Ehrhoff bringt Pinguinen den Erfolg zurück
KREFELD Es klingt wie ein Märchen, ist aber wahr. Die Krefeld Pinguine sind in der Deutschen EishockeyLiga die Mannschaft der Stunde. Am Dienstag feierte das Team den zehnten Saisonsieg in Folge und stellte damit den elf Jahre alten Klubrekord ein. Damals spielte ein bescheidener und schüchterner Junge namens Christian Ehrhoff mit. Zwei Jahre später gelang ihm der Sprung nach Nordamerika in die NHL. Wegen des Lockouts in der besten Liga der Welt kehrte der 30-jährige Verteidiger der Buffalo Sabres zu seinem Stammverein zurück.
Ehrhoff ist eine der drei Säulen des Höhenflugs. Gefühlte 40 der 60 Minuten steht das Eigengewächs des KEV auf dem Eis. Wenn es vor dem eigenen Tor lichterloh brennt, bereinigt er abgeklärt die Lage. Wenn die Post nach vorne abgeht, ist er ein uner- müdlicher Antreiber und sorgt mit seinen gefürchteten Schlagschüssen für Torgefahr.
Die Säule Nummer zwei heißt Scott Langkow (37). Die Nummer eins im Tor glänzt seit Wochen mit überragenden Leistungen. Kein anderer DEL-Torhüter stand so viele Minuten auf dem Eis. Ein weiterer Kanadier ist die Säule Nummer drei: Adam Courchaine (28). Die Geschichte des Torjägers klingt fabelhaft. Von den Kölner Haien ohne Vertrag als Notnagel beim Oberligisten Duisburg geparkt, war er dort unterfordert und wollte nicht länger auf eine eventuelle Personalnot der Haie warten. So nahm er in der Deutschland-Cup-Pause ein für ihn nicht gerade lukratives Angebot der Pinguine an. „Ich wollte nur zurück in die DEL“, sagte Courchaine damals. In Krefeld avancierte er zum Shooting-Star: Zehn Spiele, zehn Siege und dabei jedes Mal gepunktet (fünf
Tore/acht Assists).
Im Vergleich zur Vorsaison, die von Pleiten, Pech und Pannen geprägt war, läuft es bei den Krefeldern seit dem ersten Eis-Training im August fast reibungslos. Von schweren Verletzungen blieb man verschont. Bei den Transfers zogen die Verantwortlichen keine Niete. Dabei zahlte sich erneut die große Erfahrung des Sportlichen Beraters Rüdiger Noack aus, der im September als Ziehvater des NHL-Stars auch den Ehrhoff-Deal einfädelte.
Die Chemie innerhalb des neuformierten Kaders ist die Basis für den unerwarteten Erfolg. „Diese Saison ist hier alles perfekt – Mannschaft, Zuschauer und Management“, sagt in Verteidiger Richard Pavlikovsky (37) einer der Oldies des Teams. Für die gute Stimmung in der Kabine ist auch Trainer Rick Adduono verantwortlich, dessen Motivationskünste den Spielern Flügel verleihen.
Trotz aller Euphorie die derzeit rund um den König-Palast herrscht, plagen die Pinguine Sorgen. Ein deutliches Signal der GmbH, dass der DEL-Standort Krefeld über diese Saison hinaus erhalten bleibt, gibt es nicht. Die Verantwortlichen Gesellschafter erwarten mehr Unterstützung von den Stadtvätern und der lokalen Wirtschaft. Am Jahresende soll feststehen, ob der Klub auch zehn Jahre nach dem Titelgewinn der DEL als Gründungsmitglied angehört. Gut 300 000 Euro fehlen noch für den Lizenzantrag.