Rheinische Post - Xanten and Moers
Was die Moerser am meisten bemängeln
Seit einem halben Jahr ist der Mängelmelder von Stadt und Enni online. Auch wenn noch nicht alles ganz rund läuft, ist der Beigeordnete Claus Arndt zufrieden. Wie viele Meldungen bislang eingingen und was die beliebtesten Themen sind.
Beim Lesen dieser Nachricht springt sofort das Kopfkino an: Um Himmels Willen, in einem Wohnwagen an der Otto-LilienthalStraße liegt wohlmöglich eine tote Frau! Seit sieben Monaten seien ein Kombi und der Wohnwagen dort abgestellt. Damals habe eine Dame „einen Kollegen um Hilfe gefragt, um den Wohnwagen abzuhängen. Somit gehen wir davon aus, dass sie die Nacht im Wohnwagen verbracht hatte.“Könne es sein, dass „die Person noch im Wohnwagen liegt“? Und könnte sich nicht jemand der Sache annehmen?
Am 8. April hat jemand die Nachricht über den Wohnanhänger im Mängelmelder der Stadt Moers und der Enni hinterlassen. Die Plattform ist vor einem halben Jahr online gegangen. Zeit für ein erstes Fazit.
Worum es geht Der Beigeordnete Claus Arndt ist zufrieden. Schon die Zahl der Meldungen zeige, dass der Mängelmelder ein Erfolg sei: 679 seien seit der Einführung Mitte Oktober 2023 eingegangen (Stand 11. April) – drei Viertel davon in Angelegenheiten, die die Enni betreffen.
Beim Mängelmelder gehe es um Transparenz und Service, sagt Arndt. Mängel werden öffentlich gemeldet und Stadt oder Enni reagieren öffentlich darauf. Je nach Bearbeitungsstatus werden die Meldungen im Melder als „neu“, „in Bearbeitung“oder „erledigt“gekennzeichnet. Von den insgesamt 679 Meldungen seien 534 abgeschlossen beziehungsweise erledigt, sagt Claus Arndt. Auch das sei ein Erfolg.
Was „erledigt“bedeutet Wobei „erledigt“nicht heißen muss, dass ein illegal abgelegter Haufen Müll abgeholt, ein Rattenbefall beseitigt oder ein abgemeldetes Auto vom Straßenrand entfernt wurde. „Erledigt“sind Mängelmeldungen oft auch dann, wenn Stadt oder Enni diese an eine zuständige Stelle weitergeleitet haben. Wie etwa aktuell bei einer Meldung über ein fehlendes Vorfahrtschild an der Kreuzung Rheinberger Straße/Rheurdter Straße. „Wir haben diese Meldung zuständigkeitshalber an Straßen NRW weitergeleitet“, hat darauf jemand von der Stadt geantwortet.
Wie in diesem Fall könnten Enni oder Stadt ein Problem nicht immer unmittelbar beseitigen, sagt Arndt. „Aber alle Anliegen sollen dem richtigen Ansprechpartner zugeführt werden.“Nur bei Mängeln, die Privatgelände betreffen, müsse die Stadt ganz passen. „Wir sind nur für Meldungen aus dem öffentlichen Raum zuständig.“
Die Hitliste Und worüber beschweren sich die Menschen in Moers am häufigsten? Die meisten der insgesamt 679 Mängelmeldungen, nämlich 198, bezogen sich bisher auf wilden Müll. 133 Mal ist es um defekte Straßenlaternen gegangen. Zu den häufigeren Meldungen zählten auch solche über Verschmutzungen zum Beispiel durch Laub (43), Straßenschäden (36), überfüllte Mülleimer (34), „herrenlose“Fahrzeuge (25) oder Glasbruch an Bushaltestellen.
Das Laternenproblem Vor allem viele der „Laternen-Melder“scheinen richtig sauer zu sein. „Ich bin schon gespannt. wie lange die Instandsetzung auf sich warten lässt, wenn man hier so liest und auch teilweise jeden Tag sieht, wie lange alles andere hier Gemeldete schon auf sich warten lässt... Wir stoppen mal die
Zeit“, schrieb zum Beispiel jemand am 23. November 2023.
Diese Meldung steht, wie alle zum Thema „defekte Laternen“auf „in Bearbeitung“. Das wird wohl noch lange so bleiben. Denn die Enni repariert Laternen nicht einzeln, sondern „im Rahmen eines großen Sanierungsprogramms“, wie sie auf manche Meldungen antwortet. Vorrang hätten dabei „neuralgische Leuchten (etwa an Schulen, Kreuzungen,
Straßenüberquerungen etc.), und Straßenzüge mit großflächigen Ausfällen, die z.B. durch Kabelstörungen verursacht werden“. „Dies kann dazu führen, dass sich die Reparatur der von Ihnen gemeldeten Leuchte verzögern kann, aber nicht vergessen wird“, so die Enni.
„Neu“kann ziemlich alt sein
Ähnlich frustrierend wie eine Vertröstung muss es sein, wenn anscheinend
gar nicht auf eine Mängelmeldung reagiert wird. So sind manche als „neu“gekennzeichnete Mängelmeldungen schon wochen- oder sogar Monate alt.
Claus Arndt betont jedoch, dass keine Meldung untergehe: „Reingucken tut immer jemand.“Allerdings sei die „Qualität der Rückmeldungen“unterschiedlich. Dies liege auch daran, dass der Mängelmelder im Rathaus nicht von einer einzelnen Stelle betreut werde, sondern von vielen Mitarbeitenden verschiedener Bereiche. „Jeder hat seinen Geschmack, auf eine Meldung zu reagieren.“Der Mängelmelder sei noch jung. Man werde weiter daran arbeiten.
Feedback Sollte jemand unzufrieden mit einer Rückmeldung sein oder feststellen, dass ein Mangel nach längerer Zeit weiter besteht, so empfiehlt Claus Arndt, Stadt und Enni damit per Mängelmelder zu konfrontieren. „Das öffentliche Feedback ist wichtig, um die Plattform zu verbessern.“
Und was ist nun mit der Frau im Wohnanhänger?
Was den an der Otto-von-Lilienthal-Straße stehenden Wohnanhänger angeht (siehe oben), und die Sorge, ob darin nicht seit Monaten eine Frau liegt, so ist die Meldung inzwischen “erledigt“. Die Sache sei an die Bußgeldstelle der Stadt weitergeleitet worden, heißt es, die kommunale Verkehrsraumüberwachung werde „die geschilderte Situation“zeitnah überprüfen. Anscheinend springt das Kopfkino bei den Leuten im Rathaus nicht so schnell an.