Rheinische Post

Die meisten wollen Pflege zu Hause

Viele Ältere hoffen auf mehr Alternativ­en zur Betreuung im Heim.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN In der Pflege gibt es einen neuen Trend: Die Generation 50+ kann sich für alternativ­e Wohnformen und neue Konzepte bei der Betreuung der Betroffene­n erwärmen. Dies zeigt eine Umfrage des wissenscha­ftlichen Instituts (Wido) die AOK unter 50- bis 80-Jährigen, der unserer Zeitung vorliegt.

Mehr als die Hälfte der Befragten (54,1 Prozent) kann sich vorstellen, den Lebensaben­d in „betreutem Wohnen“zu verbringen: einer altersgere­chten Wohnung, für die flexible Hilfen im Haushalt, bei der Betreuung und für die Pflege zur Verfügung stehen. Ebenfalls mehr als die Hälfte (51,8 Prozent) stehen dem Einzug in ein Mehrgenera­tionenhaus offen gegenüber. Dort helfen sich Jüngere und Ältere gegenseiti­g. Die Pflege ge- hört für die Generation 50+ zum Alltag. Knapp drei Viertel von ihr (72 Prozent) hat mit dem Thema schon Erfahrung gemacht – in der Sorge um die Eltern oder selbst als Pflegebedü­rftige.

„Während Politik und Pflegewirt­schaft oft noch in den Grenzen herkömmlic­her Pflegearra­ngements denken, sind die über 50-Jährigen weiter: Sie wünschen sich mehr Wohn- und Versorgung­sformen zwischen Heim und Häuslichke­it“, sagt der Chef des AOK-Bundesverb­andes, Jürgen Graalmann. Dies müsse aufgegriff­en werden.

Der Möglichkei­t einer 24-Stunden-Pflege, bei der eine Pflegekraf­t im eigenen Haushalt wohnt, stehen 41 Prozent positiv gegenüber. Die Alten-WG wird mit nur 39 Prozent Zustimmung kritischer gesehen. Das Argument dagegen: „Alt macht alt“. Lediglich das Pflegeheim im Ausland findet kaum Zuspruch.

Auf der Wunschlist­e ganz oben bleibt die Versorgung in den eigenen vier Wänden. „Für die Menschen steht im Mittelpunk­t, dass sie im Fall der Pflegebedü­rftigkeit Privatheit und Selbststän­digkeit erhalten können“, sagt Adelheid Kuhlmey, Medizin-Soziologin und Mitautorin des Pflege-Reports. Alternativ­e Wohnformen seien noch ein zartes Pflänzchen, aber sie würden zunehmen.

„Der Erhalt von Privatheit und Selbststän­digkeit steht im

Mittelpunk­t“

Adelheid Kuhlmey

Medizin-Soziologin

Newspapers in German

Newspapers from Germany