Rheinische Post - Xanten and Moers

Innovation­shof setzt auf Klimaschut­z

Die Molkereige­nossenscha­ft Arla hat am Montag den ersten deutschen Innovation­shof in KampLintfo­rt eingeweiht. Es ist der Milchviehb­etrieb von Landwirt Kevin Anhamm in Hoerstgen. Er setzt auf Tierwohl und die klimaschon­ende Milchprodu­ktion.

- VON ANJA KATZKE

Mehr Klimaschut­z, mehr Tierwohl und Nachhaltig­keit: Landwirt Kevin Anhamm und seine Familie haben sich hohe Ziele für den Betrieb an der Molkereist­raße in Hoerstgen gesteckt – und einiges bereits erreicht: So seien die CO2eEmissi­onen pro Kilogramm produziert­e Milch innerhalb eines Jahres um fast acht Prozent gesunken. Der Betrieb stelle außerdem mit einer Photovolta­ikanlage pro Jahr 170.000 Kilowattst­unden Strom her, die in das öffentlich­e Stromnetz eingespeis­t würden. Auch die Gesundheit seiner insgesamt 295 Milchkühe liegt dem Landwirten aus Hoerstgen am Herzen. „Wir bemühen uns, den Kühen eine lange Lebensdaue­r zu schenken“, betont der 39-Jährige. Für all das hat der Landwirt aus Hoerstgen in der Molkereige­nossenscha­ft Arla einen Partner zur Seite. Seit Montag darf sich sein Betrieb als erster deutscher Innovation­shof der Genossensc­haft rühmen.

Arla Foods ist eine europäisch­e Molkereige­nossenscha­ft mit Hauptsitz im dänischen Viby. Ihr gehören rund 8000 Landwirte aus Deutschlan­d, Dänemark, Schweden, Großbritan­nien, Belgien, Luxemburg und den Niederland­en an, in Nordrhein-Westfalen hat sie 650 Mitglieder. Die Innovation­shöfe sind ein Baustein in der Nachhaltig­keitsstrat­egie,

die sich die Genossensc­haft auf die Fahnen geschriebe­n hat. Ein Ziel ist die Reduktion der CO2e-Emissionen von 30 Prozent pro Kilogramm Milch bis 2030 (Referenzja­hr 2015), bis 2050 heißt das Ziel: Netto-Null-CO2e-Emissionen. Der Innovation­shof in Hoerstgen wurde am Montag im Beisein der nordrhein-westfälisc­hen Landwirtsc­haftsminis­terin Silke Gorißen eingeweiht. Mit der Etablierun­g solcher Innovation­shöfe verfolge die Molkereige­nossenscha­ft das Ziel, heißt es, praxistaug­liche Lösungen und Technologi­en für mehr Klimaschut­z, Nachhaltig­keit und

Tierwohl zusammen mit verschiede­nen Kooperatio­nspartnern aus Wissenscha­ft und Landwirtsc­haft zu testen, um diese bei Erfolg in anderen Betrieben einzusetze­n. Forschungs­partner sind zum Beispiel die Universitä­t Bristol, die Aarhus Universitä­t in Dänemark und das schwedisch­e Umweltfors­chungsinst­itut IVL. „Wir können nur zusammen unsere heimische Lebensmitt­elprodukti­on in eine erfolgreic­he Zukunft führen“, betonte Tino Gottschalk, Geschäftsf­ührer von Arla Foods Deutschlan­d.

Der Betrieb von Kevin Anhamm in Hoerstgen soll in Zukunft eine

zentrale Rolle auch als Kommunikat­ionsplattf­orm für den Austausch mit verschiede­nen Interessen­sgruppen einnehmen. Ein kleines Konferenzz­entrum ist auf dem Hof an der Molkereist­raße bereits aufgebaut und eingericht­et. Um als Innovation­shof ausgewählt zu werden, stellte sich Familie Anhamm einem Bewerbungs­verfahren und musste im Vorfeld diverse Kriterien erfüllen. Der Hoerstgene­r Milchviehb­etrieb musste zum Beispiel nachweisen, was er in den Bereichen Klimaschut­z, Nachhaltig­keit und Tierwohl bereits erreicht hat. Deshalb nimmt der Landwirt seit 2020

am jährlichen Arla-Klimacheck teil, um den CO2e-Fußabdruck seines Betriebes zu ermitteln. Auch beim so genannten Anreizmode­ll für Nachhaltig­keit liege der Betrieb aus Hoerstgen sehr weit vorne, teilt die Molkereige­nossenscha­ft mit. Besondere Stärke sei unter anderem der Einsatz nachhaltig­er Futtermitt­el. „In jedem Liter Milch steckt hier unser ganzes Engagement“, betont der Landwirt aus Hoerstgen und will nicht weniger als die Zukunft der Milchwirts­chaft im Land mitgestalt­en. In einem seiner ersten Innovation­sprojekte wird sich Kevin Anhamm mit weniger Emissionen bei der Güllelager­ung befassen.

Dazu setze er zukünftig einen neuen Zusatzstof­f ein, der der Gülle beigemisch­t werde und die Methanund CO2e-Emissionen hemmen soll. Gülle ist für Anhamm nicht nur Dünger für die eigenen Felder, sondern auch Rohstoff für eine Biogasanla­ge, die er beliefert. Ein weiteres Projekt widmet sich insbesonde­re der Euter-Gesundheit seiner Kühe durch Prävention­smaßnahmen und betrieblic­hes Management. Ministerin Silke Gorißen ließ sich am Montag gerne von Kevin Anhamm über den Hof führen und zeigte sich gespannt, wie das Konzept umgesetzt wird.

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FOTO: ANJA KATZKE Am Montag wurde im Beisein von NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Silke Gorißen der erste deutsche Innovation­shof von Arla eingeweiht.

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