Rheinische Post

Künstler spielen ihre Lieblingsa­lben

Bei einem neuen Festival im Zakk treten sieben Bands bei exklusiven Konzerten auf. Sie bringen ihre wichtigste­n Platten auf die Bühne.

- VON KLAS LIBUDA

Torch kommt, und er spielt „Blauer Samt“, das ganze Album von 2000, jeden, wirklich jeden Song, von „Kapitel 29“bis „Morgen“. Das hat es so ganz sicher nie gegeben, dass sich einer der großen deutschen RapPionier­e auf die Bühne stellt und sein bahnbreche­ndes Werk in Gänze präsentier­t. Aber das passiert nun, das Zakk lädt für Dezember zu einem neuen Musikfesti­val ein. An sieben Abenden kommen sieben große Bands und Künstler der deutschen Pophistori­e und spielen ihre größten Alben von vorne bis hinten. Nicht mehr Songs, aber eben auch nicht weniger. „Lieblingsp­latte“heißt die Konzertrei­he.

Die Goldenen Zitronen sind dabei, The Notwist, Mutter, ASD und Torch. Mit Fehlfarben um Sänger Peter Hein sowie Michael Rother werden außerdem Künstler auf der Bühne stehen, die ursprüngli­ch aus Düsseldorf kommen, aber seit Jahrzehnte­n weit über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt sind. Man habe die Bedeutung der Düsseldorf­er Musikszene mit der überregion­alen Szene verknüpfen wollen, sagt Festivalle­iter Miguel Passarge. Schon viele Jahre habe der Musikchef des Zakk die Idee zum Festival mit sich herumgetra­gen. „Wie kann man noch mal einen draufsetze­n“, habe er sich gefragt, erzählt er. Nun also versucht er’s.

„Monarchie und Alltag“wird das erste Album sein, das beim Lieblingsp­latte-Festival auf die Bühne gebracht wird. Fehlfarben werden ihr für den deutschspr­achigen Punk wegweisend­es Debütalbum von 1980 am 10. Dezember aufführen. Also nicht nur „Grauschlei­er“, „Ein Jahr (Es geht voran)“und „Paul ist tot“, sondern auch die sehr guten Lieder dazwischen. „Das Festival ist auch eine Würdigung des Formats Album“, sagt Passarge. Michael Rother (ehemals Kraftwerk und Neu!) habe für seinen Auftritt bereits die alten Bandaufnah­men von „Flammende Herzen“digitalisi­ert, um die Tonspuren möglichst werkgetreu in sein Konzert einbinden zu können.

Welches ihrer Alben sie in Düsseldorf spielen wollen, war den Künstlern überlassen. „Es muss nicht das bekanntest­e, aber das wichtigste Werk sein“, sagt Miguel Passarge. Er hatte da so seine Vorstellun­gen, aber die Musiker hatten zuweilen andere. So kommt es, dass Die Goldenen Zitronen nicht mit ihrem vielleicht populärste­n Album „Das bißchen Totschlag“(1994) ins Zakk kommen, sondern mit dem etwas sperrigere­n „Lenin“von 2006. Das hält die Band für ihr bestes Album. „Das ist ja auch interessan­t, wie die Sicht der Künstler auf ihr eigenes Werk ist“, findet Passarge. Den Hamburger Musikern musste der Konzertver­anstalter nun jedenfalls für Dezember einen Proberaum in Düsseldorf mieten. Sie wollen lieber noch mal üben.

Das gesamte Festival wird im Zakk an der Fichtenstr­aße stattfinde­n, anders als etwa das New-FallFestiv­al, das Ende Oktober in vielen Konzertstä­tten der Stadt, zum Beispiel dem Robert-Schumann-Saal oder dem Capitol, zu Gast sein wird. Anders auch als das „New Fall“oder das Open-Source-Festival bekommt das Lieblingsp­latte-Festival bislang keinen Extrazusch­uss der Stadt, weil das Kulturzent­rum ohnehin städtisch gefördert wird – in diesem Jahr mit 935.000 Euro. Je nachdem, wie das Festival beim Publikum ankommt, soll es eine Fortsetzun­g geben. Die Besucherza­hlen müssen stimmen.

Es ist ein kalkuliert­es Risiko, das das Zakk eingeht, zum einen, weil Nostalgie-Konzerte und Ein-Album-Abende zuletzt in Mode kamen, zum anderen, weil die Programmma­cher ein gutes Händchen hatten. Mit The Notwist kommt eine Band, die auch internatio­nal erfolgreic­h ist und die mit ihrem Album „Neon Golden“bereits 2002 im Zakk gastierte. Damals war die Platte ganz neu. Die Band Mutter ist indes eher etwas für Kenner. Samy Deluxe kennt wiederum jeder, der etwas mit HipHop anfangen kann. Der Rapper kommt allerdings nicht allein oder mit DJ Dynamite, mit dem er Ende der 90er bekannt wurde. Der 38-Jährige wird mit dem Rapper Afrob auftreten, mit dem er sich für das Projekt ASD zusammenge­tan hat. Ihr Album für Düsseldorf heißt: „Wer hätte das gedacht?“

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FOTOS: DPA, ZAKK Torch spielt noch mal „Blauer Samt“. Es ist das einzige Album, das der Rapper je herausgebr­acht hat.
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Fehlfarben um Sänger Peter Hein (Mitte) spielen im Zakk ihr Album „Monarchie und Alltag“.
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Der Musiker Michael Rother (Mitte) kommt mit Band. Sein Album: „Flammende Herzen“.
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FOTOS: FACELAND.COM, WELTREKORD
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FOTOS: MARC EMERIK, RANDOM RECORDS

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