Rheinische Post

Schattensp­ieler heben die Schwerkraf­t auf

Am Dienstag hat „Shadowland 2“im Capitol Premiere. Wir haben die sehenswert­e Tanz- und Musik-Show bereits erlebt.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Der Jubel des Publikums im Berliner Admiralspa­last steigert sich, als die Tänzer beim Finale von „Shadowland 2“aus ihren Körpern Symbole formen – das Brandenbur­ger Tor und einen putzigen Bären. Wie bei der Welturauff­ührung der amerikanis­chen Show wird es in jedem Tourneeort solche Bezüge geben. Gleich die zweite Station ist das Capitol Theater, wo die einzigarti­ge Mixtur aus Tanz, Akrobatik und Schattensp­iel ab kommendem Dienstag gastiert.

„Was können wir für Düsseldorf nehmen?“, fragt Produzent Itamar Kubovy am Morgen nach der Berliner Premiere. Also, ganz sicher schon mal die Gehry-Bauten im Hafen. Und dann den markanten Fernsehtur­m. „Habt Ihr so einen wie am Alexanderp­latz?“Nun ja, so ähnlich. Zufrieden macht er sich Notizen. Es bleibt nicht viel mehr Zeit für Experiment­e beim Schlussbil­d. Aber daran ist die Truppe gewöhnt. durch und geben ein Stück der Illusion preis. Momente wie in Zeitlupe, bei denen die Schwerkraf­t aufgehoben scheint, blenden über zu rasanten Szenen, stets begleitet vom Klangteppi­ch der eigens komponiert­en Musik. Allerdings soll auch nicht jeder Trick enthüllt werden, zu viel Realität könnte den Zauber verfliegen lassen.

„Wir haben lange überlegt, welche Geschichte wir diesmal erzählen wollen“, sagt Itamar Kubovy. Der Welterfolg von „Shadowland“liegt fünf Jahre zurück. Jetzt war die Kreativ-Schmiede Pilobolus bereit zu neuen Abenteuern aus dem Reich der Schatten und zog sich mit dem als Autor neu verpflicht­eten Steven Banks (Drehbuchsc­hreiber der Serie „SpongeBob SquarePant­s“) in die Wälder Connecticu­ts zurück. „Es war nicht einfach so, dass ich wie sonst ein Skript ablieferte“, berichtet Banks. „Ideen wur- den entwickelt, improvisie­rt, diskutiert, verworfen. An diesem Prozess waren alle beteiligt.“Um sich besser in die Akteure einfühlen zu können, nahm der Autor sogar Tanzstunde­n.

Er ersann Szenen voller Poesie: Ein Schattensp­iel zeichnet anrührend die Geschichte eines Liebespaar­es nach. Andere werfen ein grelles Licht auf die moderne Arbeitswel­t und ihre stupiden Abfolgen. Die Routine wird unterbroch­en, als just unser Liebespaar in einem Karton ein Vögelchen entdeckt und mit ihm auf eine traumhafte Reise geht. Auch nach Afrika. Man denkt bei diesen Bildern und der eingängige­n Musik bisweilen an „König der Löwen“. Und erinnert das puschelige Vogelwesen, das auf dünnen Beinen ins Leben stakst, nicht ziemlich stark an ein Pokémon? Jeder kann seiner Fantasie freien Lauf lassen und eigene Assoziatio­nen finden.

Am meisten überwältig­en in „Shadowland 2“die kunstvolle­n Schattensp­iele. „Schatten und ihre Wirkung sind uns seit unserer Kindheit vertraut“, sagt Produzent Kubovy. „Wir formen mit den Fingern Figuren, werfen sie an die Wand und freuen uns daran. Diesen Effekt haben wir mit brillanter Technik noch weiter perfektion­iert, und es ist uns gelungen, eine Multimedia-Show daraus zu machen. Auch Erwachsene brauchen Imaginatio­n, nicht nur Kinder.“

Die 1971 gegründete PilobolusG­ruppe wurde über Nacht berühmt, als sie bei der „Oscar“-Verleihung 2007 die nominierte­n Filme als Schattensp­iel darstellte.

„Danach lag das ganze Equipment ungenutzt herum“, sagt Itamar Kubovy. „Das fanden wir schade und hatten den Einfall mit der Show, aus der dann ein Welterfolg wurde.“

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FOTOS (2): DPA In jeder Stadt gibt es ein berühmtes Bauwerk: hier der Eiffelturm in Paris als Schattenri­ss.
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Die Freiheitss­tatue mit „I Love New York“-Schablone.

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