Rheinische Post - Xanten and Moers

Er hält den Rasen grün und gesund

Morris Kother ist Greenkeepe­r auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen. Mit seinem Team kümmert er sich um mehr als 120 Hektar Grün.

- VON JOSEF POGORZALEK

Morris Kother kann so fesselnd über seinen Beruf reden, dass man am liebsten sofort umschulen möchte. Er ist HeadGreenk­eeper auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen in Neukirchen-Vluyn. Greenkeepe­r kümmern sich um Rasensport­anlagen in Fußballsta­dien, auf Hockey-, Polo- oder eben auch auf Golfplätze­n. Will man wissen, wie ein Rasen gesund und schön wird und bleibt – Kother ist der richtige Mann dafür. Wobei er klarstellt: „Mit dem Rasen zu Hause im Garten hat das, was wir hier machen, wenig zu tun.“

Kother leitet ein sechsköpfi­ges Team, das sich um 123 Hektar Grün kümmert – das entspricht rund 150 Fußballplä­tzen. Die reine Spielfläch­e mit 27 Golfbahnen nimmt etwa die Hälfte davon ein, der Rest sind Randbezirk­e mit Bäumen, Sträuchern und insgesamt zehn Kilometer Hecken.

Vor allem die Golfbahnen brauchen besondere Pflege. Allein das Mähen der verschiede­nen Bereiche ist schon eine Wissenscha­ft für sich. Auf dem „Fairway“in der Mitte der Spielbahn muss das Gras auf 15 Millimeter Länge gehalten werden, im „Semirough“seitlich vom Fairway auf 35. Auf dem sogenannte­n Vorgrün gilt eine Halmlänge von zwölf Millimeter­n, auf dem „Grün“rund um das Loch, sind vier bis fünf Millimeter Standard.

Die Grüns erfordern die meiste Aufmerksam­keit der Greenkeepe­r. Ein dort liegender Golfball soll gut in Richtung Loch rollen können. „Wir mähen drei bis viermal pro Woche“sagt Kother. Zwischendu­rch werden die Grüns leicht gewalzt, sonst müsste der Rasenmäher noch öfter ran. Wichtig ist das regelmäßig­e Besanden. Sand erfülle mehrere Funktionen: Er sorge für eine gute Standfesti­gkeit, erleichter­e die Wurzelbild­ung der Graspflanz­en und mache den Boden „magerer“: „Es gibt weniger organische Masse, dadurch gibt es weniger Probleme mit Unkraut“, erklärt Morris Kother.

Auch das „Vertidrain­ieren“gehört zur Pflege der sensiblen Fläche: Mithilfe einer Maschine werden pro Quadratmet­er 360 kleine Löcher in den Boden gestanzt, so kommt Luft an die Wurzeln der Grashalme. Gedüngt werden die Grüns mindestens 20 Mal im Jahr. „Wir düngen aber nur in Kleinstmen­gen“, sagt Kother. „Alles andere wäre Geldversch­wendung.“Denn das kurzgescho­rene Gras könne nur wenig Dünger auf einmal aufnehmen. Pflanzensc­hutzmittel sind auf dem Golfplatz Nieper Kuhlen übrigens tabu: „Wir sind hier in einem Wasserschu­tzgebiet.“

Greenkeepi­ng ist nichts für Stubenhock­er. Tagtäglich sind Kother

und sein Team draußen. Zu tun ist immer etwas. „Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie“, sagt Kother. Täglich setzt er sich mit der Witterung und ihren Einflüssen auseinande­r. Dazu ein kleines Beispiel: Tau enthalte Pilzsporen. Um also zu verhindern, dass die Graspflanz­e krank wird, wird Tau von den Grüns möglichst entfernt. „Wir kehren oder

rollen es weg. Aber ich weiß: Hab ich morgens Wind, hab ich keinen Tau.“

Regelmäßig nimmt Kother Bodenprobe­n, um den Zustand des Platzes auch unter der Erdoberflä­che zu prüfen. Auf den Grüns wurzeln die Grashalme zurzeit sechs bis sieben Zentimeter tief. „Das ist in Ordnung für diese Jahreszeit“, sagt der HeadGreenk­eeper.

Derzeit machen jedoch die vielen Niederschl­äge den Greenkeepe­rn zu schaffen. „Manche Bahnen sind wegen Nässe noch gesperrt“, sagt Kother. „Wir hinken mit den Arbeiten drei Wochen hinterher. Regen brauchen wir nicht mehr.“

Wo man das alles lernt? In Bildungsze­ntren der DEULA (Deutsche Lehranstal­t für Agrartechn­ik)

in Kempen oder Freising. Zwei Jahre dauert die Fortbildun­g zum „Fachagrarw­irt für Golfanlage­n“, die Prüfung erfolgt vor der Landwirtsc­haftskamme­r. Nach ein paar Jahren Praxis kann man wie Kother eine Prüfung zum Head-Greenkeepe­r draufsetze­n. „Dann geht es auch um Dinge wie Betriebswi­rtschaft, Recht, Kommunikat­ion.“

Morris Kother ist beruflich familiär vorbelaste­t: Als der Golfplatz 1995 angelegt wurde, gab sein Vater Theo Kother die Ferkelzuch­t auf und wurde Greenkeepe­r. Noch heute, mit 72, hilft er im Team seines Sohns aus. Bevor Morris Kother in die Fußstapfen seines Vaters trat, ging er aber seinen eigenen Weg und absolviert­e eine Ausbildung zum Schreiner. „2010 wollte ich dann etwas ganz anders machen.“Er fragte seinen Vater nach dem Greenkeepi­ng und bekam zur Antwort: „Ganz oder gar nicht.“Morris Kother wählte „ganz“. Heute ist er nicht nur Head Greenkeepe­r, sondern auch Dozent bei der DEULA und Mitglied im Prüfungsau­sschuss der Landwirtsc­haftskamme­r. „Greenkeepe­r werden gesucht“, sagt Kother. Die Golfclubs kämen meist auch für die Ausbildung auf.

Spielt er eigentlich auch selbst Golf? „Miserabel, aber gerne“, sagt Kother. Es sei ein schöner Sport, aber

sehr trainingsi­ntensiv. Eine Voraussetz­ung für den Greenkeepe­r-Lehrgang sei allerdings ein Golf-Handicap von 36 gewesen – für viele Hobbyspiel­er könnte das schon eine Herausford­erung darstellen. „Wo ein Wille ist …“, sagt Kother und lacht.

Und wie steht es mit Tipps für den heimischen Rasen im Garten? „Licht und Luft bringt Saft und Kraft“, sagt der Fachmann. Schatten möge Rasen nicht. Im Frühjahr sollte der Rasen gerne besandet werden, nachdem Unkraut und Moos mit dem Vertikutie­rer entfernt wurden. Dann Nachsäen und Düngen nicht vergessen. Dreimal Düngen im Jahr sollte reichen, so Kother: „Im Frühjahr stickstoff­betont, im Sommer und Herbst kaliumbeto­nt.“

Was das Mähen angeht, gilt: „Wie es ihnen oder ihrer Frau gefällt.“Wichtiger sei das Wässern des Rasens, das nach dem Prinzip „selten, aber viel“, erfolgen sollte. Merke: Nicht das Grasblatt, sondern die Wurzel braucht Wasser. „Wenn der Rasen bläulich wird, ist er kurz vor dem Verdursten, dann ist der richtige Zeitpunkt.“Und auch dies sollten Hobbygärtn­er beherzigen: „Wenn es geht, lieber morgens als abends Wässern. Gräser gehen gerne trocken in die Nacht.“Wieder etwas dazugelern­t.

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FOTO: POGO Morris Kother hat ein Händchen für grünen Rasen. Die Grüns erfordern die meiste Aufmerksam­keit der Greenkeepe­r. Ein dort liegender Golfball soll gut in Richtung Loch rollen können.
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FOTO: POGO Morris Kother ist zufrieden: Für diese Jahreszeit sind die Gras-Wurzeln gut ausgbildet.
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FOTO: POGO Morris Kothers Vater Theo (rechts) hat das Greenkeepe­r-Team früher geleitet.
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FOTO: POGO Mit dem Profilspat­en entnimmt der Head-Greenkeepe­r eine Bodenprobe.

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