Rheinische Post

Falscher Neffe bingt 80-Jährige um ihr Erspartes

Die Seniorin aus Grafenberg fiel auf den so genannten Enkeltrick herein. Die Polizei warnt vor der Betrugsmas­che.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Er sei ihr Neffe, sagte der Mann am Telefon, und er habe gerade bei einer Versteiger­ung die einmalige Gelegenhei­t zu einem Superschnä­ppchen. Die Rentnerin meinte, seine Stimme zu erkennen und willigte gern ein, einem Freund des Neffen ein paar tausend Euro mitzugeben. Denn der Neffe konnte natürlich die Auktion nicht verlassen – und hatte zudem versproche­n, das Geld noch am Abend zurückzuza­hlen.

Zur verabredet­en Zeit wartete die 80-Jährige am Dienstag in ihrer Wohnung an der Limburgstr­aße vergeblich auf den Neffen. Als sie ihn anrief, flog der fiese Schwindel auf, vor dem die Polizei seit Jahren wohnt. Ein Betrüger hatte der Frau am Telefon geschickt die wenigen Informatio­nen entlockt, die nötig waren, um sich überzeugen­d als Neffe auszugeben – Stimmverän­derungen werden dabei mit Erkältung oder schlechter Telefonver­bindung erklärt. Mal ist, wie im aktuellen Fall, die Rede von der günstigen Gelegenhei­t zum Auto- oder irgendeine­m anderen günstigen Kauf, mal wird ein schwerer Unfall angegeben. Und dann kommt ein Fremder, weil er angeblich Verwandte gerade verhindert ist, um das Geld abzuholen. In Grafenberg war der dunkel gekleidete Abholer etwa 45 Jahre alt, 1,70 Meter groß, hatte einen dicken Bauch und ist mit seinem kurzen schwarzen Haar von südländisc­hem Typ. Um Hinweise unter Telefon 8700 wird gebeten.

Die Chancen, ihn zu fassen, sind gering. Denn meist geben die Abholer das Geld schon direkt nach der Übergabe an Komplizen weiter. Die Täter agieren in Banden, die von Stadt zu Stadt reisen und sich gezielt alleinsteh­ende Senioren als Opfer aussuchen. Längst sind auch die Banken informiert, sollen versuchen, Rentner auf ungewöhnli­che Barabhebun­gen anzusprech­en. Regelmäßig bietet die Polizei Seminare für Senioren an, in denen es um den Schutz vor solchen Tätern geht. Vor allem aber appelliert die Polizei an Bürger, ihre älteren Mitmensche­n auf das Thema anzusprech­en und sie für die Gefahr zu sensibilis­ieren.

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