Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein Blick in die Flüchtlingscontainer
Die Wohncontainer für geflüchtete Menschen an der Rostocker Straße in Sonsbeck sind fertig. Gerade rechtzeitig. Ende vergangener Woche sind die ersten Einheiten schon bezogen worden. Auch wir durften hineinschauen.
Es sieht noch recht kahl und leblos aus an der Rostocker Straße. Die sechs blassgrauen Container-Blöcke heben sich kaum von dem regenverhangenen Himmel ab. Graue Pflastersteine führen zu den einzelnen Eingangsbereichen. Daneben lugen noch die Wasserleitungen aus der Erde hervor. Bisher hat es noch nicht geklappt, die Gräben wieder zuzuschütten. Schönheitsarbeiten. Doch durch die Leitungen fließt bereits Strom und Wasser. „Die Flüchtlingscontainer sind funktionsfähig und belegbar“, sagt Ordnungsamtsleiter und zweiter allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin, Markus Janßen. „Gerade rechtzeitig“, ergänzt er. Denn so leblos, wie es zunächst scheint, ist es gar nicht mehr an der Rostocker Straße. Die ersten beiden Container sind bereits bezogen. Ende vergangener Woche kamen die ersten geflüchteten Menschen aus der Ukraine rein. Drei Familien und eine Einzelperson. Und in der kommenden Woche sind weitere Einzüge geplant.
„Die Zuweisungen ziehen seit April wieder an“, sagt Sina BüchnerFockenberg vom Integrationsbüro der Gemeinde Sonsbeck. Kamen in den vergangenen drei Monaten im Durchschnitt zwei bis drei Menschen pro Woche nach Sonsbeck, sind es nun wieder eher vier bis fünf.
Bis zu 60 Personen können ab sofort in der Container-Siedlung unterkommen. Insgesamt 30 Container der Herstellerfirma Conliving aus Lemgo wurden dafür errichtet. Jeweils fünf Container bilden einen Wohnblock. Jeder Wohnblock ist in zwei separate Wohnungen mit eigenem Eingang unterteilt. „Die Wohncontainer sind fertig eingerichtet geliefert worden“, sagt Markus Janßen. „Inklusive Küchenzeile, Badausstattung und Mobiliar.“
Die Innenausstattung ist nüchtern, aber robust, pflegeleicht und hell. Die Farben Beige und Grau dominieren vor weißen Kunststoffwänden. Die kleine Küchenzeile in Holzoptik beinhaltet ein Kochfeld mit zwei Platten, Kühlschrank, Waschmaschine und Trockner. Kleiderschränke und Betten sind aus Metall. Letztere lassen sich ganz leicht nach den Bedürfnissen der Bewohner anpassen: als Doppelbett für Paare zusammenschrauben, als Einzelbetten in verschiedene Ecken stellen oder als Stockbetten platzsparend aufeinanderstapeln.
Platz ist ein hohes Gut in der zentralen Unterbringungseinrichtung. Jede Wohneinheit fasst rund 45 Quadratmeter,
auf die zwei Schlafräume, ein kleines Bad mit Dusche und die gemeinsame Wohnküche entfallen. Bis zu fünf Menschen teilen sich diesen Wohnraum. „Je nachdem, wie die Familienkonstellationen sind“, fügt Sina Büchner-Fockenberg hinzu.
In die Einheit, die wir uns anschauen dürfen, wird in der kommenden Woche eine vierköpfige Familie mit einem Kleinkind und einem Baby einziehen. Diese Familie darf dann unter sich bleiben. In anderen Einheiten müssen aber auch zum Teil fremde Menschen miteinander
auskommen. „Bisher sind hier nur Ukrainer untergebracht, die super miteinander auskommen“, sagt Markus Janßen. Das soll möglichst beibehalten werden. „Da es sich um eine zentrale große Unterkunft handelt, wollen wir hier so viel Homogenität wie möglich schaffen, damit Konflikte erst gar nicht entstehen“, erklärt er. Bei verschiedenen Nationen und Kulturkreisen sei das Konfliktpotenzial hingegen größer. „Ganz unabhängig von der Nation“, betont der Ordnungsamtsleiter. Um regelmäßiger nach dem Rechten sehen zu können, wurde im März ein
zusätzlicher Hausmeister im Rathaus eingestellt.
Der wird sich künftig nicht nur um die Belange der 60 Bewohner in den Containern kümmern, sondern auch für die bis zu 70 Personen in der benachbarten Flüchtlingshalle zuständig sein. Die ist noch im Aufbau, soll Ende September fertig werden. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Markus Janßen, während er durch die großen Fenster der Container-Einheit auf die Baustelle blickt. Die Halle steht, ein Dach ist schon drauf. Die Wände, in denen auch schon die meisten Fenster und
Außentüren eingesetzt sind, sind aber noch von einer dunklen Plane umhüllt. „Als Wetterschutz“, sagt einer der Handwerker, die sich aktuell im Innenbereich um den Einzug der Zwischenwände aus massiven Spanplatten kümmern.
Auch die rund 810 Quadratmeter große Halle wird in einzelne Einheiten unterteilt. Dabei soll jede Einheit einem kleinen Apartment gleichen, mit Küche und Bad auf der einen und Schlafbereichen auf der anderen Raumseite. Eine barrierefreie Wohneinheit ist ebenfalls geplant. In der linken Hallenseite sind bereits einige Einheiten zu erkennen. Von einem schmalen Gang aus führen acht Eingänge ab. Aber noch bestehen die Räume aus nicht mehr als Wänden. Es gibt noch keine Elektrik, keine Dämmung. Nur blankes Holz, das angenehm riecht. „Wie die Räume gestrichen oder möbliert werden, ist noch nicht klar“, sagt Janßen. Die Neugierde scheint bei einigen Sonsbeckern dennoch groß. „Wir hatten hier schon einige Besucher, die plötzlich dastanden und reinschauen wollten“, erzählt einer der Handwerker. Doch wie auf jeder Baustelle gilt: Betreten für Unbefugte verboten. Und auch die Privatsphäre der nun langsam in die Container einziehenden Menschen sollte gewahrt werden.