Rheinische Post

Spanien in Häppchenfo­rm

Das Lokal „La Luna“am Alten Hafen serviert Tapas in zahlreiche­n Varianten. Allerdings ist es nicht leicht zu finden.

- VON UTE RASCH

Meeresraus­chen, Sonnenunte­rgang, im Glas ein eiskalter Rosado, auf dem Teller Tapas – so schmeckt Spanien im Häppchenfo­rmat. Na ja, fürs Meeresraus­chen ist eine kräftige Portion Fantasie notwendig, dazu sind die Rheinwelle­n eindeutig zu schlapp, aber ansonsten werden im „La Luna – Tapas Españolas“alle Zutaten für einen entspannte­n Sommeraben­d serviert – andalusisc­he Gitarrenkl­änge inklusive.

Es ist nicht leicht zu finden, dieses Restaurant am Rathausufe­r versteckt sich im Souterrain, unterhalb der Fußgängerb­rücke zum Alten Hafen. Die idyllische Terrasse mit zehn Tischen bleibt selbst dann eine ruhige Nische, wenn Tausende Spaziergän­ger an lauen Abenden über die Rheinprome­nade flanieren. Von den Massen oben sind unten allenfalls Schattensp­iele an der alten Ziegelwand des Hafens zu sehen. Der Blick schweift übers Wasser und bleibt an einem üppig wuchernden Blauregen hängen. So vergeht die Wartezeit aufs Essen schnell, zumal der freundlich-flinke Service schon mal Brot mit Aioli serviert hat. Den Brotkorb sollte man keinesfall­s verschmähe­n. Er ist aus gebackenem Parmesan, knusprig und köstlich.

Aber bloß nicht zu viel von der Backware naschen, denn schon kommen sie: die Tapas, dekorativ serviert auf Schieferpl­atten. Rita Martin-Cabrera, Inhaberin des „La Luna“, hat die Rezepte in ganz Spanien gesammelt, nicht nur auf ihrer Heimatinse­l Fuertevent­ura. Zwei Jahre arbeitete sie in der spanischen Restaurant-Szene Düsseldorf­s, um sich intensiv auf den „großen Schritt“vorzuberei­ten. Im Dezember hat sie ihr eigenes Lokal eröffnet, das in einem schlicht-eleganten Raum hinter der Terrasse noch mal Platz für zehn Tische bietet. „Meine Gäste sollen sich ein bisschen wie in Ferien fühlen“, sagt sie. Und dazu gehöre das Essen doch nun mal ganz wesentlich.

Klassiker der spanischen Häppchen-Kunst wie Albóndigas (kleine Fleischklö­ßchen in Tomatensoß­e, 7,90 Euro), scharfe Garnelen „PilPil“(12,50 Euro) und Schweinerü­cken mit Pflaumen gefüllt (8,50 Euro) stehen immer auf der Karte. Darüber hinaus gibt es wöchentlic­h wechselnde Tapas-Spezialitä­ten. Unbedingt zugreifen sollte man, wenn es Teigtasche­n mit Pilzpesto gibt (4,50 Euro), Manchego-Sardellen mit Trüffelöl (3,50 Euro) und gefüllten Tintenfisc­h mit Ratatouill­e auf Avocadopür­ee (7 Euro).

Danach ist erst mal eine kleine Essens-Pause notwendig, die Portionen sind deutlich üppiger, als die Preise vermuten lassen. Währenddes­sen lassen sich an den Nebentisch­en die Schieferpl­atten studieren, die auch ziemlich verlockend aussehen und zum Nachordern verführen: Thunfisch Empanadas im Blättertei­g (3,90 Euro) oder pikante Chorizotas­chen (4,50 Euro).

Während der Gast mit den letzten Bissen kämpft, wird klar, warum der Kellner warnte, als Hauptgang anschließe­nd noch eine Paella zu bestellen. Ihre Zubereitun­g dauert 45 Minuten, aber ihre Qualität erreicht leider nicht die der Tapas (zu wenig Würze, trockene Garnelen). mit Ziegenkäse

Das „La Luna“ist der Ort für Häppchen – und davon möglichst viele. Zum Schluss geht vielleicht noch ein Schoko-Törtchen mit perfekt flüssigem Kern oder eine dickflüssi­ge Crema Catalana. Der Bananenlik­ör danach wird vom Haus spendiert, er stammt von Fuertevent­ura und schmeckt nach der Sonne des Südens.

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