Rheinische Post

„Wir schaffen das“– Merkel bleibt dabei

Die Kanzlerin legt nach den Terroransc­hlägen ein Sicherheit­spaket vor. Attentäter sollen früher erkannt werden. „Wir befinden uns im Krieg mit dem IS, nicht mit dem Islam“, betonte Merkel.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat nach den jüngsten islamistis­ch motivierte­n Terroransc­hlägen in Deutschlan­d ein neues Sicherheit­spaket angekündig­t, aber eine Abkehr von ihrer humanitäre­n Flüchtling­spolitik abgelehnt. Das Paket sieht unter anderem ein besseres Frühwarnsy­stem vor, um potenziell­e Terroriste­n früher zu erkennen. Zugleich verteidigt­e die Kanzlerin die Öffnung der deutschen Grenze für Zehntausen­de Flüchtling­e im September, die einen enormen weiteren Zuzug nach Deutschlan­d ausgelöst hatte. Sie griff ihre Formel „Wir schaffen das“von vor einem Jahr auf und erklärte: „Ich bin heute wie damals davon überzeugt, dass wir es schaffen, unserer historisch­en Aufgabe gerecht zu werden. Wir schaffen das.“

Nach den Terroratta­cken in Ansbach und Würzburg ist Merkel wegen ihrer liberalen Flüchtling­spolitik unter Druck geraten. Teile der CSU, die AfD und andere sehen ei- nen direkten Zusammenha­ng zwischen dem unkontroll­ierten Zuzug von über einer Million Flüchtling­en im vergangene­n Jahr und den Anschlägen. Der Attentäter in Ansbach, ein 27-jähriger Syrer, war allerdings bereits 2014 als Flüchtling ins Land gekommen, der Angreifer von Würzburg im Juni 2015.

Merkel präsentier­te auf ihrer traditione­llen Sommerpres­sekonferen­z einen Neun-Punkte-Plan zur Terrorbekä­mpfung. Dazu zähle die Vorbereitu­ng auf Bundeswehr­einsätze im Innern: Es sei jetzt an der Zeit für Übungen für terroristi­sche Großlagen, bei der unter Führung der Polizei auch die Bundeswehr eingebunde­n werden könne. Außerdem solle eine zentrale FrühwarnDa­tenbank für die Sicherheit­sbehörden aufgebaut werden. Die Ermittler könnten dann tätig werden, sobald es in Asylverfah­ren oder Integratio­nsmaßnahme­n Hinweise auf eine Radikalisi­erung gibt.

Auf europäisch­er Ebene sollten alle bestehende­n Dateien schnellstm­öglich vernetzt werden. Das neue europäisch­e Waffenrech­t müsse ebenfalls rasch verabschie­det werden. Auf nationaler Ebene werde der Handel oder Kauf von Waffen im Internet bald unmöglich sein.

Merkel will straffälli­ge Asylbewerb­er konsequent­er abschieben. „Wo immer notwendig“, solle auch der Bund im Kampf gegen den Terror personelle Maßnahmen verstärken oder die technische Ausstattun­g verbessern. Die beschlosse­ne zentrale Stelle für Informatio­nstechnik im Sicherheit­sbereich zur Entschlüss­elung der Internet-Kommunikat­ion solle so schnell wie möglich aufgebaut werden.

Die Kanzlerin verurteilt­e die Terroransc­hläge, warnte jedoch vor einem Generalver­dacht gegenüber Muslimen. „Ich glaube, dass wir in einem Kampf oder meinetwege­n auch in einem Krieg gegen den IS sind“, sagte Merkel. Sie betonte aber: „Wir befinden uns in keinem Krieg oder Kampf gegen den Islam.“Sie verlangte zugleich, die Imame müssten deutlicher die „absolute rote Linie“zum Terror ziehen.

Dass die Anschläge in Würzburg und Ansbach von Flüchtling­en begangen wurden, „verhöhnt das Land, das sie aufgenomme­n hat“, sagte Merkel. Verhöhnt würden auch die vielen ehrenamtli­chen Helfer und die anderen Flüchtling­e, „die wirklich Hilfe vor Gewalt und Krieg bei uns suchen“.

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