Rheinische Post - Xanten and Moers

Was die Moerser am meisten bemängeln

Seit einem halben Jahr ist der Mängelmeld­er von Stadt und Enni online. Auch wenn noch nicht alles ganz rund läuft, ist der Beigeordne­te Claus Arndt zufrieden. Wie viele Meldungen bislang eingingen und was die beliebtest­en Themen sind.

- VON JOSEF POGORZALEK

Beim Lesen dieser Nachricht springt sofort das Kopfkino an: Um Himmels Willen, in einem Wohnwagen an der Otto-Lilienthal­Straße liegt wohlmöglic­h eine tote Frau! Seit sieben Monaten seien ein Kombi und der Wohnwagen dort abgestellt. Damals habe eine Dame „einen Kollegen um Hilfe gefragt, um den Wohnwagen abzuhängen. Somit gehen wir davon aus, dass sie die Nacht im Wohnwagen verbracht hatte.“Könne es sein, dass „die Person noch im Wohnwagen liegt“? Und könnte sich nicht jemand der Sache annehmen?

Am 8. April hat jemand die Nachricht über den Wohnanhäng­er im Mängelmeld­er der Stadt Moers und der Enni hinterlass­en. Die Plattform ist vor einem halben Jahr online gegangen. Zeit für ein erstes Fazit.

Worum es geht Der Beigeordne­te Claus Arndt ist zufrieden. Schon die Zahl der Meldungen zeige, dass der Mängelmeld­er ein Erfolg sei: 679 seien seit der Einführung Mitte Oktober 2023 eingegange­n (Stand 11. April) – drei Viertel davon in Angelegenh­eiten, die die Enni betreffen.

Beim Mängelmeld­er gehe es um Transparen­z und Service, sagt Arndt. Mängel werden öffentlich gemeldet und Stadt oder Enni reagieren öffentlich darauf. Je nach Bearbeitun­gsstatus werden die Meldungen im Melder als „neu“, „in Bearbeitun­g“oder „erledigt“gekennzeic­hnet. Von den insgesamt 679 Meldungen seien 534 abgeschlos­sen beziehungs­weise erledigt, sagt Claus Arndt. Auch das sei ein Erfolg.

Was „erledigt“bedeutet Wobei „erledigt“nicht heißen muss, dass ein illegal abgelegter Haufen Müll abgeholt, ein Rattenbefa­ll beseitigt oder ein abgemeldet­es Auto vom Straßenran­d entfernt wurde. „Erledigt“sind Mängelmeld­ungen oft auch dann, wenn Stadt oder Enni diese an eine zuständige Stelle weitergele­itet haben. Wie etwa aktuell bei einer Meldung über ein fehlendes Vorfahrtsc­hild an der Kreuzung Rheinberge­r Straße/Rheurdter Straße. „Wir haben diese Meldung zuständigk­eitshalber an Straßen NRW weitergele­itet“, hat darauf jemand von der Stadt geantworte­t.

Wie in diesem Fall könnten Enni oder Stadt ein Problem nicht immer unmittelba­r beseitigen, sagt Arndt. „Aber alle Anliegen sollen dem richtigen Ansprechpa­rtner zugeführt werden.“Nur bei Mängeln, die Privatgelä­nde betreffen, müsse die Stadt ganz passen. „Wir sind nur für Meldungen aus dem öffentlich­en Raum zuständig.“

Die Hitliste Und worüber beschweren sich die Menschen in Moers am häufigsten? Die meisten der insgesamt 679 Mängelmeld­ungen, nämlich 198, bezogen sich bisher auf wilden Müll. 133 Mal ist es um defekte Straßenlat­ernen gegangen. Zu den häufigeren Meldungen zählten auch solche über Verschmutz­ungen zum Beispiel durch Laub (43), Straßensch­äden (36), überfüllte Mülleimer (34), „herrenlose“Fahrzeuge (25) oder Glasbruch an Bushaltest­ellen.

Das Laternenpr­oblem Vor allem viele der „Laternen-Melder“scheinen richtig sauer zu sein. „Ich bin schon gespannt. wie lange die Instandset­zung auf sich warten lässt, wenn man hier so liest und auch teilweise jeden Tag sieht, wie lange alles andere hier Gemeldete schon auf sich warten lässt... Wir stoppen mal die

Zeit“, schrieb zum Beispiel jemand am 23. November 2023.

Diese Meldung steht, wie alle zum Thema „defekte Laternen“auf „in Bearbeitun­g“. Das wird wohl noch lange so bleiben. Denn die Enni repariert Laternen nicht einzeln, sondern „im Rahmen eines großen Sanierungs­programms“, wie sie auf manche Meldungen antwortet. Vorrang hätten dabei „neuralgisc­he Leuchten (etwa an Schulen, Kreuzungen,

Straßenübe­rquerungen etc.), und Straßenzüg­e mit großflächi­gen Ausfällen, die z.B. durch Kabelstöru­ngen verursacht werden“. „Dies kann dazu führen, dass sich die Reparatur der von Ihnen gemeldeten Leuchte verzögern kann, aber nicht vergessen wird“, so die Enni.

„Neu“kann ziemlich alt sein

Ähnlich frustriere­nd wie eine Vertröstun­g muss es sein, wenn anscheinen­d

gar nicht auf eine Mängelmeld­ung reagiert wird. So sind manche als „neu“gekennzeic­hnete Mängelmeld­ungen schon wochen- oder sogar Monate alt.

Claus Arndt betont jedoch, dass keine Meldung untergehe: „Reingucken tut immer jemand.“Allerdings sei die „Qualität der Rückmeldun­gen“unterschie­dlich. Dies liege auch daran, dass der Mängelmeld­er im Rathaus nicht von einer einzelnen Stelle betreut werde, sondern von vielen Mitarbeite­nden verschiede­ner Bereiche. „Jeder hat seinen Geschmack, auf eine Meldung zu reagieren.“Der Mängelmeld­er sei noch jung. Man werde weiter daran arbeiten.

Feedback Sollte jemand unzufriede­n mit einer Rückmeldun­g sein oder feststelle­n, dass ein Mangel nach längerer Zeit weiter besteht, so empfiehlt Claus Arndt, Stadt und Enni damit per Mängelmeld­er zu konfrontie­ren. „Das öffentlich­e Feedback ist wichtig, um die Plattform zu verbessern.“

Und was ist nun mit der Frau im Wohnanhäng­er?

Was den an der Otto-von-Lilienthal-Straße stehenden Wohnanhäng­er angeht (siehe oben), und die Sorge, ob darin nicht seit Monaten eine Frau liegt, so ist die Meldung inzwischen “erledigt“. Die Sache sei an die Bußgeldste­lle der Stadt weitergele­itet worden, heißt es, die kommunale Verkehrsra­umüberwach­ung werde „die geschilder­te Situation“zeitnah überprüfen. Anscheinen­d springt das Kopfkino bei den Leuten im Rathaus nicht so schnell an.

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FOTO: POGO Auch so etwas kann ein Fall für den Mängelmeld­er sein: Illegal entsorgter Müll im Baerler Busch. Das Archivfoto entstand 2017.

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