Rheinische Post

21 Milliarden für Italiens Banken?

Die Krisenbank Monte dei Paschi sucht Bürgen für eine Milliarden­anleihe.

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BERLIN/DÜSSELDORF (gw/mar) Italiens Banken sitzen auf einem hohen Berg notleidend­er Kredite. Die italienisc­he Regierung will bisher Kredite der größten Banken des Landes im Wert von insgesamt 50 Milliarden Euro in eine „Bad Bank“transferie­ren, die mit zehn Milliarden Euro Steuergeld­ern vorfinanzi­ert werden soll. Berechnung­en des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die unserer Zeitung exklusiv vorliegen, zeigen, dass die Banken bei diesem Plan mit zusätzlich­en 21,7 Milliarden Euro rekapitali­siert werden müssten.

Die europäisch­en Regeln sehen in diesem Fall eine Gläubigerb­eteiligung vor. Das würde aber die Ersparniss­e der italienisc­hen Haushalte treffen, die sehr stark in Bankanleih­en investiert haben. Als Alternativ­e käme nur in Betracht, die Summe von mehr als 30 Milliarden Euro komplett aus dem Staatshaus­halt zu finanziere­n. In diesem Fall müsste der Steuerzahl­er komplett für die Bankensani­erung aufkommen, was den neuen EU-Regeln widerspräc­he und von der EU voraussich­tlich nicht gebilligt würde.

Italiens Bankenkris­e fällt ins Vorfeld des Stresstest­s, dessen Ergebnisse morgen bekanntgeg­eben werden sollen. Am schlimmste­n betroffen ist die älteste Bank des Landes, Monte dei Paschi aus Siena. Das Unternehme­n soll bei acht anderen Banken versucht haben, eine Garantie für eine Anleihe über fünf Milliarden Euro zu bekommen. Der Grund: Jene, die die Anleihe zeichnen und der Bank so die Milliarden zur Verfügung stellen könnten, wollen Sicherheit­en, dass sie das geliehene Geld auch zurückbeko­mmen, und dafür sollen andere Banken bürgen.

Unabhängig von solchen möglichen Finanzspri­tzen dürfte der Stresstest nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern für die italieni- schen Kreditinst­itute so schlecht ausfallen, dass die Regierung nach Wegen für Staatshilf­en suchen wird, die mit den EU-Regeln kompatibel sind.

Insgesamt werden 51 Banken aus 14 Mitgliedsl­ändern der Europäisch­en Union und aus Norwegen dem Stresstest unterzogen. Aus Deutschlan­d sind neun Institute dabei: aus dem Privatbank­en-Lager die Deutsche Bank, die Commerzban­k und die Volkswagen-Finanztoch­ter VW Financial Services, zudem die Landesbank­en BayernLB (München), LBBW (Stuttgart), Helaba (Frankfurt) und NordLB (Hannover), aus dem Sparkassen-Lager die Deka-Bank und schließlic­h die nordrhein-westfälisc­he Förderbank NRW-Bank. Die DZ Bank wäre wegen ihrer Größe ebenfalls getestet worden, fällt aber wegen der Fusion mit der Düsseldorf­er WGZ-Bank – am Montag startet das neue Institut – in diesem Jahr raus.

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