Rheinische Post - Xanten and Moers
„Tausendfüßler“im Schneckentempo
In Alpen ist der Bedarf an Kita-Plätzen sehr hoch. Daran wird gearbeitet. Doch die Hoffnung auf Besserung stellt Betroffene auf eine harte Geduldsprobe. Das überfällige DRK-Projekt steckt weiter in der Warteschleife.
Allein in Alpen ist seit dem Kindergartenjahr 2021/2022 die Zahl der Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren innerhalb von zwei Jahren um 50 Kinder gestiegen. Auch bei den Kindern im Alter von einem und zwei Jahren ist ein deutlicher Anstieg zu erkennen, heißt es im Jugendhilfeplan, den die Kreisverwaltung jetzt vorgelegt hat. Da tut ein zusätzliches Angebot not. Umso bedauerlicher ist es, dass der geplante DRK-Kindergarten zwischen Sportplatz und Feuerwehr nicht in die Gänge kommt. Die „Tausendfüßler“lahmen. Selbst die Vorläufer, die zunächst in ein Container-Provisorium einziehen sollen.
Um den gestiegenen und noch steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen gerecht zu werden, werden in Alpen die zusätzlich angebotenen, zeitlich befristeten zwölf Ü3-Plätze in der evangelischen Kindertageseinrichtung „Im Dahlacker“durch einen Anbau in eine dauerhafte Gruppe umgewandelt. Die Fertigstellung des Erweiterungsbaus soll im Kindergartenjahr 2024/2025 erfolgen, heißt es im Bericht der Kreisverwaltung.
Eine grundlegende Entschärfung der Lage verspricht der Neubau der vier Gruppen starken Kita, den der DRK Kreisverband Niederrhein in der Nachbarschaft zur Freiwilligen Feuerwehr plant. Doch das Projekt hat weiter mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und kommt einfach nicht in die Gänge. Mit einer Fertigstellung wird nun frühestens Ende nächsten Jahres gerechnet.
Die ursprünglich ehrgeizige Planung ist aus Kostengründen erheblich abgespeckt worden. Es wird ein konventionell erstelltes Bauwerk „von der Stange“, räumt DRK-Geschäftsführer
Andreas Bußmann ein. Der Auftrag dafür sei inzwischen an ein auf Kitas spezialisiertes Unternehmen in Münster vergeben worden. Das warte momentan aber noch auf die Rechtskraft des geänderten Bebauungsplans, um den in der Schublade liegenden Bauantrag für das noch mehr als drei Millionen Euro schwere Projekt beim Kreis einreichen zu können.
Um zwischenzeitlich ausreichend Plätze anbieten zu können, ist über den Jahreswechsel eine zweigruppige Vorlaufkindertageseinrichtung in Containerbauweise errichtet worden. Doch immer noch ist kein Leben drin. Die 40 „Tausenfüßler“sollten zwar längst eingezogen sein. Aber der Termin musste immer wieder
verschoben werden, weil Stromund Wasseranschluss fehlten. „Nun warten alle täglich auf den Einbau der Wasseruhr, sodass endlich die Küche und die Möbel aufgestellt werden können“, sagt Andreas Bußmann. Er hofft, dass die „Tausendfüßler“spätestens im Mai kommen können.
Um den gestiegenen Bedarf an Betreuungsplätzen im Wachstumsort Menzelen-West gerecht zu werden, hat die Kirchengemeinde St. Ulrich einen komplett neuen Kindergarten mit drei Gruppen als Ersatz für den baulich nicht mehr tauglichen Altbau St. Michael geschaffen. Die Fertigstellung des Gebäude-Komplexes mit angeschlossener Tagespflege für Seniorinnen und Senioren soll in
Kürze erfolgen.
Auch die katholische Kindertageseinrichtung St. Josef in MenzelenOst soll um eine halbe auf dann drei Gruppen erweitert werden. Und der Waldkindergarten Wurzelzwerge in Alpen, so der Kreis Wesel, soll eine Gruppe für Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren dazubekommen. Diese Einrichtung werde aufgrund ihrer besonderen Pädagogik vermehrt von auswärtigen Kindern besucht. Im laufenden Kindergartenjahr wohnen mehr als ein Drittel der Waldkinder nicht in Alpen. Im Ortsteil Bönninghardt werden zurzeit noch zehn zusätzliche Plätze für Kinder von drei bis fünf Jahren in der katholischen Kindertageseinrichtung St. Martin angeboten.
Diese Plätze sollen aber absehbar wieder abgebaut werden.
In allen sieben Kommunen im Jugendamtsbezirk Kreis Wesel sei zwischen 2015 und 2023 der Bedarf an Betreuung im Vorschulalter kontinuierlich gestiegen. Ursächlich seien dafür Neubaugebiete wie beispielsweise Alpen-Ost sowie „die erheblich gestiegene Anzahl der Kinder mit Fluchthintergrund“. Allein in Alpen kletterte die Zahl der Kinder aus Geflüchtetenfamilien im vorigen Jahr um 19 auf 43 (plus 79,2 Prozent). Zwei Drittel davon werden in einer Kita betreut.
Der Wachstumstrend bei KitaPlätzen scheint aber nach derzeitigem Stand vom Sommer an vorerst gestoppt, so der Kreis. Die Zahlen stagnieren und gehen sogar geringfügig zurück, heißt es im Bericht zur Jugendhilfeplanung.
Bei Kindern im Alter ab drei Jahren liegt der Rückgang bei 0,7 Prozent, bei Kindern im Alter von einem bis zwei Jahren sogar bei 9,5 Prozent. Für das dann folgende Kindergartenjahr 2025/26 geht die Kreisverwaltung von einem Rückgang um 4,2 Prozent bei den Ü3-Kindern aus. Da in allen sieben Kommunen aber weitere Neubaugebiete geplant seien, ändere sich der Betreuungsbedarf nicht signifikant.