Rheinische Post

Kinderunfä­lle: Düsseldorf gilt als „Risiko-metropole“

Die Bundesanst­alt für Straßenwes­en hat Daten über Unfälle mit Kindern ausgewerte­t. Die Landeshaup­tstadt schneidet schlecht ab.

- VON OLIVER WIEGAND

Welche Städte müssen sich besonders um die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenver­kehr kümmern? Um das zu überprüfen, hat die Bundesanst­alt für Straßenwes­en Daten von Unfällen aus den Jahren 2006 bis 2010 ausgewerte­t, bei denen Kinder bis 14 Jahren getötet oder verletzt wurden. Heraus gekommen ist dabei der sogenannte „Kinderunfa­llAtlas.“Die Landeshaup­tstadt wird darin als sogenannte „Risiko-Metropole“eingestuft.

Gerechnet wird in der Statistik die Unfallhäuf­igkeit von Kindern je 1000 Einwohner. Düsseldorf liegt im bundesweit­en Vergleich der Großstädte mit 3,15 Unfällen je 1000 Einwohner auf Platz elf. Schlechter schneiden nur Köln, Hamburg, Hannover und Bremen ab. Aufgeschlü­sselt sind die Zahlen nach Unfällen, bei denen Kinder als Fußgänger, als Radfahrer oder passiv – etwa im Auto sitzend – beteiligt sind. Auffällig: Bei den Fußgänger-Unfällen liegt Düsseldorf sogar auf dem vorletzten Platz im bundesdeut­schen Städteverg­leich.

„Wir nehmen die Studie sehr ernst“, sagt Martin Vonstein, Leiter der Verkehrsdi­rektion der Düsseldorf­er Polizei. Allerdings müsse angesichts der blanken Zahlen bedenken, dass Düsseldorf eine enorm hohe Zahl an Pendlern habe. Bis zu 270 000 Bürger reisen täglich in die Stadt ein, viele davon mit dem Auto. Die Stadt sei für Touristen attraktiv, Messe und Flughafen sorgten darüber hinaus für starken Autoverkeh­r. Werfe man einen genauen Blick auf die Zahlen, stelle man fest, dass die Zahl der verunglück­ten Kinder in Düsseldorf in den vergangene­n Jahren sogar gesunken sei.

Zum Vergleich: Im Jahr 2001 gab es 301 Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren. Im vergangene­n Jahr 222. Von diesen 222 Unfällen trugen in 75 Prozent der Fälle Erwachsene die Schuld. Dazu zählt aber auch, wenn Kinder auf der Rückbank sitzen und das Auto in einen Unfall verwickelt wird. In diesem Jahr sind bislang 198 Kinder bei Unfällen verletzt worden. 80 Kinder waren zu Fuß unterwegs, 47 auf dem Rad, der Rest war passiv an einem Unfall beteiligt. Im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von fast zehn Fällen, so Vonstein.

Ein Grund für Fußgänger-Unfälle: Kinder, die plötzlich zwischen parkenden Autos auf die Fahrbahn treten. Gerade bei den älteren Kindern im Alter zwischen 10 und 14 Jahren komme es aber auch vor, dass sie selbst bei Rot über Ampel gehen und deshalb in Unfälle verwickelt werden, so Polizei-Verkehrsex­perte, Bernd Vollmer. Nicht selten sind aber auch Erwachsene schuld, die schlechte Vorbilder abgeben.

Bei den Radfahr-Unfällen ist es vor allem das Abbiegen. Meist sind aber die Autofahrer Schuld, die etwa beim Linksabbie­gen einen entgegenko­mmenden Radfahrer übersehen, so Vollmer. Die Zahl der Kinderunfä­lle, die auf dem Weg zur Schule passiert sind, seien im vergangene­n Jahr sogar auf einem historisch­en Tiefstand angekommen.

Die Polizei weiß: Die meisten Kinder verhalten sich vorbildlic­h im Straßenver­kehr. Schon im Kindergart­en lernen sie mit Hilfe des Verkehrska­spers die einfachste­n Grundregel­n. Das setzte sich in der Grundschul­e fort, so Vonstein. Dort könne man schon den Kinderführ­erschein für Fußgänger machen. Auch die Stadt und die Verkehrswa­cht tragen durch Kampagnen zur Sicherheit von Kindern bei. (semi) Die Düsseldorf­er Gerda Henkel Stiftung fördert knapp 100 neue wissenscha­ftliche Forschungs­projekte mit 7,3 Millionen Euro. Die Stiftungsg­remien bewilligte­n die Mittel für mehrere internatio­nal ausgericht­ete Forschungs­arbeiten. Unter den Projekten ist eine Studie zu palästinen­sischen Flüchtling­en in der West Bank. Die Sozialanth­ropologin Ruba Salih (London) und die Islamwisse­nschaftler­in Sophie Richter-Devroe (Exeter) untersuche­n dabei, welche besonderen Kompetenze­n die Flüchtling­e in der West Bank, in Jordanien und im Libanon in ihren Aufnahmelä­ndern erworben haben und inwiefern sie einen Beitrag zur Lösung des israelisch­palästinen­sischen Konflikts leisten können. Bewilligt wurde auch ein Projekt zu Zimbabwe. Obwohl Afrika viele Beispiele von Gewalt im Zusammenha­ng mit Präsidents­chafts- und Parlaments­wahlen kennt, stellt Zimbabwe einen einzigarti­gen Fall von Bürgerrech­tsverletzu­ngen dar. Der gebürtige Zimbabwer Vimbai Kwashirai (Oxford/Duisburg-Essen) geht daher für die Zeit von 1980, dem Jahr, in dem Zimbabwe unabhängig wurde, bis 2012 der Frage nach, warum Gewalt ein vorherrsch­ender und beständige­r Faktor im modernen Zimbawe ist.

Die Gerda Henkel Stiftung wurde 1976 von Frau Lisa Maskell (1914– 1998) zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel gegründet. Ausschließ­licher Stiftungsz­weck ist die Förderung der Wissenscha­ft. Die Stiftung hat seit ihrer Gründung weltweit knapp 6000 Forschungs­vorhaben mit rund 100 Millionen Euro unterstütz­t.

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