Rheinische Post - Xanten and Moers

Redner provoziert mit Uni-Pullover

Rund 300 Teilnehmer nahmen am Ostermarsc­h in Duisburg teil. Ein Redner solidarisi­erte sich mit der Ukraine. Ein anderer kritisiert­e den Westen stark – und trat in einem Sweatshirt einer russischen Universitä­t auf die Bühne.

- VON VOLKER POLEY

„Die Kriege beenden, die Aufrüstung stoppen! Friedensfä­higkeit statt Kriegstüch­tigkeit! So lautete das Motto des Ostermarsc­hs 2024, der sich über drei Tage erstreckt und traditions­gemäß in Duisburg startet.

Die Polizei sprach von rund 300 Demonstran­ten, die sich am Samstag am Kuhtor in Höhe des Schiffsmas­kenbrunnen­s eingefunde­n hatten, um bei der diesjährig­en Auftaktver­anstaltung dabei zu sein.

Heike Knops vom Friedensfo­rum Duisburg, die die Teilnehmer und Redner zu Beginn begrüßte, bot sich ein buntes Bild aus wehenden Fahnen, bei denen die Regenbogen­farben und die Flaggen der Friedensbe­wegung in der Mehrheit waren. Die größeren Parteien hielten sich auch in diesem Jahr zurück, nur das neu gegründete „Bündnis Sahra Wagenknech­t“zeigte wohl auch aufgrund der herannahen­den Europawahl mit einem Stand unübersehb­ar Präsenz. Nachdem das „Allerwelt“– Ensemble für die musikalisc­he Einstimmun­g gesorgt hatte, richtete Dieter Lieske als Vertreter des DGB ein Grußwort an die Demo – Teilnehmer.

Dabei äußerte er sich klar zum Ukraine-Krieg, benannte den Schuldigen – von Zwischenru­fen begleitet – eindeutig: „Ursache für den Krieg ist der brutale Überfall der Russen.“Besorgt sei er auch über das, „was gerade in Israel und im Gaza-Streifen passier“. Die Friedensbe­wegung bezeichnet­e Lieske grundsätzl­ich als wichtig: „Solange die Waffen auf der Welt nicht schweigen, werden die Friedensmä­rsche von Bedeutung bleiben.“

Hauptredne­r der Auftaktkun­dgebung war Reiner Braun, der bis 2022 Co-Präsident des Internatio­nalen Friedensbü­ro in Genf war. In seiner Rede gab er dem Westen und auch der Bundesregi­erung die Schuld an der Eskalation des Krieges: „Wir marschiere­n gegen eine Welt voller Waffen und machen dieser Bundesregi­erung

mit ihrer Kriegspoli­tik eine deutliche Kampfansag­e.“Er ergänzt: „Wir sind ein Kriegsunte­rstützungs­staat geworden, alle gesellscha­ftlichen Bereiche sollen militarisi­ert werden, die Städte sollen ihre Bunker wieder öffnen.“

Scharf ging Braun mit der Äußerung von Außenminis­terin Baerbock ins Gericht, „Russland will die Nato überfallen“. Das sei aufgrund der militärisc­hen Überlegenh­eit der Nato absoluter „Unsinn“.

Er merkte an, dass die Nato nach der Erweiterun­g in Richtung Osten gezogen sei und nicht Russland in Richtung Westen. Braun sieht die USA und die Europäer geschwächt: „Sie versuchen, ihre Macht mit Zähnen

und Klauen zu verteidige­n, indem sie nach Osten marschiere­n.“

Er forderte die Bundesregi­erung auf, statt mehr Waffen zu liefern, „eine Friedensin­itiative“zu starten. Dass Putin nicht bereit sei, zu verhandeln, bestreitet der Friedensak­tivist vehement. Notiz am Rande: Reiner Braun hielt seinen Vortrag übrigens in einem Sweatshirt der Moskauer Lomonosov Universitä­t.

Der gebürtige Braunschwe­iger, der übrigens den Angriffskr­ieg Russlands im Verlauf seines Vortrags als „völkerrech­tswidrig“bezeichnet­e, erinnerte an Willy Brandts Friedenspo­litik. Brandt habe damals schon erkannt, dass es eine Friedensor­dnung nur gemeinsam mit Russland

geben kann.

Braun vermisst von westlicher Seite den ehrlichen Willen zu Verhandlun­gen: „Bisher wurde keine Initiative ergriffen, ein Waffenstil­lstand ist nicht erwünscht.“Zu begrüßen seien Friedensbe­mühungen, wie sie derzeit vom Vatikan sowie von Ländern Südamerika­s und Afrikas initiiert werden.

Er wünscht sich eine Stärkung der Friedensbe­wegung, denn: „Die Friedensbe­wegung ist die Stimme der übergroßen Mehrheit der Menschen.“Gewerkscha­ften, Kirchen und Umweltbewe­gungen seien einzubinde­n, das sei die Koalition der Zukunft.

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FOTOS: STEFAN AREND 300 Menschen demonstrie­rten am Samstag in der Duisburger Innenstadt für Frieden – dabei ging es auch um den GazaKrieg und den Krieg in der Ukraine.
 ?? ?? Reiner Braun bestritt vehement, dass Putin nicht verhandlun­gsbereit sei.
Reiner Braun bestritt vehement, dass Putin nicht verhandlun­gsbereit sei.

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