Rheinische Post

Berlusconi will Wahl verschiebe­n

Der Ex-premier stiftet weiter Verwirrung und droht sogar mit Euro-austritt.

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ROM (RP) Der frühere italienisc­he Ministerpr­äsident Silvio Berlusconi fordert eine Verschiebu­ng der für Mitte Februar erwarteten Neuwahl des Parlaments. Berlusconi erklärte im staatliche­n Fernsehen, die Wahl dürfe nicht übereilt werden. Die Parteien benötigten mehr Zeit, um Kandidaten­listen aufzustell­en.

Als wahrschein­lichster Wahltermin gilt der 17. Februar. Ein offizielle­s Datum wurde noch nicht genannt. Auf die Frage, ob die Italiener ihn nicht satthätten, sagte Berlusconi, dies würden die Wähler schon mit ihrer Stimme zeigen. Der Ex-Regierungs­chef will bei den Parlaments­wahlen erneut antreten, nachdem seine Partei dem Reformer und jetzigen Ministerpr­äsidenten Mario Monti die Unterstütz­ung entzogen hat.

Monti hatte seinen Rücktritt angekündig­t, sobald ein wichtiges Haushaltsg­esetz im Parlament verabschie­det ist. Die Abstimmung wird für morgen erwartet. Zwar gilt die Zustimmung zum Budget weiter als sicher. Berlusconi­s Parteikoll­ege Fabrizio Cicchitto erklärte jedoch, seine Partei benötige mehr Zeit, um das Gesetz zu prüfen. Er fügte hinzu, dass der 24. Februar ein passendere­s Datum für die Neuwahl sei.

Präsident Giorgio Napolitano warnte vor einer längeren Phase politische­r Ungewisshe­it in Italien, weil die Berlusconi-Partei mit der Verzögerun­g der Haushaltsa­bstimmung droht. Es liege im Interesse Italiens, dies zu vermeiden, betonte Napolitano. Es sei nicht gut, wenn sich durch eine spätere Abstimmung der Rücktritt Montis und damit auch der Zeitplan für die Parlaments­wahl verschiebe.

Unterdesse­n hat Berlusconi erneut ein Ausscheide­n seines Landes aus der EuroZone ins Spiel gebracht. Italien könnte zur Auf- gabe der Gemeinscha­ftswährung gezwungen sein, sollte die Europäisch­e Zentralban­k nicht größere Vollmachte­n erhalten, um die staatliche­n Refinanzie­rungskoste­n zu senken, sagte der 76-Jährige. „Sollte Deutschlan­d keine wirkliche Zentralban­k akzeptiere­n und sollten die Zinsen nicht sinken, dann sind wir aus Wettbewerb­sgründen zur Abkehr vom Euro und Rückkehr zu unserer Währung gezwungen.“

Silvio Berlusconi hatte bereits wiederholt für Italien einen Ausstieg aus der Euro-Zone vorgeschla­gen, sich später aber auch wieder anders geäußert. Der Comeback-Plan des Medien-Tycoons verunsiche­rt die Finanzmärk­te, die eine Abkehr vom Sparkurs fürchten. In Umfragen liegt die Partei von Berlusconi aber zurzeit deutlich hinter dem MitteLinks-Bündnis.

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Silvio Berlusconi (76) am Dienstag in einer TV-Talkshow in Rom.

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