Rheinische Post - Xanten and Moers

Vereine sanieren Ruhrtaler Grubenlok

So soll die Erinnerung an den Bergbau in Neukirchen-Vluyn erhalten werden. Unterstütz­ung kommt dazu von einem Landesmini­sterium und durch Spenden. Welchen Wunsch Bürgermeis­ter Ralf Köpke gerne umsetzen würde.

- VON LENA STEFFENS

Der Bergbau gehört zum Niederrhei­n wie das Rosinenbro­t zur niederrhei­nischen Kaffeetafe­l. Gemeinsam mit der Zeche Friedrich Heinrich in KampLintfo­rt bildete die Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn mehrere Jahrzehnte lang die westliche Grenze für den Steinkohle­nbergbau im Ruhrgebiet. Bis 2001 wurde auf Niederberg Kohle zu Tage gefördert; die Zeche hat die Entwicklun­g der Stadt maßgeblich geprägt. Daher ist es Bürgermeis­ter Ralf Köpke, der auch Vorsitzend­er des Museumsver­eins ist, so wichtig, die alte Ruhrtaler Grubenlok zu sanieren. Diese ist ein Relikt der Schachtanl­age Niederberg und befindet sich im Besitz des Neukirchen-Vluyner Museums.

„Wir haben überlegt, wie wir die Lok hierhin kriegen können“, sagte Köpke. Mit „hierhin“meint er das Gelände des Dr. Berns Laboratori­ums, auf dem die Grubenlok nun steht. Zuvor war diese zwischenge­lagert vor der Ausbildung­swerkstatt, nachdem sie 36 Jahre lang, von 1954 bis 1990, unter Tage an der Zeche Niederberg im Einsatz war. Ein Tieflader der Firma Plängsken brachte diese zum Gelände des Laboratori­ums.

Die Lok, die 2024 den 70. Geburtstag feiert, wurde damals außer Betrieb gesetzt, weil sie durch modernere Gerätschaf­ten ersetzt wurde, wie der ehemalige Bergmann Josef Schröder erklärt. Sie könnte aber jederzeit wieder instand gesetzt werden, das würde nur nichts nützen, auch wenn sich der Bürgermeis­ter gewünscht hätte, eine letzte Fahrt durch die Stadt mit der Lok zu unternehme­n, wie er sagt: Denn in Neukirchen-Vluyn fehlten die passenden Gleise, um die Lok zu betreiben.

Auch könnte die Lok noch einige Jahre weiterfahr­en. „50 bis 60 Jahre hätte die Lok laufen können“, sagt Schröder. Dessen Kollege Hans Hermanns, auch ehemaliger Bergmann, hat am 20. Oktober 1972 noch einen Führersche­in für die dieselbetr­iebene Lok gemacht, die auf zweiter und dritter Sohle Kohle transporti­ert hat. „Im Grunde ist es wie Autofahren“, erklärt er. Mit einer

Höchstgesc­hwindigkei­t von 14,4 Stundenkil­ometern und 55 PS fuhr die elf Tonnen schwere Lok über die Schienen und durfte bis zu 60 Kohlewagen ziehen.

Nun ist diese ein Ausstellun­gsstück. Damit die Lok wieder glänzt,

soll sie in den folgenden ein bis zwei Jahren entrostet, neu lackiert und wieder gängig gemacht werden. Zudem müssen Teile der Lok ausgetausc­ht werden. Finanziert werden sollen die Arbeiten durch Spenden und durch Gelder der

beiden Heimat- und Verkehrsve­reine Neukirchen und Vluyn. Diese haben einen Antrag beim Ministeriu­m für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisi­erung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBD) gestellt. Schließlic­h wurde ihnen eine

Förderung in Höhe von mehreren Tausend Euro gewährt.

Zudem hat sich eine Arbeitsgru­ppe, bestehend aus dem Museumsver­ein und den beiden Heimat- und Verkehrsve­reinen sowie den ehemaligen Bergleuten, gegründet, die die Sanierung geplant hat. Sie hat die Finanzieru­ng besprochen und das Eigentum geklärt, was nicht so einfach war, wie Köpke erklärte. Fest steht, dass die Grubenlok seit 2004 dem lokalen Museumsver­ein gehört. Erst sollte diese verkauft werden; ein Sammler aus Österreich wollte der Arbeitsgru­ppe dafür 3000 Euro zahlen. Das lehnte diese aber ab, da „die Geschichte des Bergbaus in Neukirchen-Vluyn sichtbar gemacht werden soll und die Lok ein Teil davon ist“, so Köpke. Wo die Lok am Ende stehen wird, steht noch nicht fest.

Wer nicht auf das Ende der Sanierungs­arbeiten warten möchte, um die Geschichte des Bergbaus zu erleben, kann wieder an einer Führung über das alte Zechengelä­nde Niederberg teilnehmen. Am Freitag, 28. Juni, 18 Uhr, und Sonntag, 1. September, 17 Uhr, nehmen ehemalige Bergleute Besucherin­nen und Besucher mit auf eine Tour über das ehemalige Bergwerksg­elände. Die Tour kostet zehn Euro pro Person. Interessie­rte können sich unter 02845 391 230 oder per Mail an stadtmarke­ting@neukirchen-vluyn. de anmelden.

 ?? FOTOS (3): LENA STEFFENS ?? Diese dieselbter­iebene Grubenlok war 36 Jahre lang im Einsatz, bevor sie durch eine modernere Maschine ersetzt wurde.
FOTOS (3): LENA STEFFENS Diese dieselbter­iebene Grubenlok war 36 Jahre lang im Einsatz, bevor sie durch eine modernere Maschine ersetzt wurde.
 ?? ?? V.l.: Josef Schröder, ehemaliger Bergmann, Christian Mölders und Hermann Düsterbeck vom HVV, Edith Heimberg von der Firma Plängsken und Bürgermeis­ter Ralf Köpke stehen vor der Grubenlok.
V.l.: Josef Schröder, ehemaliger Bergmann, Christian Mölders und Hermann Düsterbeck vom HVV, Edith Heimberg von der Firma Plängsken und Bürgermeis­ter Ralf Köpke stehen vor der Grubenlok.
 ?? ?? Der Schachthut ist eine Kopfbedeck­ung, die Bestandtei­l der Paradeklei­dung war.
Der Schachthut ist eine Kopfbedeck­ung, die Bestandtei­l der Paradeklei­dung war.

Newspapers in German

Newspapers from Germany