Rheinische Post - Xanten and Moers
Er hält den Rasen grün und gesund
Morris Kother ist Greenkeeper auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen. Mit seinem Team kümmert er sich um mehr als 120 Hektar Grün.
Morris Kother kann so fesselnd über seinen Beruf reden, dass man am liebsten sofort umschulen möchte. Er ist HeadGreenkeeper auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen in Neukirchen-Vluyn. Greenkeeper kümmern sich um Rasensportanlagen in Fußballstadien, auf Hockey-, Polo- oder eben auch auf Golfplätzen. Will man wissen, wie ein Rasen gesund und schön wird und bleibt – Kother ist der richtige Mann dafür. Wobei er klarstellt: „Mit dem Rasen zu Hause im Garten hat das, was wir hier machen, wenig zu tun.“
Kother leitet ein sechsköpfiges Team, das sich um 123 Hektar Grün kümmert – das entspricht rund 150 Fußballplätzen. Die reine Spielfläche mit 27 Golfbahnen nimmt etwa die Hälfte davon ein, der Rest sind Randbezirke mit Bäumen, Sträuchern und insgesamt zehn Kilometer Hecken.
Vor allem die Golfbahnen brauchen besondere Pflege. Allein das Mähen der verschiedenen Bereiche ist schon eine Wissenschaft für sich. Auf dem „Fairway“in der Mitte der Spielbahn muss das Gras auf 15 Millimeter Länge gehalten werden, im „Semirough“seitlich vom Fairway auf 35. Auf dem sogenannten Vorgrün gilt eine Halmlänge von zwölf Millimetern, auf dem „Grün“rund um das Loch, sind vier bis fünf Millimeter Standard.
Die Grüns erfordern die meiste Aufmerksamkeit der Greenkeeper. Ein dort liegender Golfball soll gut in Richtung Loch rollen können. „Wir mähen drei bis viermal pro Woche“sagt Kother. Zwischendurch werden die Grüns leicht gewalzt, sonst müsste der Rasenmäher noch öfter ran. Wichtig ist das regelmäßige Besanden. Sand erfülle mehrere Funktionen: Er sorge für eine gute Standfestigkeit, erleichtere die Wurzelbildung der Graspflanzen und mache den Boden „magerer“: „Es gibt weniger organische Masse, dadurch gibt es weniger Probleme mit Unkraut“, erklärt Morris Kother.
Auch das „Vertidrainieren“gehört zur Pflege der sensiblen Fläche: Mithilfe einer Maschine werden pro Quadratmeter 360 kleine Löcher in den Boden gestanzt, so kommt Luft an die Wurzeln der Grashalme. Gedüngt werden die Grüns mindestens 20 Mal im Jahr. „Wir düngen aber nur in Kleinstmengen“, sagt Kother. „Alles andere wäre Geldverschwendung.“Denn das kurzgeschorene Gras könne nur wenig Dünger auf einmal aufnehmen. Pflanzenschutzmittel sind auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen übrigens tabu: „Wir sind hier in einem Wasserschutzgebiet.“
Greenkeeping ist nichts für Stubenhocker. Tagtäglich sind Kother
und sein Team draußen. Zu tun ist immer etwas. „Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie“, sagt Kother. Täglich setzt er sich mit der Witterung und ihren Einflüssen auseinander. Dazu ein kleines Beispiel: Tau enthalte Pilzsporen. Um also zu verhindern, dass die Graspflanze krank wird, wird Tau von den Grüns möglichst entfernt. „Wir kehren oder
rollen es weg. Aber ich weiß: Hab ich morgens Wind, hab ich keinen Tau.“
Regelmäßig nimmt Kother Bodenproben, um den Zustand des Platzes auch unter der Erdoberfläche zu prüfen. Auf den Grüns wurzeln die Grashalme zurzeit sechs bis sieben Zentimeter tief. „Das ist in Ordnung für diese Jahreszeit“, sagt der HeadGreenkeeper.
Derzeit machen jedoch die vielen Niederschläge den Greenkeepern zu schaffen. „Manche Bahnen sind wegen Nässe noch gesperrt“, sagt Kother. „Wir hinken mit den Arbeiten drei Wochen hinterher. Regen brauchen wir nicht mehr.“
Wo man das alles lernt? In Bildungszentren der DEULA (Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik)
in Kempen oder Freising. Zwei Jahre dauert die Fortbildung zum „Fachagrarwirt für Golfanlagen“, die Prüfung erfolgt vor der Landwirtschaftskammer. Nach ein paar Jahren Praxis kann man wie Kother eine Prüfung zum Head-Greenkeeper draufsetzen. „Dann geht es auch um Dinge wie Betriebswirtschaft, Recht, Kommunikation.“
Morris Kother ist beruflich familiär vorbelastet: Als der Golfplatz 1995 angelegt wurde, gab sein Vater Theo Kother die Ferkelzucht auf und wurde Greenkeeper. Noch heute, mit 72, hilft er im Team seines Sohns aus. Bevor Morris Kother in die Fußstapfen seines Vaters trat, ging er aber seinen eigenen Weg und absolvierte eine Ausbildung zum Schreiner. „2010 wollte ich dann etwas ganz anders machen.“Er fragte seinen Vater nach dem Greenkeeping und bekam zur Antwort: „Ganz oder gar nicht.“Morris Kother wählte „ganz“. Heute ist er nicht nur Head Greenkeeper, sondern auch Dozent bei der DEULA und Mitglied im Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer. „Greenkeeper werden gesucht“, sagt Kother. Die Golfclubs kämen meist auch für die Ausbildung auf.
Spielt er eigentlich auch selbst Golf? „Miserabel, aber gerne“, sagt Kother. Es sei ein schöner Sport, aber
sehr trainingsintensiv. Eine Voraussetzung für den Greenkeeper-Lehrgang sei allerdings ein Golf-Handicap von 36 gewesen – für viele Hobbyspieler könnte das schon eine Herausforderung darstellen. „Wo ein Wille ist …“, sagt Kother und lacht.
Und wie steht es mit Tipps für den heimischen Rasen im Garten? „Licht und Luft bringt Saft und Kraft“, sagt der Fachmann. Schatten möge Rasen nicht. Im Frühjahr sollte der Rasen gerne besandet werden, nachdem Unkraut und Moos mit dem Vertikutierer entfernt wurden. Dann Nachsäen und Düngen nicht vergessen. Dreimal Düngen im Jahr sollte reichen, so Kother: „Im Frühjahr stickstoffbetont, im Sommer und Herbst kaliumbetont.“
Was das Mähen angeht, gilt: „Wie es ihnen oder ihrer Frau gefällt.“Wichtiger sei das Wässern des Rasens, das nach dem Prinzip „selten, aber viel“, erfolgen sollte. Merke: Nicht das Grasblatt, sondern die Wurzel braucht Wasser. „Wenn der Rasen bläulich wird, ist er kurz vor dem Verdursten, dann ist der richtige Zeitpunkt.“Und auch dies sollten Hobbygärtner beherzigen: „Wenn es geht, lieber morgens als abends Wässern. Gräser gehen gerne trocken in die Nacht.“Wieder etwas dazugelernt.