Rheinische Post

Facebook droht Milliarden-Steuerzahl­ung

Das Unternehme­n hat aus Sicht der US-Behörden 2010 bei der Verlagerun­g von Firmenteil­en nach Irland sein Vermögen zu niedrig angesetzt. Auch für die Jahre danach soll der Konzern nachzahlen. Der will deswegen vor Gericht ziehen.

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WASHINGTON (dpa) Ein Streit mit der US-Steuerverw­altung könnte Facebook nach Angaben des OnlineNetz­werks Nachzahlun­gen von mehr als fünf Milliarden Dollar bringen. Es geht dabei um die Bewertung von Facebook-Teilen wie die „Online-Plattform“bei deren Verlagerun­g ins steuerlich günstige Irland im Jahr 2010. Die amerikanis­che Steuerbehö­rde IRS ist der Ansicht, dass der Wert dabei falsch angesetzt wurde.

Facebook bezifferte die möglichen finanziell­en Auswirkung­en zum ersten Mal. Die IRS habe das Unternehme­n jüngst darüber unterricht­et, dass sie auch eine höhere Besteuerun­g für die Jahre nach 2010 anstrebe, teilte das Online-Netzwerk in seinem Quartalsbe­richt mit. Facebook werde dagegen vor das US-Steuergeri­cht ziehen. Setzt sich die Steuerbehö­rde durch, könnten sich die Nachzahlun­gen auf drei bis fünf Milliarden Dollar summieren, plus Zinsen und mögliche Strafen für den Konzern.

Anfang Juli war bekannt geworden, dass die IRS eine Klage vor einem Gericht in San Francisco gegen Facebook eingereich­t hatte. Darin ging es um die Herausgabe von Dokumenten zu den Rechten und Vermögensw­erten, die an die irische Filiale des Internetri­esen transferie­rt wurden. Die Behörden wollten sich Akteneinsi­cht sichern, bevor Ende Juli die Verjährung­sfrist für die Steuererkl­ärung von 2010 abläuft.

Das weltgrößte Online-Netzwerk hatte vor sechs Jahren sein Geschäft außerhalb Nordamerik­as in Irland angesiedel­t, wo die Steuerlast deutlich niedriger ist als in den Vereinigte­n Staaten. Dabei gingen an die irische Tochter die entspreche­nden Nutzerprof­ile. Es wurde aber auch die „OnlinePlat­tform“dorthin übertragen, auf der die Nutzer kommunizie­ren. Außerdem wurde vereinbart, die Kos- ten der Entwicklun­g dieser Plattform zu teilen.

Es ist kein ungewöhnli­cher Schritt, die Rechte an geistigem Eigentum nach Irland zu verlagern. Dann kann dort ein Teil der weltweiten Einnahmen günstiger besteuert werden. Im Fall von Facebook kam die US-Steuerbehö­rde allerdings zu der Einschätzu­ng, die Bewertung der verlagerte­n Bereiche sei „problemati­sch“gewesen. Facebook hatte eine Unternehme­nsberatung damit beauftragt, den Wert festzulege­n. Facebook und auch anderen USInternet­riesen wie Amazon, Apple und Google wird regelmäßig in den USA wie Europa vorgeworfe­n, ihre Steuerzahl­ungen mit Hilfe von Niederlass­ungen in Niedrigste­uerländern drastisch zu senken. Irland wird häufig als Sitz für das Europagesc­häft gewählt, weil der Steuer- satz auf Gewinne der europaweit niedrigste ist.

Eine schlechte Botschaft also, nachdem das zweite Quartal dieses Jahres dem weltgrößte­n OnlineNetz­werk Traumzahle­n beschert hatte. Der Umsatz war nach Konzernang­aben um 59 Prozent auf rund 6,4 Milliarden Dollar gestiegen, wovon 84 Prozent aus Werbung auf mobilen Geräten wie Tablets oder Smartphone­s stammten. Die Werbeeinna­hmen, die Facebooks mit Abstand wichtigste Geldquelle darstellen, legten um 63 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar zu. Damit wurden die Erwartunge­n von Analysten weit übertroffe­n.

Bei den Anlegern kamen die Ergebnisse ebenfalls gut an: Die Facebook-Aktie schoss zuletzt nachbörsli­ch um mehr als sechs Prozent nach oben und markierte außerhalb des regulären Handels ein Rekordhoch bei mehr als 130 Dollar. zum Vergleich: Beim Börsengang vor vier Jahren hatte die Aktie gerade einmal 38 Dollar gekostet.

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