Rheinische Post - Xanten and Moers
Stimmung ist beim TuS Lintfort im Keller
Sportliche Talfahrt, Verletzte, Punktabzug – die vergangenen Wochen waren für die Zweitliga-Handballerinnen nicht einfach. Zusätzlich steht am Karsamstag nun ausgerechnet die Partie gegen den Tabellenführer auf dem Programm.
Der TuS Lintfort ist schon seit längerem auf der Suche nach der verlorenen Leichtigkeit. Wo ist nur der Spaß, die Freude, aber auch die Entschlossenheit geblieben, mit der die Zweitliga-Handballerinnen, vorzugsweise in der Hinrunde, ihren Gegnern selbstbewusst entgegen getreten waren? Die wenigen positiven Ausreißer können nicht darüber hinweg täuschen, dass der Mannschaft vor allem die Konstanz über einen längeren Zeitraum fehlt. Und bei aller Tristesse in Verbindung mit der sportlichen Talfahrt kommt nun noch ein zusätzlicher Stimmungskiller hinzu: Wie berichtet, sind die Lintforterinnen die Punkte nach dem 34:29-Heimerfolg gegen den ESV Regensburg wieder los.
Der Grund ist ein Formfehler seitens des TuS Lintfort beim Einsatz der 18-jährigen Julia Faßbender. Der Verein prüft derzeit rechtliche Schritte gegen den Punkteabzug, kontaktiert zunächst aber einen Anwalt, um dann eventuell einen kostspieligen Einspruch einzulegen. So sind die Voraussetzungen für ein echtes Spektakel am Karsamstag nicht gerade toll. Die Stimmung im Verein ist gedrückt. Und ausgerechnet jetzt gibt mit Frisch Auf Göppingen die derzeit beste Mannschaft der Liga ihre Visitenkarte in der Eyller Sporthalle ab – der Anwurf ist um 17.30 Uhr.
„Man kann sich ja vorstellen, dass die Stimmung aktuell ziemlich im Keller ist“, betont Bettina GrenzKlein. Aber alles Jammern nützt bekanntlich nichts, weshalb die TuSTrainerin ihren Blick fokussiert auf den Samstag richtet. „Göppingen ist momentan die stärkste Mannschaft der Liga und liefert sich mit Rödertal einen heißen Zweikampf um den Aufstieg. Göppingen ist deshalb auch Favorit und wir können frei aufspielen.“Nur mit „frei aufspielen“ist das bekanntlich immer so eine Sache. Wenn der TuS Lintfort sich deshalb in der Opferrolle sieht und nicht bereit ist, am eigenen Leistungslimit zu kratzen, kann so eine Begegnung gegen diesen Titelaspiranten auch schnell in die Hose gehen.
Wozu die Mannschaft in der Lage ist, hat die geniale Aufholjagd
gegen Regensburg bewiesen. Wozu das Team aber auch in der Lage ist, zeigte der mäßige Auftritt jüngst in Leipzig. Der TuS Lintfort wird unter normalen Umständen mit diesem hochkarätige Gegner aus BadenWürttemberg nicht mithalten können. Aber bedingungsloser Kampf und eine übergeordnete Laufbereitschaft darf der Fan am Ostersamstag schon erwarten. Und TuS-Trainerin Bettina Grenz-Klein ergänzt: „Wir benötigen nach Ballverlusten unbedingt eine konsequente Rückzugsphase, diese war zuletzt in Leipzig nicht ausreichend.“
Der TuS Lintfort hat viele Steigerungsmöglichkeiten. Mal abgesehen
davon, dass es in der Deckung immer ein wenig besser geht mit einer aggressiven und körperbetonten Herangehensweise, mit besseren
Laufwegen, um Lücken zu schließen und nicht zuletzt mit einem ausgeklügelten Plan, um die Frisch-AufSpielerinnen stets zu stressen und zu nerven. An den beiden Torhüterinnen – Norah Kothen und Laura Graef – lag es zuletzt ganz bestimmt nicht. Ihre Leistungen waren durchgehend stabil.
Die Gastgeberinnen müssen aber im Vergleich zur Vorwoche in Leipzig deutlich an Torgefahr zulegen. Und hier sind mehr denn je die Leistungsträgerinnen aus dem Rückraum gefragt. Allen voran Prudence Kinlend. Die 31-Jährige kann es deutlich besser. Linfort braucht unbedingt ihr Durchsetzungsvermögen
und ihren eiskalten Torabschluss. Aber auch Jule Samplonius sollte mannschaftsdienlicher auftreten. Sicherlich waren die Anspiele in Leipzig vor allem in Abschnitt eins auf Kreisläuferin Jana Willing gut. Aber ihre insgesamt zahlreichen, unvorbereiteten und schlecht platzierten Würfe waren in Summe einfach zu viel.
„Wir müssen versuchen, gegen Göppingen einen flüssigen Spielaufbau hinzubekommen“, beschließt Bettina Grenz-Klein. „Meine Spielerinnen sollten gute und kluge Entscheidungen treffen ohne dabei zu überdrehen – gegen Leipzig war es oftmals halbgarer Kram.“