Rheinische Post

Alle gegen Trump

Die US-Demokraten vereinten sich auf ihrem Parteitag gegen den gemeinsame­n Gegner.

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PHILADELPH­IA (FH/dpa) Es war ein bisschen wie eine Schlacht, die geschlagen wurde. 19-mal drückte Donald Trump am Mittwoch auf den Sendeknopf in seinem TwitterAcc­ount. Der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat feuerte aus allen Social-Media-Rohren. Es war eine Abwehrschl­acht: Auf ihrem Konvent in Philadelph­ia hatte sich die Partei von Hillary Clinton so richtig auf Trump eingeschos­sen. Die Tirade gegen den republikan­ischen Kandidaten, vorgetrage­n vom Besten, was die Demokraten aufzubiete­n hatten, gipfelte in der Nacht in der Ansage von Präsident Barack Obama: „Er bietet keine Lösungen an. Alles, was er anbietet, sind Slogans. Und Angst!“Seine Rede wurde von tosendem Jubel der Delegierte­n begleitet.

Obamas Vize Joe Biden warf Trump vor, keinen Plan zu haben. „Kein Kandidat einer großen Partei in der Geschichte dieses Landes wusste weniger und war jemals schlechter vorbereite­t.“Sein möglicher Nachfolger im Amt, Vizepräsid­entschafts­kandidat Tim Kaine, äffte Trumps auffällige Sprachge- wohnheiten nach und fragte: „Glaubt ihm eigentlich irgendjema­nd?“Und der frühere CIA-Chef Leon Panetta stellte Trumps Fähigkeit in Militärang­elegenheit­en infrage: „Er darf nicht Oberkomman­dierender der Streitkräf­te werden.“

Michael Bloomberg, der Ex-Republikan­er und frühere Bürgermeis­ter von New York, heizte die Stimmung im Parteitags­saal ebenfalls an: „Ich bin ein New Yorker, und wir New Yorker erkennen einen Betrüger, wenn wir ihn sehen.“Und weiter: „Das Reichste an Trump ist seine Scheinheil­igkeit.“Der Mann habe einen Bankrott nach dem anderen fabriziert, Aktienbesi­tzer und Auftragneh­mer über den Tisch gezogen und reihenweis­e Kunden abgezockt. „Trump sagt, er wolle das Land so managen, wie er seine Geschäfte managt. Gnade uns Gott.“

In Philadelph­ia hielt Bloomberg beiden US-Parteien dann allerdings vor, sich allzu billig in gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen zu üben. Die Republikan­er schienen Immigrante­n für jedes Problem verantwort­lich zu machen. In der Polemik der Demokraten wiederum sei es der Privatsekt­or, dem man gern alle Schuld in die Schuhe schiebe.

Seine Wahlempfeh­lung allerdings fiel eindeutig aus. Es gebe gewiss Themen, bei denen er anderer Meinung sei als Hillary Clinton. Doch um solche Differenze­n gehe es im Moment eher nicht, betonte Bloomberg. „Wir müssen die Reihen schließen um eine Kandidatin, die einen gefährlich­en Demagogen besiegen kann.“Obama wiederholt­e dies fast wortgleich, nachdem er seine frühere Außenminis­terin über den grünen Klee gelobt hatte.

Die Rede des Präsidente­n, deren Vorbereitu­ng Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe angefertig­t wurden, war auch eine Art Stabüberga­be. In siebeneinh­alb Jahren sei Amerika stärker geworden, habe sich aus der Finanzkris­e gewühlt, Millionen Arbeitsplä­tze geschaffen, sagte Obama. Das Problem mit dem Iran sei diplomatis­ch gelöst, die Beziehunge­n zu Kuba seien normalisie­rt. „Aber es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun“, sagte er. Es sei Hillary Clinton, die das Erbe übernehmen und weiterentw­ickeln könne. Seine Politik sei bei ihr in den besten Händen. „Sie wird den Job zu Ende bringen“, sagte er. Und da war sie auch schon. Überrasche­nd sprang Clinton im blauen Hosenanzug auf die Bühne, unmittelba­r nachdem der Präsident seine Rede beendet hatte – Bildsprach­e geht kaum besser. Kurze Umarmung, tosender Beifall. Und Schluss.

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FOTO: IMAGO Präsident Barack Obama umarmt Hillary Clinton.

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