Rheinische Post

Luke Mockridge soll die Jungen locken

Der Comedian moderiert heute erstmals eine eigene Sendung. „Luke! Die Woche und ich“soll sich an Youtube orientiere­n.

- VON SEBASTIAN DALKOWSKI

KÖLN Junge Menschen lassen sich am besten mit jungen Menschen locken. Oder? Wenn Luke Mockridge heute zum ersten Mal mit seiner Show „Luke! Die Woche und ich“zu sehen sein wird, setzt Sat.1 auf Authentizi­tät, um eine Zielgruppe zu erreichen, mit der alle Sender so ihre Schwierigk­eiten haben: Menschen unter 30. Mockridge muss keinen 25-Jährigen spielen, er ist 25. Schon bei seinen Auftritten als Standup-Comedian hat man nicht eine Sekunde das Gefühl, dass Mockridge jemanden darstellt, sondern so ziemlich genau der ist, der er auch im Privaten ist. „Auf der Bühne bin ich Luke mit Verstärker auf elf“, sagt er.

Auch seine Fernsehsho­w soll von seiner Persönlich­keit getragen werden. „Wir versuchen die Symbiose aus anarchisch­em Luke-Mockridge-Kindergebu­rtstag und strengem Pep-Guardiola-System“, sagt er. Heißt: Er macht den Quatsch, und die Leute hinter den Kulissen achten darauf, dass er es nicht allzu sehr übertreibt. „Um wirklichen Erfolg zu haben, muss man sich natürlich auch ein wenig an die Regeln des Fernsehens halten“, sagt er. Schnell soll es in seiner Sendung zugehen, bunt, abgedreht. Ein Wir-Gefühl soll aufkommen.

Damit zielt die Show besonders auf Menschen, die sich sonst auf Youtube ihre Lacher abholen. Dort ist „Authentizi­tät“das wichtigste Schlagwort. Wer erfolgreic­h sein will, gibt sich, wie er ist, oder tut wenigstens so. Die Frage ist bloß: Ist Authentizi­tät gut oder schlecht? Die Antwort hängt vor allem davon ab, ob man mit Mockridges Humor etwas anfangen kann oder nicht.

Mockridges Humor ist nicht böse. Er eckt nicht an. Er stellt nichts in Fra- ge. Sein Humor soll einzig und allein unterhalte­n. „Ich bin Teil einer unpolitisc­hen Generation. Uns geht es gut“, sagt er. Und deshalb macht er Witze über frühes Aufstehen, Klassenarb­eiten, Hilfestell­ung im Sport, Erlebnisse im Billigflie­ger, One-Night-Stands und die Schwierigk­eit, beim Sex die Socken zur richtigen Zeit auszuziehe­n. Er arbeitet viel mit Klischees, die er nicht unbedingt in Frage stellt. Wenn er beispielsw­eise über die Deutschen witzelt, die im Urlaub alles mit ihren Handtücher­n reserviere­n. Er arbeitet mit dem, von dem er ausgehen kann, dass es alle in seinem Publikum kennen. Etwas Neues erzählt er ihnen nicht. Stattdesse­n feiert er mit ihnen eine riesengroß­e Party. „Ich bin dafür da, um die Menschen für eine kurze Zeit ihre Probleme vergessen zu lassen.“

Es gibt genug Menschen, die genau darauf stehen, aber auch genug, denen das zu wenig ist. Die finden, dass Humor auf Missstände hinweisen sollte, anstatt von ihnen abzulenken. Was Leute wie Jan Böhmermann und Serdar Somuncu machen, findet er gut, aber es reicht ihm, wenn sie die Grenzen für ihn überschrei­ten. Er ist einfach nicht der Typ dafür. „Irgendwie ist doch alles cool, man kann doch auch einfach lucky, lustig und happy sein“, sagte er in einem Interview. Sein Vorbild ist nicht Harald Schmidt, sondern Stefan Raab.

Dass er kein Somuncu oder Böhmermann geworden ist, hat auch damit zu tun, dass sein Humor anders geschult ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Comedians war Humor nicht seine Möglichkei­t, sich gegen eine Welt zu verteidige­n, die ihm feindlich gesinnt war. Mockridge war in der Schule nie ein pickeliger Außenseite­r, er war geradezu beliebt. In der Familie war er schon immer der Lustige. Im Gegensatz zu seinen fünf Brüdern kam er nicht nur zu den Premieren des Improvisat­ionstheate­rs „Springmaus“, das sein Vater Bill Mockridge („Lindenstra­ße“) und seine Mutter Margie Kinsky Anfang der 80er in Bonn gegründet hatten. Er besuchte jede Vorstellun­g und schrieb zudem schon als Jugendlich­er am Programm mit.

Immerhin drängte es Mockridge aber wie so viele Künstler auch deshalb auf die Bühne, weil er es den anderen zeigen wollte. In diesem Fall seiner Ex-Freundin, die ihn betrogen hatte. Nach der Trennung 2009 schwor er sich: Wenn die eines Tages meinen Namen googelt, soll sie sehen, wie erfolgreic­h ich geworden bin. Ein paar Monate später stand er zum ersten Mal mit einer Standup-Nummer auf der Bühne. Danach ging es sehr schnell. Seit 2012 ist er mit seinem Programm „I’m Lucky, I’m Luke“unterwegs. Er spielt in Hallen mit 1000 bis 2000 Plätzen, seine Auftritte in diesem Jahr waren allesamt ausverkauf­t. 2013 löste er Knacki Deuser als Moderator von „Nightwash“ab, im selben Jahr erhielt er auch den Deutschen Comedyprei­s als bester Newcomer.

Bald wird Sat.1 wissen, ob er auch dem Sender Erfolg bringt. Ob sich mit jungen Menschen noch junge Menschen vor den Fernseher locken lassen. Bald wird der Sender wissen, ob Authentizi­tät zieht.

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FOTO: DPA Luke Mockridge

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