EU will Schockfotos auf Zigarettenschachteln
Der Tabakkonsum soll so weiter eingedämmt werden.
BRÜSSEL (ing) Die Europäische Union will die Zahl der Raucher senken: Große Schockfotos und ein weitgehender Bann für Aromen wie Menthol sollen vor allem junge Leute fernhalten. Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag hat Gesundheitskommissar Tonio Borg gestern in Brüssel vorgestellt. Er soll nach seinen Wünschen 2015 in den 27 EU-Staaten umgesetzt sein.
Alle Packungen von Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen müssen demnach Warnhinweise wie „Rauchen ist tödlich“und dazu Schockbilder – etwa von zerfressenen Lungen – tragen. Beides muss Dreiviertel der Vorder- und der Rückseite der Packung einnehmen. Bislang erstrecken sich die Warnungen über ein Drittel. Zudem sind Schock-Fotos bisher in Deutschland nicht vorgeschrieben. Die Informationen über Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid werden durch den seitlich auf der Packung angebrachten Hinweis ersetzt, dass Zigarettenrauch mehr als 70 krebserregende Stoffe enthält. Pfeifentabak, Zigarren und Zigarillos werden von der SchockfotoPflicht ausgenommen.
Geschmacksstoffe wie Men- thol, Vanille oder Erdbeere werden weitgehend verbannt. Sie dürfen nur noch in so geringen Mengen eingesetzt werden, dass sie das Tabakaroma nicht charakteristisch verändern. Menthol-Zigaretten stehen damit vor dem Aus. „Tabakerzeugnisse müssen wie Tabakerzeugnisse aussehen und schmecken“, so Gesundheitskommissar Tonio Borg in Brüssel.
Während Markenlogos erlaubt bleiben, will die EU zusätzliche irreführende Werbebotschaften auf Packungen verbieten. Bereits jetzt sind Formulierungen wie „mild“und „leicht“tabu. Künftig sollen auch „natürlich“oder „biologisch“verboten sein. Slim-Zigaretten mit einem geringeren Durchmesser als 7,5 Millimeter werden ebenfalls verbannt, weil sie den Eindruck erwecken könnten, weniger schädlich zu sein.
Die Zigarettenhersteller laufen gegen die Vorschriften Sturm und drohen mit Klagen. Die geplanten Maßnahmen seien „maßlos, überzogen“, so der Geschäftsführer des Deutschen Zigarettenverbands, Dirk Pangritz. Die EU plane eine „Gesundheitsdiktatur“. „Beim Alkohol ist der Missbrauch gefährlich, beim Tabak der Gebrauch an sich“, entgegnete Borg.