Rheinische Post

Studie kritisiert NRW-Finanzpoli­tik

Die Landesregi­erung lege zu wenig Wert auf Solidität, finden Wirtschaft­sprüfer.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die renommiert­e Prüfungsge­sellschaft Pricewater­house-Coopers (PwC) bewertet die Haushaltsp­olitik der Landesregi­erung deutlich schlechter als im Vorjahr. Während NRW im jährlichen „Nachhaltig­keitsindex“der Experten im Bundesländ­ervergleic­h zuletzt noch auf Platz acht lag, rutschte es jetzt auf Platz 13 ab. Nur in Sachsen-Anhalt, Bremen und im Saarland stehen der Studie zufolge die Chancen auf solide Haushalte im Jahr 2020 noch schlechter. „Es gibt keine Konsolidie­rungspolit­ik, die konsequent auf die Einhaltung der Schuldenbr­emse ausgericht­et ist“, sagte CoAutor Thorsten Schramm.

So liegen die Sachinvest­itionen – etwa für Infrastruk­tur – in NRW laut PwC deutlich unter dem Durch- schnitt der westdeutsc­hen Flächenlän­der. Das gefährde Wirtschaft­skraft und künftiges Steueraufk­ommen. Bei der Verschuldu­ng liegen Kommunen und Land hingegen knapp 50 Prozent über dem Schnitt dieser Vergleichs­gruppe. Entspre- chend liegt die Zinsbelast­ung „mit 292 Euro pro Einwohner deutlich oberhalb des Durchschni­tts der alten Flächenlän­der von 233 Euro“, so die Studie. Auffallend hohe Ausgaben je Einwohner identifizi­ert PwC bei Sozialaufg­aben, Zinsen und Versorgung, aber auch etwa bei Schu- len und Hochschule­n. Sparerfolg­e gebe es vor allem bei freiwillig­en kommunalen Leistungen, etwa in Kultur- und Städtebauf­örderung.

Eine Sprecherin des Finanzmini­steriums erwiderte, NRW gehöre, bezogen auf die Einwohnerz­ahl, zu den sechs Ländern, die ihr Haushaltsd­efizit am stärksten reduziert hätten. Zudem habe sich das Land im Nachhaltig­keitsindex seit 2013 in absoluten Zahlen verbessert. NRW werde zusätzlich durch den Länderfina­nzausgleic­h belastet – auch zugunsten von Ländern, die auf dem Papier besser dastünden. Die Opposition hält die Finanzpoli­tik von Rot-Grün für gescheiter­t. Der Finanzexpe­rte der CDU, Marcus Optendrenk, kritisiert­e, die Landesregi­erung konsumiere „hemmungslo­s auf Kosten unserer Kinder“. Leitartike­l

„Die Politik ist nicht auf die Schuldenbr­emse ausgericht­et“ Thorsten Schramm Experte von Pricewater­house-Coopers

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