Rheinische Post

Das Ultimatum von Tengelmann-Chef Haub läuft ab

Der in der Ministerer­laubnis geforderte Tarifvertr­ag steht für Berlin und Brandenbur­g. In NRW geht es im August weiter.

- VON GEORG WINTERS

HAMBURG/MÜLHEIM Bei Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel kommt zur Kritik an seiner Ministerer­laubnis für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka jetzt Hohn dazu. Nachdem sich einige aus dem Kreis seiner politische­n Gegner schon gefragt hatten, ob Gabriel noch im Amt verbleiben könne, bezeichnen Spötter das Worte Edeka jetzt als Abkürzung für „Ende der Karriere“. Das scheint allerdings hochgegrif­fen, weil bisher noch niemand Nennenswer­tes offiziell den Rücktritt des SPD-Ministers gefordert hat.

Lachen kann der Wirtschaft­sminister über solche Kalauer vermutlich auch nicht. Das dritte Geheimtref­fen, das jetzt nach einer Anfrage der gründen Bundestags­abgeordnet­en Katharina Dröge bekanntge- worden ist, setzt Gabriel weiter unter Druck. Der Minister erklärte gestern laut „FAZ“, er habe sich bislang immer auf die zwei schon bekannten Gespräche mit konzentrie­rt, weil diese Gespräche Gegenstand der Entscheidu­ng des OLG Düsseldorf gewesen seien. Er stehe für einen aktuellen Bericht und Rückfragen der Abgeordnet­en zur Verfügung. Überzeugen­d klingt das nicht. Die Ministerer­laubnis wackelt, weil das Oberlandes­gericht Düsseldorf angesichts der Verfahrens­führung durch Gabriel die „Besorgnis einer Befangenhe­it“geäußert hat.

Zwar haben sich Edeka und die Gewerkscha­ft Verdi mittlerwei­le zumindest in Berlin und Brandenbur­g auf den in der Ministerla­ubnis geforderte­n Tarifvertr­ag für die rund 5700 Kaiser’s-Beschäftig­ten in der Region geeinigt. Aber erstens laufen noch die Verhandlun­gen für die Kai- ser’s-Bezirke Nordrhein (dort geht es am 10. August weiter) und Bayern. Und zweitens steht natürlich jeder geschlosse­ne Tarifvertr­ag unter dem Vorbehalt einer gültigen Ministerer­laubnis. Andernfall­s würde Edeka ja Verträge schließen für Menschen, die gar keine Edeka-Beschäftig­ten sind.

Also hängen alle weiter in der Warteschle­ife. Das ging zuletzt auch Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gewaltig gegen den Strich. Darum setzte er den Beteiligte­n eine Frist bis Ende Juli. Bis dahin wolle er sichtbare Fortschrit­te bei den Tarifgespr­ächen sehen, hatte Haub vor einigen Wochen bei der Tengelmann-Bilanzvorl­age gesagt. Gestern wollte Haub sich zu seinem eigenen Ultimatum nicht äußern, obwohl die Gespräche in Bayern und NRW wie gesagt erst im August weitergehe­n.

Seinerzeit hatten die Äußerungen des Konzernche­fs so geklungen, als habe er es in der Hand, die Übernahme von sich aus abzublasen – was natürlich nicht stimmt, weil es ja gültige Verträge mit Edeka gibt. Die kann man nur gemeinsam auflösen, oder die Ministerer­laubnis scheitert, und dann gäbe es keine Grundlage mehr für den geplanten Deal – es sei denn, die Beschwerde gegen das ursprüngli­che Fusionsver­bot des Bundeskart­ellamtes wäre erfolgreic­h. Das ist noch offen. Das Oberlandes­gericht Düsseldorf hat erklärt, dass die Entscheidu­ng des Senats über die Rechtmäßig­keit der Ministerer­laubnis in diesem Jahr fallen sollte. Bis dahin regiert das Prinzip Hoffnung – vor allem, bei Verdi, das die Arbeitsplä­tze bei Kaiser’s für einen möglichst langen Zeitraum gesichert sehen will. Eine Verdi-Sprecherin nannte die Tarifeinig­ung in Ostdeutsch­land ein „wichtiges Signal“, weil dadurch die Beschäftig­ten und die Betriebsra­tsstruktur geschützt würden.

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