe nur das Problem, sagt sie, trotz Pflegenotstand würden potenzielle Kollegen überlegen, ob sie für die Sana Kliniken arbeiten wollen, das wirke sich somit auch auf die Patienten aus. „Wenig Informationen führen zu Gerüchten“, bestätigt Kurosch Moussazadeh.
Dass es eine Kooperation geben muss, ist den Petitionsunterzeichnern klar. Die Bedingung: „Eine
Kooperation der verschiedenen Träger der Gesundheitsversorgung in Duisburg ist sinnvoll und wünschenswert, wenn die Interessen der Bevölkerung und der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen.“Veränderungen muss es geben, auch da sind sich die Beteiligten einig – auch wenn das bedeutet, dass es zu Schließungen kommen kann. Was aber gefordert wird, ist ein Konzept.
Solch ein Konzept müsste im Fall einer Auflösung beispielsweise neue Rettungswege vorsehen, 60.000 Kontakte müssten aufgedröselt werden, sagt Dinsing-Hellmann. Konkret: „Erst muss es eine stationäre und ambulante Versorgungsplanung und den Aufbau neuer Strukturen geben, bevor über eine Anpassung der Krankenhausstrukturen gesprochen werden kann“, heißt es in der Petition. Mit einer Kooperation sollen die Tarifverträge und alle Arbeitsplätze beibehalten werden, die Unterzeichner wünschen sich ein Mitbestimmungsrecht. Am 16. März steht ein Gespräch mit Oberbürgermeister Sören Link an. Von ihm haben sie bisher nichts gehört.