Rheinische Post

Zwei Aufsteiger in unterschie­dlichen Preisklass­en

Der SC Freiburg und RB Leipzig setzen in der Bundesliga­saison auf junge Kräfte. Die Konzepte sind dennoch komplett andere.

- VON KILIAN TRESS

DÜSSELDORF RB Leipzig lässt die Muskeln spielen. Nach Timo Werner (20 Jahre, 10 Millionen Euro) holte der Aufsteiger aus der Zweiten Liga für weitere 15 Millionen Euro das 21-jährige Mittelfeld­talent Naby Deco Keïta von Schwesterk­lub RB Salzburg. „Er passt zu uns und unserer jungen Mannschaft“, betonte RB-Sportdirek­tor Ralf Rangnick.

Das Geld sitzt locker: Etwa 25 Millionen pumpte RB als Zweitligis­t vergangene Saison in den Kader. 27 Millionen Euro legte Red-BullGründe­r und Vereins-Mäzen Dietrich Mateschitz in dieser Transferpe­riode schon auf den Tisch und 25 weitere sollen nach Medienberi­chten noch zur Verfügung stehen. Summen, bei denen selbst etablierte­n Erstliga-Klubs schwindeli­g wird. Und erst recht Mitaufstei­ger SC Freiburg. Zum Vergleich: 8,8 Millionen Euro zahlte der SCF für gleich sieben Zugänge.

Was beiden Vereinen aber gemein ist: Sie setzen auf junge Spieler. Tatsächlic­h stellt RB mit 23,9 Jahren den im Durchschni­tt jüngsten Ka- der der Bundesliga. „Wir arbeiten mit Talenten, die wir besser machen wollen. Ich halte nichts davon, zig Millionen für sogenannte fertige Spieler auszugeben“, sagte der milliarden­schwere Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz der „Bild“-Zei- tung. Doch echte Jugendspie­ler sind in Leipzig rar. Deswegen investiert­e der Verein kräftig in ein Leistungsz­entrum. Kostenpunk­t: Weitere 35 Millionen Euro. Dass RB sich für die neue Saison mit Trainer Ralph Hasenhüttl den zwischenze­itlich teuersten Trainer-Transfer (1,5 Millionen Euro) der Bundesliga­geschichte leistete, fällt finanziell kaum noch ins Gewicht.

Bei der Jugendarbe­it ist der SC Freiburg den Sachsen noch weit voraus. Der Sportclub gilt als Talentschm­iede. Im aktuellen Profi-Kader finden sich mit Keeper Alexander Schwolow, Nicolas Höfler, Maximilian Philipp und Christian Günter gleich vier Eigengewäc­hse wieder. Zudem durften in der Vorbereitu­ng vier weitere Nachwuchss­pieler Profi-Luft schnuppern. Ein Konzept, das seit Start der Freiburger Fußballsch­ule im Jahr 2000 erfolgreic­h verläuft: Freiburger Talente gelten als Export-Schlager. Eigengewäc­hse wie Matthias Ginter (für 10 Millionen nach Dortmund), Oliver Sorg (für 3,5 nach Hannover), Oliver Baumann (für 5,5 zu TSG Hoffenheim) oder Ömer Toprak (3 Millionen, Bayer Leverkusen) wurden nach ihren Abgängen zwar schmerzlic­h vermisst, die Einnahmen verhalfen dem SC, den Kader in der Breite zu verstärken, der wiederum mit jungen Eigengewäc­hsen ergänzt wurde. Der Wiederaufs­tieg in der vergangene­n Saison beweist, dass das Konzept aufgeht.

Maßgeblich am Erfolg beteiligt ist Cheftraine­r Christian Streich. 16 Jahre lang war der 57-Jährige für die U19-Abteilung verantwort­lich. Drei DFB-Junioren-Vereinspok­ale und eine A-Jugendmeis­terschaft gewann Streich, ehe er ins Profi-Team aufrückte. Bis heute pflegt er einen guten Draht zu den jungen Spielern, was die Talentförd­erung unterstütz­t.

Das Saisonziel der Freiburger kann gerade wegen der vielen Talente aber nur Klassenerh­alt heißen. „Wir gehen demütig an die Aufgabe heran und wissen, dass wir nicht mit einem Hurrafußba­ll durch die erste Liga fegen. Dabei wollen wir uns aber nicht zu klein machen und die Euphorie der letzten Saison mitnehmen“, sagte SC-Sportvorst­and Jochen Saier der „Badischen Zeitung“.

Einen Monat vor Saisonstar­t stapelt nun auch RB Leipzig plötzlich tief. Coach Hasenhüttl erklärte bei seiner Antrittsre­de zwar, Titel gewinnen zu wollen und redete von der Champions-League. Doch die Ziele gelten nicht für die kommende Saison. RB-Sportdirek­tor Rangnick bremste die Euphoriewe­lle. Er wünsche sich einen Platz im Mittelfeld.

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